(OT: „Kagewani“, Regie: Tomoya Takashima, Japan, 2015)
Die Geschichten sind ebenso seltsam wie furchterregend. An mehreren Stellen des Landes wurde kurzen riesige Monster gesehen. Woher diese so plötzlich kommen, weiß keiner. Nur dass sie äußerst gefährlich sind, steht außer Frage, denn die meisten Begegnungen enden tödlich. Die Polizei ist angesichts der kontinuierlichen Schreckensmeldungen ratlos. Davon lässt sich der Wissenschaftler Sōsuke Banba jedoch nicht abhalten. Er geht diesen Phänomenen nach, fest entschlossen, den Rätseln auf den Grund zu gehen. Denn er hat auch eine Idee, was es mit den Wesen auf sich haben könnte.
Als 2013 Yamishibai anlief, war dies schon eine Ausnahmeerscheinung im Animebereich. Horrorgeschichten hatte es dort natürlich bereits vorher gegeben, nicht zu knapp sogar. Vergleichbar waren die aber kaum gewesen. Die nur wenige Minuten langen Folgen nahmen uns mit in das Reich japanischer Legenden und Mythen, erzählt im Stil des klassischen Papiertheaters. Das Ergebnis hatte zwar so seine Mängel, war aber dennoch eine ebenso interessante wie atmosphärische Abkehr von dem, was sich sonst so Horroranime schimpft.
Horror Business as usual?
Und so war zwei Jahre später die Neugierde groß, als sich Regisseur Tomoya Takashima mit Kagewani zurückmeldete. Umso mehr, da die Rahmenbedingungen ähnlich waren: Erneut waren wir hier in Horrorgefilden unterwegs, erneut sind die Folgen nur sehr kurz, erneut war die visuelle Umsetzung ungewöhnlich. Eine reine Kopie des Überraschungserfolgs ist die Serie dennoch nicht, einige deutliche Unterschiede sind hier durchaus auszumachen – positive wie negative. Wem der Inhalt von Yamishibai zu dünn und unbefriedigend war, der bekommt hier beispielsweise ein bisschen mehr geboten. Die Folgen selbst sind mit knapp acht Minuten Länger deutlich länger und erlauben so auch, tatsächliche Geschichten zu erzählen. Hinzu kommt, dass die Episoden in Kagewani zwar größtenteils für sich stehen, aber doch zusammen einer Handlung folgen. Das wird allerdings erst nach einiger Zeit klar.
Die ersten der insgesamt 13 Folgen funktionieren dann doch nach dem „Monster of the Week“-Prinzip und sind dabei nicht einmal besonders spannend. Weder die Schauplätze noch die Wesen selbst hinterlassen einen großen Eindruck, inhaltlich gibt es so gut wie keine Variationen. Es läuft immer darauf hinaus, dass nichtsahnende Figuren an mal mehr, mal weniger abgelegenen Orten plötzlich einer Bestie gegenüberstehen. Wäre da nicht die eigenwillige Optik des Studios Tomovies, die Serie wäre nicht mehr als ein beliebiger B-Movie. Und selbst die ist im Vergleich zur Vorgängerserie nur zweite Wahl, obwohl es hier anders als damals tatsächlich so etwas wie Animationen gibt.
Ende gut, (nicht) alles gut
Wer dieser mehrstufigen Enttäuschung trotzt, wird gegen Ende hin aber doch noch durch einige sehenswerte Episoden belohnt. Der zuvor angedeutete rote Faden zeigt plötzlich, wo es langgeht, die Monster werden ausgefallener und gemeiner. Für den gelungenen Endspurt lohnt es schlussendlich schon, hier einmal reinzuschauen, zumal die komplette Staffel zusammengerechnet nur wenig mehr als anderthalb Stunden dauert. Wer sich in erster Linie gruseln will, der ist trotz der Schwächen bei Yamishibai dennoch an der besseren Adresse. Die dürftige Abwechslung von Kagewani fordert an der Stelle einfach einen zu großen Tribut: Wo immer wieder dasselbe passiert, sucht sich die Spannung einen anderen Ort.
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