(OT: „Werner Nekes – Das Leben zwischen den Bildern“, Regie: Ulrike Pfeiffer, Deutschland, 2017)
Werner wer? Nein, das Massenpublikum wird mit dem Namen nur wenig anfangen können. Am ehesten dürfte heute noch sein Film Johnny Flash aus dem Jahr 1986 bekannt sein, bei dem immerhin Helge Schneider mitspielte. Aber auch die Schlagerparodie ist eher Kult denn wirklich Klassiker. Eine Kuriosität, sicher, wenngleich vergleichsweise harmlos, stellt man sie neben die anderen Werke von Werner Nekes. Schließlich war der Anfang 2017 verstorbene Filmemacher vor allem für Experimente zu begeistern. Geschichten waren weniger sein Anliegen, er könne auch keine Drehbücher schreiben, wie er hier zugibt.
Ulrike Pfeiffer hat ihn begleitet, zu seinen Erfahrungen und Erinnerungen befragt, lässt in Werner Nekes – Das Leben zwischen den Bildern aber auch Weggefährten zu Wort kommen. Es ist ein recht exklusiver Club, der hier vor die Kamera tritt. Nicht nur weil auch die anderen Gesprächspartner eher unbekannt sein dürften. Sie versuchen zudem nicht einmal, das potenzielle Publikum in ihre Themen miteinzubeziehen. Da wird an frühere Zeiten erinnert, so als wäre jeder dabei gewesen, sich über Theorien ausgetauscht, ganz unter sich, unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Filmische Schatzsuche
Dass Nekes ein sehr gebildeter Mann war, daran lässt Pfeiffer keinen Zweifel. Sein großes Wissen über ein breites Spektrum an Themen findet immer wieder seinen Weg in den Film. Das ist beeindruckend, der Künstler wird zu einer Art Universalgenie, der ganz unaufgeregt die Welt erklärt. Wirklich zielführend sind die Ausflüge aber nicht. Deutlich spannender wird es, wenn der gebürtige Erfurter Pfeiffer – und damit uns – an seinem Schatz teilhaben lässt. Denn Nekes drehte nicht nur Filme, er war auch Sammler. Eine Vielzahl historischer optischer Objekte befand sich in seinem Besitz, die er geduldig vorführt, mal den Zuschauern, mal auch Kindern. Mit ihm unterwegs zu sein und herumzustöbern, bedeutet gleichzeitig auch einen Streifzug durch die Filmgeschichte zu wagen. Was sind die Vorläufer des heutigen Films? Was ist ein Film überhaupt?
Zumindest wer sich für die Historie des bewegten Bilds interessiert, sollte hier einmal hineinschauen. Leider gibt von Nekes eigenem Schaffen nur wenig Anschauungsmaterial. Seine experimentellen Werke werden nur angedeutet, mal in Ausschnitten gezeigt. Und auch Dore O., seine Ehefrau und ebenfalls im Bereich des Experimentalfilms zu Hause, fehlt hier auffallend, war für eine Zusammenarbeit wohl nicht zu gewinnen. Das ist schade, ebenso schade, dass der Film selbst doch recht konventionell geworden ist. Ob die strenge Aneinanderreihung von Interviews und Objektaufnahmen dem Thema gerecht wird, darüber lässt sich streiten. Aber es reicht doch zumindest, um einen ersten Einblick in das Leben und Arbeiten eines Mannes zu gewinnen, der gezielt zurückblickte, um neue Perspektiven zu entdecken – und das würde man sich heutzutage häufiger mal wünschen.
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