(OT: „The Emoji Movie“, Regie: Tony Leondis, USA, 2017)
Gene ist ein Emoji aus der Meh-Familie und hat als solches nur eine Aufgabe: immer gleichgültig und mies ausschauen. Schließlich sollen Menschen mit seiner Hilfe ihre Gefühlslage ausdrücken, ohne große Worte zu verwenden. Bei Gene will das aber nicht so recht klappen, da er seine eigenen Gefühle nicht unter Kontrolle hat. Was aber bringt ein Emoji, das nicht klar definiert ist? Nichts, meint Smiler, die das seltsame Smiley löschen lassen will. Alex, dem das dazugehörige Handy gehört, will sogar noch einen Schritt weiter gehen: Alle Programme sollen gelöscht werden, weil er einen ausgewachsenen Handydefekt vermutet. Und so müssen Gene und Hi-5 nicht nur den Häschern von Smiler entkommen, sondern mit Hilfe der Hackerin Jailbreak auch das Ende aller Smileys verhindern.
Seine Liebe zu Toy Story soll es gewesen sein, die Tony Leondis zu Emoji – Der Film inspiriert hat. Nur dass hier die altmodischen Spielzeuge aus dem Kinderzimmer durch die allgegenwärtigen digitalen Begleiter ersetzt wurden. Man könnte aber auch diverse andere Animationsfilme zum Vergleich heranziehen. Ralph reichts zum Beispiel, in dem ebenfalls digitale Figuren ein geheimes Eigenleben führten. Oder auch Alles steht Kopf, das davon handelte, dass Gefühle durchaus gemischter Natur sein dürfen. Viele gute Vorbilder also, an denen sich Leondis hätte orientieren können. Umso trauriger ist es, was am Ende hier herausgekommen ist.
Erwartung schlecht, alles schlecht?
Wobei fairerweise hinzugefügt werden muss: Einen guten Film hätten hier selbst die größten Optimisten kaum erwartet. Zum einen haben sich Sony Pictures Animation trotz einzelner Volltreffer wie Könige der Wellen und Arthur Weihnachtsmann nicht unbedingt als Animationsstudio der ersten Klasse etabliert. Und Emojis sind einem durch den aufdringlichen Gebrauch im Alltag von vornherein so unsympathisch, dass da nichts Vernünftiges bei herauskommen kann. Dass Emoji – Der Film mit einer selten gesehenen Häme von Kritikern zerrissen wurde, hängt also nur zum Teil mit dem Gebotenen zusammen. Da war auch viel Anti-Hype dabei, zudem Unkenntnis, wie schlecht Animationsfilme wirklich sein können – siehe Izzies Weg nach Hause.
Das soll nicht bedeuten, dass Emoji – Der Film gut wäre. Es gibt hier fast nichts, das tatsächlich dieses Adjektiv verdienen würde. Die Optik ist auf einem soliden CGI-Niveau, das darf man hier schon sagen. Wobei die eigenwillige Wahl der Protagonisten ein zweischneidiges Schwert ist. Man kann einerseits bei derart simpel gebauten Figuren nicht wirklich viel falsch machen. Es fehlen aber auch die positiven Merkmale und Anreize. Bei den Settings wurde ebenfalls nicht versucht, sich irgendwie hervorzuheben. Wo Alles steht Kopf mit abwechslungsreichen Schauplätzen die Geschichte aufwertete, da gibt es hier … nichts.
Ein Handyreich für einen Witz!
Dabei wäre das ganz praktisch gewesen, um den ebenfalls nicht sehr ambitionierten Inhalt auszugleichen. Der Geschichte ihre Vorhersehbarkeit vorzuwerfen, wäre verschwendete Lebenszeit, Originalität ist bei dieser Art Kinderunterhaltung ja selten gefragt. Das größte Problem von Emoji – Der Film ist vielmehr, dass die Witze so eintönig sind. Anfangs gibt es noch ein paar kleine Seitenhiebe auf Jugendliche, die vor lauter digitaler Ersatzkommunikation das Sprechen verlernt haben. Diesem leicht satirische Einschlag wird aber nur selten Ausdruck verliehen. Ansonsten beschränkt sich der Film gern darauf, Begriffe wie Internettroll oder diverse Handyspiele direkt zu visualisieren und dabei für clever zu halten.
Das ist schon beim ersten Mal nicht wirklich witzig, nutzt sich mit der Zeit auch schwer ab. Für einen Film wie diesen hier, der sich so sehr mit Zeitgeist schmückt, ist das schon ziemlich altbacken. Bleibt noch die grundsätzliche Aussage zur Vielfalt von Gefühlen und das Plädoyer für Außenseiter. Das geht immer, funktioniert auch bei der millionsten Wiederholung und umgeben von seelenlosen Scheißhaufen und überdimensionierten Händen. Nur weil etwas geht, heißt es aber nicht, dass es auch gemacht werden muss. Und so ist Emoji – Der Film nicht die empörende Katastrophe, die manche daraus machen wollen, sondern in erster Linie eine ziemliche Zeitverschwendung. Ein Aufruf zur Individualität, der selbst jede Individualität fehlt. Was auch schon schlimm genug ist.
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