(OT: „Vampire Hunter D: Bloodlust“, Regie: Yoshiaki Kawajiri, USA/Japan, 2000)
Jeder Preis ist Elbourne recht, wenn er nur seine Tochter Charlotte zurückbekommt, die zuvor von dem Vampir Baron Meier Link entführt wurde. Und so heuert er nur die besten Kopfgeldjäger an: Die notorischen Marcus-Brüder stehen ebenso auf seiner Liste wie der Einzelgänger D. Der ist selbst zur Hälfte Vampir und verfügt über große Kräfte, wird deshalb aber auch von den Menschen gefürchtet. Immer wieder laufen er und die andere Truppe sich über den Weg, müssen einander stärker helfen, als es ihnen lieb ist. Denn Meier Link ist nicht allein, die magisch begabten Barbarois stehen ihm als Bodyguard zur Seite. Und auch Charlotte bereitet den Verfolgern Probleme, hat sie doch gar nicht vor, gerettet zu werden.
Die Neugierde war groß, als Vampire Hunter D: Bloodlust angekündigt wurde. Aber auch die Skepsis. Schließlich genoss Vampire Hunter D bei Animefans Kultstatus, verschmolz auf etwas bizarre Weise Gothic Horror und Science-Fiction, dazu gab es noch ein bisschen Western. Und Monster, die man in der Form noch nie gesehen hatte. Dass der Inhalt eher bescheiden war, spielte keine große Rolle. Die Adaption von Hideyuki Kikuchis Roman war ein atmosphärisch starkes Schauerstück, das nahe am Trash gebaut war.
Zwischen gut und böse
Würde das nun ein zweites Mal funktionieren, rund 15 Jahre nach dem Erstling? Das tat es. Mehr noch: Die Neuinterpretation von Yoshiaki Kawajiri (Wicked City, Manie Manie – Labyrinth-Geschichten) hatte zwar keinen vergleichbaren Pulp-Charme, ist dem Vorgänger ansonsten aber in jeglicher Hinsicht überlegen. Zunächst einmal ist Charlotte eben keine typische Damsel in Distress, ebenso Meier Link kein reiner Gegenspieler. Umgekehrt darf man bei so mancher Aktion auf der Heldenseite ein wenig die Augenbrauen heben. Gut und böse? Das sind Konzepte, die bei Kikuchi nicht ganz so leicht anzuwenden sind.
Vor allem aber bei den Kampfeigenschaften der Figuren hat der Anime deutlich zugelegt. D hat noch immer einen Parasiten in seiner Hand, der wie ein großer magischer Staubsauger funktioniert. Und wer das schon für seltsam hält, der wird ungläubig staunen, wenn die anderen an die Arbeit gehen. Die Marcus-Brüder sind typische Söldner mit etwas überdimensionierten Waffen. Die Mitglieder der großartigen Barbarois wiederum setzen sich aus den unterschiedlichsten Wesen zusammen, jedes mit ungewöhnlichen Fähigkeiten – an manchen Stellen meint man, die Horrorvariante der X-Men vor sich zu haben. Dass sie dabei auch noch ungewöhnliche Designs vorzeigen können, ist das Tüpfelchen auf dem i.
Sehenswerter Ausflug in eine fremde Welt
Allgemein ist die Optik ein gewichtiger Grund, sich den Beitrag vom Fantasy Filmfest 2001 anzuschauen. Das Design von D stammt erneut von Yashitaka Amano, der für seine geisterhaften Figuren bekannt ist. Die restlichen Charaktere wurden an diesen angelehnt, sodass alles tatsächlich wie aus einem Guss wirkt. Aber auch die technische Seite stellt eine massive Verbesserung dar. Madhouse (Pet Shop of Horrors, Boogiepop Phantom) verwöhnt das Auge mit geschmeidigen Animationen und detaillierten Landschaften, die erneut zwischen Horror und Western angesiedelt sind.
Natürlich darf man auch dieses Mal keine allzu hohen Ansprüche an den Inhalt pflegen. Der Film besteht ausschließlich aus der Jagd der beiden Gruppen auf den Vampir und dessen ausgesuchte Braut. Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse ein wenig, wenn es zum Showdown kommt. Und ein bisschen moralisch ambivalent ist die Geschichte auch. Insgesamt ist Vampire Hunter D: Bloodlust aber in erster Linie für die Umsetzung und die Atmosphäre interessant. Die dafür so sehr, dass der Anime einer der stärksten Vertreter aus dem Horrorbereich ist. Wo andere mit Blut und überdrehten Figuren Spannung erzeugen wollen, da reichen Kawajiri – der nun selbst nicht unbedingt ein Feingeist ist – deutlich zurückhaltendere, dafür fantasievollere Elemente, um den Zuschauer mit auf eine Reise in eine alptraumhafte Welt zu nehmen.
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