(OT: „Drone“, Regie: Jason Bourque, Kanada, 2017)
Offiziell arbeitet Neil (Sean Bean) in der IT-Branche. Das stimmt jedoch nur zum Teil: Seine eigentliche Arbeit besteht darin, als Drohnenpilot in Kriegsgebieten Gegner auszuschalten. Niemand weiß jedoch von diesem Doppelleben, nicht einmal seine Frau Ellen (Mary McCormack) und der gemeinsame Sohn Shane (Maxwell Haynes). Die haben momentan ohnehin ganz andere Sorgen, ist doch Neils Vater vor Kurzem gestorben, was vor allem Shane nicht verkraftet. Da taucht der pakistanische Geschäftsmann Imir Shaw (Patrick Sabongui) auf, um ein Boot der Familie zu kaufen. Die Kaufverhandlungen bewegen sich jedoch in eine unerwartete Richtung, schließlich ist der Unbekannte aus einem ganz anderen Grund bei Neil aufgetaucht.
Der Einsatz von Drohnen hat die Kriegsführung, wie wir sie kennen, ganz schön umgekrempelt. Nun können Feinde beschossen werden, ohne überhaupt nur in ihrer Nähe sein zu müssen. Von einem kleinen Büro in den USA aus ein pakistanisches Dorf plattmachen? Kein Problem. Problematisch ist jedoch, dass durch diese Fernangriffe immer wieder Unschuldige ums Leben kommen oder zumindest kommen können. Ist das zu rechtfertigen, um ein größeres Übel zu verhindern? Diese Frage stellte letztes Jahr Eye in the Sky, forderte mit der Abwägung von Vorteilen wie Nachteilen auch das Publikum heraus.
Was mache ich hier eigentlich?
Ein bisschen möchte das auch Drone – Tödliche Mission. Zumindest steht Jason Bourque (Die Prophezeiung der Maya), der hier Regie führte und das Drehbuch mitschrieb, dieser neuen Kriegsführung mindestens skeptisch gegenüber. Dass so ein Einsatz komplett danebengehen kann, das zeigt er schließlich gleich zu Beginn. Dass Imir nicht irgendein zufälliger Passant ist, auch das wird von Anfang an klar gemacht. Vielmehr ist er ein Opfer eben jenes desaströsen Einsatzes. Die Spannung aus Zuschauersicht ist dann auch weniger, was den Mann in dieses Haus treibt, sondern wie dieses Duell denn ausgeht. Welchen Plan der Unbekannte verfolgt.
Das hätte durchaus packend sein können, sowohl als moralische Auseinandersetzung wie auch als Kammerspiel-Thriller – nahezu der gesamte Film spielt in dem kleinen Haus der Familie. Aus irgendeinem Grund war Bourque aber wohl der Ansicht, dass beides allein nicht ausreicht. Und so reicherte er die Geschichte noch mit allerlei Nebenkriegsschauplätzen an. Der Tod des Großvaters beispielsweise, der Shane so zusetzt und Neil zwingt, an einer Grabrede zu arbeiten. Das Verhältnis zwischen den beiden ist auch deshalb schon belastet. Das zwischen Neil und Ellen ist ebenfalls nicht das Beste.
Tödliche Langeweile
Als Folge wird bei Drone oft nicht klar, was genau dieser Film denn eigentlich will. Bis es zu der Konfrontation zwischen Neil und Imir kommt, ist die Geschichte schon fast vorbei. Die eigentlich spannende Komponente wird damit ausgeschaltet, noch bevor sie sich entfalten kann. Von der moralischen Ambivalenz ganz zu schweigen. Als Familiendrama taugt das hier aber ebenso wenig, dafür sind die einzelnen Handlungsstränge nicht sorgfältig genug ausgearbeitet, insgesamt zu plakativ und hysterisch. Was bleibt ist zum einen die latente Langeweile, aber auch ein wenig Ärger über das verschenkte Potenzial. Die Zutaten für einen guten Film wären da gewesen, was jedoch nur wenig Trost spendet, wenn sie derart unbedacht miteinander vermischt werden.
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