(OT: „Happy Death Day“, Regie: Christopher B. Landon, USA, 2017)
Es ist ein Tag wie jeder andere. Oder er hätte es zumindest für Tree Gelbman (Jessica Rothe) sein sollen. Aber nicht nur, dass sie Geburtstag hat, woran sie nicht unbedingt erinnert werden möchte. Sie wacht auch in der Studentenwohnung von Carter (Israel Broussard) auf – an den sie sich so gar nicht erinnern kann. Und dann wird sie auch noch auf offener Straße ermordet! Oder doch nicht? Am nächsten Tag wacht sie auf. Wieder ist ihr Geburtstag, wieder ist sie bei Carter, wieder trifft sie ihre Mitbewohnerinnen Lori (Ruby Modine) und Danielle (Rachel Matthews) und ihren Professor Gregory (Charles Aitken), mit dem sie Affäre hat. Und obwohl sie diesmal alles anders macht, wird sie wieder ermordet. Aber warum? Und von wem?
Ob Harold Ramis damals geahnt hat, was er mit Und täglich grüßt das Murmeltier anrichten würde? Eigentlich war seine Komödie über einen Mann, der denselben Tag immer wieder erlebt, 1993 gar kein so wahnsinniger Hit gewesen. Erfolgreich war sie, aber nicht in dem Maße, dass man sich heute unbedingt daran erinnern müsste. Und doch tut es jeder. Denn die originelle Geschichte machte den Film mit der Zeit zu einem absoluten Kult, der ein knappes Vierteljahrhundert später immer noch zahlreiche Kollegen inspiriert. Dass Happy Deathday stark auf dem Evergreen basiert, daraus macht Christopher B. Landon (Scouts vs. Zombies – Handbuch zur Zombie-Apokalypse, Viral) kein Geheimnis. Manches wirkt ein bisschen zu dreist geklaut, dafür gibt es eine sympathisch selbstironische Hommage.
Bekannte Zutaten, neu gemischt
Sympathisch ist aber auch der Film an sich. Und auch originell. Landon nimmt hier das Prinzip der Zeitschleife, kreuzt es mit der Aufgabe, den eigenen Mord zu verhindern, die wir beispielsweise aus dem Videospielklassiker „Shadow of Memories“ kennen, und garniert das Ganze mit einer Menge Humor. Während die einzelnen Bestandteile also bekannt und bewährt sind, so ist die Verknüpfung aus all dem doch erfrischend und überraschend stimmig. Ob Tree gerade verzweifelt versucht, aus den Fängen des Mörders zu entkommen, oder sie ihren Wissensvorsprung auf witzige Weise anwendet, es wirkt tatsächlich alles aus einem Guss.
Spannend ist Happy Deathday nur bedingt. Anders als bei regulären Slasherfilmen weiß man hier konzeptbedingt immer, wen es als nächstes erwischt. Dass Tree dem Alptraum am Ende entkommen wird, auch das steht nicht wirklich zur Debatte. Bis es so weit ist, werden zudem diverse obligatorische Situationen abgearbeitet. Die Reaktionen auf das ständige Neuerwachen folgen den üblichen Mustern. Auch die langsame Läuterung der ursprünglich ziemlich biestigen Tree verzichtet auf jegliche Überraschungen, ihr Erkenntnisgewinn ist nicht wirklich anders als der in Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie.
Die verflixte Suche nach dem Mörder
Spannung erzeugt der Film jedoch bei der Frage, wer denn eigentlich hinter den Morden steckt. Während sich Landon so gar nicht für den Grund der Zeitschleife interessiert, so macht es ihm doch offensichtlich Spaß, immer wieder falsche Fährten auszulegen und kleinere Wendungen einzubauen. Die sind zwar nur bedingt glaubwürdig, teilweise sogar komplett an den Haaren herbeigezogen. Aber Happy Deathday will eben kein Krimi sein, sondern humorvoller Horror. Und das ist ihm ganz gut gelungen. Das Tempo ist hoch, die Gags sitzen, vor allem der unverbrauchte Cast trägt dazu bei, dass der sich erst einmal so billig anhörende Film doch sehr viel besser ist als gedacht. Vor allem Jessica Rothe geht in der Hauptrolle auf, darf ihrer Figur viele verschiedene Facetten abgewinnen und hat dabei einen Mordsspaß, der sich auch auf das Publikum überträgt.
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