(OT: „Oddball“, Regie: Stuart McDonald, Australien, 2015)
Auf der kleinen Insel Middle Island vor der Küste Victorias, Australien, lebten einst unzählige Zwergpinguine. Mittlerweile ist die Pinguinpopulation auf gerade mal 10 der kleinen Frackträger geschrumpft. Hauptgrund für den Rückgang und das Aussterben sind wilde Füchse, die Nacht für Nacht Jagd auf die kleinen Pinguine und ihre Eier machen. Das Reservat steht vor dem Ende. Sinkt die Zahl auf unter 10, wird das Reservat geschlossen und die junge Mutter Emily Marsh (Sarah Snook) verliert mit einigen anderen ihren Arbeitsplatz und ihre Lebensaufgabe. Emilys Vater Swampy (Shane Jacobson), Besitzer einer Hühnerfarm samt Hirtenhunden, entdeckt zusammen mit seiner kleinen Enkelin ein besonderes Talent in einem seiner Hirtenhunde Oddball. Er beschützt die kleinen Pinguine wie seine eigenen Welpen und bringt die beiden auf eine geniale Idee: Oddball soll auf Middle Island die Zwergpinguine vor den Füchsen beschützen und somit das Reservat retten. Doch nicht nur der Fuchs macht es Oddball und seinen Zweibeinern schwer …
Wahre Begebenheiten liefern zu wenig Stoff
Der Einsatz des Maremmen-Schäferhunds Oddball zur Rettung der Pinguine beruht auf einer wahren Begebenheit und die weltweit kleinste Pinguinart konnte auf diese Weise gerettet werden. Eine wirklich tolle Message, die der Film verbreitet. Allerdings ist die Story schnell erzählt und muss für einen 90-minütigen Film selbstverständlich ausgeschmückt werden. Das Kennenlernen von Oddball, dem unerzogenen und wilden Hund mit großem Herz, ist gut gelungen. Auch Swampy und seine Enkelin fangen schnell die Sympathien der Zuschauer ein. Die Story wirkt aber leider in die Länge gezogen und das Tempo passt hinten und vorne nicht. Der Spannungsaufbau dauert viel zu lange und der Schluss poltert dann zu schnell vor sich hin. Auf einmal enden und beginnen Beziehungen fast gleichzeitig, was sehr unglaubwürdig wirkt.
Schön anzusehende Landschaftsbilder vs. schlecht nachbearbeitete Studioaufnahmen
Lange und weite Aufnahmen der Küste Australiens sind wie Samt für unser Auge. Man kriegt nicht genug von der wundervollen Landschaft und der unberührten Natur. Diese Szenen werten den Film unheimlich auf, man sehnt sich direkt nach Sonne und Meer. Im Gegensatz dazu sind die wichtigen Szenen, die auf Middle Island spielen sollen, leider ganz und gar kein Augenschmaus. Natürlich hat man Verständnis, dass gewisse Szenen aus den verschiedensten Gründen besser im Studio vor Green Screen gedreht werden. Auch die sichtbar in die Szenerie reingeschnittenen Pinguine, die wahrscheinlich in Sea World gedreht wurden, kann man verkraften. Als es dann aber dunkel wird und die spannendsten Szenen gezeigt werden, verführt das krisselige Bild, das falsche Setzen von Licht und Schatten und das eher schlechte Color Grading zu dem ein oder anderen Augenroller.
Für Kinder ein sehenswerter Tierfilm
Trotz alledem muss berücksichtigt werden, dass die Zielgruppe dieses Films eher die kleinen Zweibeiner unter uns sind. Kindern wird die starke Nachbearbeitung auch gar nicht auffallen, da die Pinguine und Oddball zum Anbeißen süß sind. Gerne hätte man sogar noch mehr von den tollpatschigen Aufnahmen beider Tierarten gesehen, sowas wird einfach nicht langweilig. Auch die Nahaufnahme des angreifenden Fuchses, kurz vorm Zuschnappen, ist einer der Höhepunkte von Oddball. Am Ende werden Fotos des „echten“ Oddballs und seines Besitzers gezeigt; auch die ganze Crew des Reservats samt der Pinguine werden uns nicht vorenthalten. Das ist ein absolut toller Abschluss, der nochmal verdeutlicht, dass es sich um eine wahre Story handelt. Oddball ist ein schöner Tierfilm, vorrangig für Kinder, der jedoch durch etwas mehr Aufwand viel wertvoller hätte werden können.
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