(OT: „Snekker Andersen og Julenissen“, Regie: Terje Rangnes, Norwegen, 2016)
Tischler Andersen (Trond Espen Seim) ist von Kindesbeinen an der größte Fan der Weihnachtszeit. Jedes Jahr verkleidet er sich für seine drei Kinder als Weihnachtsmann, schnitzt kleine Wichtelfiguren als Kalendergeschenke und schmückt das Haus feierlich. Doch dieses Jahr ist plötzlich alles anders. Die drei Kinder zweifeln bereits an der Existenz des echten Weihnachtsmanns und trotz aller Versuche Andersens kommt die Familie nicht so recht in weihnachtliche Stimmung. Als Andersen dann auch noch, tollpatschig wie er ist, das Fleisch fürs Festtagsessen vergisst und das Wohnzimmer und den gedeckten Tisch verwüstet, besteht seine Frau (Ingeborg Raustøl) darauf, dass sie dieses Jahr keinen als Weihnachtsmann verkleideten Andersen im Haus sehen will. Keine Chance – Andersen schlüpft an Heiligabend in sein Kostüm, steigt auf seinen Schlitten, rutscht aus und prallt gegen einen Baum. Nach der kurzen Ohnmacht hilft ihm der Weihnachtsmann (Anders Baasmo Christiansen) auf – der echte Weihnachtsmann! Dieser ist genau so überrascht über den Tischler, denn jedes Jahr erzählt er seinen Kindern, ihre Geschenke kämen vom Tischler Andersen! Die beiden beschließen einen Pakt und verbringen den Weihnachtsabend in der jeweils anderen Familie. Dieses Abenteuer beschert den Familien nicht nur Geschenke, sondern auch den neuen Glauben an die Weihnachtszeit.
Weihnachten auf norwegische Art
Der deutsche Titel Plötzlich Santa lässt erstmal eine typisch amerikanische Santa-Komödie vermuten und wird dem Film nicht wirklich gerecht. Denn was sich dahinter verbirgt, ist ein kitschfreier norwegischer Film ohne viel Glitzer, aber mit viel Gemütlichkeit und Wärme. Tischler Andersen ist einfach nur entzückend. Seine Liebe zu Weihnachten, die Vorfreude, die er unbedingt mit seinen Kindern teilen will, ist herzerwärmend. Es geht nicht um teure, angesagte Geschenke, sondern um eine einfache Familie in einem winzigen verschneiten Dorf, bei der sich alles um Beisammensein und Liebe dreht.
Ein Film der die Fantasie anregt
Witzige Elemente wie die Versuche der beiden älteren Kinder, ihren Vater als Weihnachtsmannkopie zu entlarven, lockern die Story auf. Diese ist in der ersten Hälfte des Films nämlich etwas schleppend, da es keine Nebenhandlungen gibt. Dazu passt die ungewöhnliche Filmlänge von 70 Minuten, die absolut ausreichend ist und einem weder zu kurz noch zu lang vorkommt. Ab dem Zeitpunkt des Treffens zwischen Andersen und dem Weihnachtsmann nimmt der Film wirklich Fahrt auf. Man ertappt sich breit grinsend und schmunzelnd bei der Vorstellung, dass der Weihnachtsmann selbst seinen Kindern eine Geschichte auftischt, um den Ursprung der Geschenke zu erklären und den Geist der Weihnacht aufrecht zu erhalten. Die Inszenierung der Weihnachtsmannfamilie mit ihren kleinen Zipfelmützen und den wilden weißen Haaren ist einfach wundervoll. Ebenso amüsant sind die beiden älteren Kinder Andersens, die den angeblichen Weihnachtsmann auf Herz und Nieren prüfen, da sie sich sicher sind, dass ihr Vater dahintersteckt. Die Frage bleibt aber bestehen, ob nicht alles nur ein Traum war, während Andersen nach seinem kleinen Schlittenunfall bewusstlos im Schnee lag. Ein wunderbarer, unaufgeregter Weihnachtsfilm für Klein und Groß.
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