(OT: „San Shao Ye De Jian“, Regie: Tung-Shing Yee, China, 2016)
Nie wieder wollte Yen Shih-San (Gengxin Lin) töten. Und so gab der mächtige Meister der Schwertmeistergilde vor, selbst gestorben zu sein, und heuerte unter neuem Namen in einem kleinen Bordell an. Doch nicht alle wollen glauben, dass der große Kämpfer so plötzlich den Tod gefunden haben soll. Schwertkämpfer Yan (Peter Ho) beispielsweise ist fest entschlossen, den Meister in einem Duell zu besiegen, um so seine eigene Überlegenheit zu demonstrieren. Und auch Prinzessin Qiudi (Yiyan Jiang), die Yen einfach sitzengelassen hat, will die Nachricht nicht einfach so hinnehmen und geht über Leichen, um ihren ehemaligen Verlobten wiederzufinden und sich an ihm zu rächen.
In den letzten Jahren hat sich China zu einer absoluten Filmmacht gemausert, der sich viele Hollywoodfilme anbiedern, um so von dem riesigen Absatzmarkt zu profitieren. Vereinzelt schaffen es inzwischen auch Blockbuster aus dem Reich der Mitte hierher. Doch irgendwie fehlt Werken wie Wolf Warrior 2 oder Never Say Die eine tatsächliche Identität. Stattdessen handelt es sich dabei um Filme, wie sie früher auch einmal im Westen gedreht wurden. Das ist auch deshalb erstaunlich, weil das eigene filmische Erbe kaum mehr Beachtung findet. Sogenannte Wuxia-Filme, historische Martial-Arts-Streifen mit Fantasyelementen, werden praktisch nur selten noch gedreht.
Wiedersehen mit einem alten Bekannten
Allein deshalb schon darf man sich freuen, dass zumindest Sword Master kürzlich veröffentlicht wurde. Denn der erinnert gleich in mehrfacher Hinsicht an die gute alte Zeit, als mächtige Kämpfer durch die Luft schweben konnten, während um Ehre und Liebe geschnetzelt wurde. Dem einen oder anderen wird die Geschichte auch recht bekannt vorkommen, handelt es sich doch um ein Remake von Das Todesduell der Tigerkralle aus dem Jahr 1977 bzw. eine Neuverfilmung des Romans von Gu Long. Und als wäre das nicht schon genug, führt hier auch noch Tung-Shing Yee Regie, der seinerzeit selbst den Meister spielte und sich neben seiner Schauspielkarriere noch eine zweite als Regisseur aufbaute – teilweise unter dem Namen Derek Yee.
Als wollte er der Welt beweisen, dass seine eigene Version 40 Jahre nach seinem Durchbruch moderner ist, setzte er dabei jedoch auf Computer. Das ist nicht verwerflich, praktisch jeder ambitioniertere Actionstreifen tut das. Problematisch wird es jedoch, wenn diese Effekte nicht überzeugend sind. Das gilt leider für viele derzeitige chinesische Filme, die an der Stelle dem Westen doch noch stark hinterherlaufen. Das gilt besonders auch für Sword Master. Ob es die hässlichen CGI-Tiere sind oder diverse Hintergründe, viel zu oft wirkt der Film sehr künstlich. Das Gefühl, hier wirklich im alten China unterwegs zu sein, das will sich viel zu selten einstellen.
Lasst Waffen sprechen
Der zweite große Schwachpunkt von Sword Master ist der konfuse Inhalt. Dabei ist es weniger die Geschichte an sich, die das Problem darstellt. Die lässt sich schnell zusammenfassen. Yee tat dies aber nicht. Ob das nun erzählerisches Unvermögen ist oder auch der Glaube, das Publikum kenne die Vorlage bereits, kann nur spekuliert werden. Das Ergebnis ist jedoch, dass vieles hier sehr umständlich ist, Kontexte fehlen, Figuren und Motive viel zu lange diffus bleiben.
Stattdessen wird stärker auf Kämpfe gesetzt, die zusammenhangslosen Episoden sind nur ein willkommener Anlass, damit die Klinge gekreuzt werden darf. Das sieht mal besser, mal schlechter aus, auch hier erweist sich der CGI-Einsatz als Bärendienst. Erst zum Schluss, beim berauschenden Finale, setzt der Film zum Höhenflug an und lässt einen die vorangegangene Stunde weitestgehend vergessen. Gleichzeitig stimmt Sword Master hier aber auch wehmütig. Wehmütig, weil die Geschichte eigentlich tragische Elemente enthält. Wehmütig, weil es diese Art Filme nur noch so selten gibt und das verschwendete Potenzial deshalb gleich doppelt schmerzt.
(Anzeige)