Seven Deadly Sins Staffel 1
© Nakaba Suzuki, KODANSHA/The Seven Deadly Sins Project,MBS. All Rights Reserved

(OT: „Nanatsu no Taizai“, Regie: Tensai Okamura, Japan, 2014)

The Seven Deadly Sins
„The Seven Deadly Sins – Staffel 1“ ist auf vier Volumes verteilt auf DVD und Blu-ray erhältlich

Das ist doch mal Ironie des Schicksals. Jahrelang heißt es, die Seven Deadly Sins wären echte Teufel, die es darauf abgesehen haben, das Königreich Liones zu stürzen und nur die heiligen Ritter könnten sie davon abhalten. Und was passiert dann? Die Ritter selbst sind es, die gewaltsam die Macht an sich reißen und den König in den Kerker sperren. Dessen Tochter Elizabeth weiß sich nun in der Not nicht anders zu helfen, als nach eben diesen sündigen Kriegern und Magiern zu suchen. Nur weiß keiner so recht, was mit diesen eigentlich passiert ist. Es steht ja nicht einmal fest, dass sie alle noch am Leben sind. Tatsächlich wird die Prinzessin bald fündig, muss dabei aber einige ziemliche Überraschungen erleben – und einige richtig große Abenteuer.

Engel und Teufel gehören zum festen Figurenensemble der Manga- und Animeszene, in Japan pflegt man schließlich einen ganz eigenen, recht freien Umgang mit den Überlieferungen des Christentums. Insofern dürfte es dann auch nur die wenigsten verwundern, dass Suzuki Nakaba in seinem Manga ein anderes Konzept der Kirche freimütig verwurstet: die sieben Todsünden. Mit der Vorlage hat das hier – wie fast immer eben – nur beiläufig etwas zu tun. Den sieben Figuren wurden einfach die Namen der entsprechenden schlechten Eigenschaften zugesprochen, ohne dass im Einzelfall immer ersichtlich würde warum.

Verrückte Helden im Sammelpack

Aber kritisch hinterfragen bringt nur selten Freude, die gezeichneten Verkörperungen der Todsünden umso mehr. Tatsächlich sind die Figuren auch der größte Grund, einmal hier hereinzuschauen: In der von Tensai Okamura (Wolf’s Rain, Sekai Seifuku ~ World Conquest Zvezda Plot) inszenierten TV-Serie wimmelt es nur so vor schrägen Figuren. Ein Wirtshausbesitzer ohne jegliches Kochtalent, ein sprechendes cholerisches Schwein und ein Feenkönig, der ständig mit einem riesigen Kissen unterwegs ist – Todsünde Trägheit, was auch sonst –, das ist doch mal eine schöne Abwechslung zum Heldeneinerlei, den wir in Animes sonst so vorgesetzt bekommen. Dass die Gegner, mit denen es die Protagonisten hier zu tun bekommen, an deren Verrücktheit nicht herankommen, ist zwar schade, aber zu verschmerzen. Heilige Ritter sind selten aufregende Menschen, selbst wenn sie streng genommen keine sehr heiligen Menschen sind.

Etwas schwerwiegender ist schon, dass auch die Geschichte nicht annähernd so einfallsreich ist. Schon das Einsammeln der in alle Winde verstreuten Aussätzigen folgt den bekannten Pfaden, wenn es dann erst einmal gegen die wahren Schurken geht, bleiben die Überraschungen ohnehin aus. Es fehlt The Seven Deadly Sins auch irgendwo der Mut. Es kann bei der Serie durchaus mal zur Sache gehen, einige der vier Volumes der ersten Staffel sind erst ab 16 Jahren freigegeben. Nur bleibt das alles ohne echte Konsequenz. Und große Gefahren wirken nun mal nicht mehr ganz so gefährlich, wenn jeder Schaden, und sei er auch noch so schwerwiegend, gleich wieder vergessen ist.

Sind wir nicht alle kleine Magier?

Dafür entschädigen die vielen Spezialfähigkeiten: Auf beiden Seiten laufen so viele Magiebegabte herum, dass schon die kleineren Scharmützel schnell Endkampfcharakter haben. Und zum Schluss hin gibt es ohnehin kein Halten. Über viele, viele Folgen dehnt sich das Finale aus, wird immer größer. Und auch absurder. Wirbelstürme, Feuerwalzen, Waffenzauber oder auch mächtige Schilde – in The Seven Deadly Sins ist alles möglich, alles erlaubt. Das ist schon wieder so over the top, dass es nicht unbedingt die Sehnsucht nach epischen Schlachten befriedigt. Aber es macht doch Laune und ist auch vom Animationsstudio A-1 Pictures (Fairy Tail – Vol. 1, Gate – Staffel 1) adäquat umgesetzt. Zu einer wirklich guten Serie reicht es dann zwar doch nicht aufgrund des zu genügsamen Inhalts. Unterhaltsam ist es aber schon, wenn die sündige Rasselbande unterwegs ist und regelmäßig mehr oder weniger freiwillig in Abenteuer stürzt.



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The Seven Deadly Sins – Staffel 1
fazit
Können Anime Sünde sein? Ganz so verrucht, wie es der Titel andeutet, ist „The Seven Deadly Sins“ sicher nicht. Gerade bei der Geschichte fehlt auch irgendwo der Mut, tatsächlich etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Die Mangaadaption ist jedoch recht unterhaltsam, gerade auch wegen der kuriosen Figuren und der vielen übertriebenen Spezialfähigkeiten.
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