(OT: „La novia del desierto“, Regie: Cecilia Atán/Valeria Pivato, Argentinien/Chile, 2017)
Irgendwie will diese Reise einfach nicht gut gehen. Erst bleibt der Bus wegen einer Panne mittendrin stehen. Als sich die 54-jährige Teresa Godoy (Paulina García) die Zeit bei einem Markt vertreibt, vergisst sie zu allem Unglück auch noch ihre Tasche in einem der Wohnmobile. Es bleibt ihr also nichts anderes übrig, als bis zum nächsten Tag und auf den Besitzer El Gringo (Claudio Rissi) zu warten. Leider hat der jedoch nachts bereits den kompletten Wagen leergeräumt, bietet der verzweifelten Dame aber immerhin an, gemeinsam noch einmal zu allen Lagern zu fahren. Zunächst hält sich Teresas Begeisterung in Grenzen. Doch mit der Zeit lernt sie ihre neue, ungeplante Begleitung zu schätzen.
Die Braut der Wüste lautet übersetzt der Originaltitel des Films. Böse Zungen würden behaupten, dass dies auch der bessere, weil ehrlichere Titel ist. Schließlich sei die Wüste der eigentliche Star der argentinisch-chilenischen Coproduktion. Ganz falsch ist das nicht. Cecilia Atán und Valeria Pivato, die zusammen Regie führten und das Drehbuch schrieben, lassen gern immer mal wieder den Blick über die kargen Landschaften schweifen, anstatt sich um eine Geschichte zu bemühen. Die Suche nach der Tasche ist dann auch nicht mehr als ein Vorwand, um die entlegene Schönheit der Gegend zu zeigen. Ein willkommener Anlass, nicht mehr.
Die Tasche, das unbekannte Leben
Verstärkt wird dieser Eindruck durch die Entscheidung, nie den Inhalt der Tasche zu zeigen. Ihr Leben sei da drin, sagt Teresa an mehreren Stellen. Was sie damit genau meint, das verschweigt sie ihren Gesprächspartnern jedoch – und damit auch dem Publikum. Dann und wann lässt sich der Film zu kleinen Flashbacks hinreißen, die von der Vorgeschichte der nicht mehr ganz jungen Dame erzählen. Aber auch da bleibt es unkonkret. Die Informationen, die wir erhalten, sind so spärlich, dass man sie auch fast ganz hätte weglassen können.
Und doch würde es dem Film nicht gerecht werden, ihn nur auf die Bilder zu reduzieren. Schließlich gibt es da noch die Schauspieler. Die Chilenin Paulina García ist nun schon mehrfach in kleinen, feinen Werken wie Gloria und Little Men aufgefallen. Der Argentinier Claudio Rissi dürfte hierzulande hingegen nur wenigen etwas sagen, da er zuletzt vor allem in südamerikanischen TV-Serien auftrat. Und die finden außerhalb ihrer Heimat grundsätzlich kaum ein Publikum. Der Qualität seiner Arbeit hier tut dies jedoch keinen Abbruch. Wenn es etwas gibt, das von der malerischen Einöde ablenkt, dann sind es die gemeinsamen Auftritte der beiden. Sie zurückhaltend, etwas abweisend, er freundlich und zuvorkommend. Und wohl auch ein bisschen einsam.
Die rührende Begegnung zweier einsamer Herzen
Señora Teresas Aufbruch in ein neues Leben, das vor Kurzem bei den Internationalen Hofer Filmtagen seine Deutschlandpremiere feierte, ist dann eben nicht nur die Geschichte einer Tasche. Nicht nur Bilder einer Wüste. Der Film erzählt auch, wie zwei Menschen, die etwas ziellos durchs Leben streifen, sich finden, wieder ein bisschen von Glück träumen dürfen. Es ist dann auch schwer, sich diesem zu entziehen, sich nicht von dem Charme dieses süßen kleinen Films verzaubern zu lassen. Ganz unaufgeregt folgen wir zwei Menschen, sehen ein bisschen ihren Alltag und kleinere Andeutungen der dortigen Folklore. Das ist inhaltlich nicht viel, gerade mal genug um 78 Minuten zu füllen. Aber es ist eben schön, eine herzensgute Begegnung irgendwo rührend zwischen Fernweh und Selbstsuche angelegt, aus der alle am Ende ein klein wenig reicher hinausgehen.
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