Whatever Happens
© Universum Film

Whatever Happens

(OT: „Whatever Happens“, Regie: Niels Laupert, Deutschland, 2017)

„Whatever Happens“ läuft ab 30. November 2017 im Kino

Rein, Sachen packen und ab dafür. Julian (Fahri Yardim) kann es kaum erwarten, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Dafür muss er jedoch zuerst noch die alte Wohnung an den Vermieter übergeben. Zu seiner Überraschung trifft er dort auf seine Exfreundin Hannah (Sylvia Hoeks), von den Malern fehlt jegliche Spur, und all das kurz vor Neujahr. Jedes Zimmer birgt eine Erinnerung, jede Kante eine Geschichte, und jetzt soll alles zu Ende sein? Aus der Not der Gegenwart wird eine Tugend der Vergangenheit. Beide erinnern sich an die gemeinsame Zeit zurück. An das erste Treffen; der Moment, in dem sie sich verliebten; der erste Streit und die vielen, die noch folgen sollten. Von Fremden zu Mitbewohnern zu Freunden zu Verliebten und wieder zu Fremden. Eine schicksalhafte Reise durch die einstige Beziehung zweier Gegenpole, die keine der beiden hätte vorhersehen können.

Durch Zufall zusammen
Dass Fahri Yardim (Irre sind männlich) nicht der ausländische Comic Relief an Til Schweigers Seite im Tatort ist, mag für manche Neuland sein, für andere eine Selbstverständlichkeit. In unzähligen Komödien spielte er zwar meist den humorvollen Nebenpart, doch seit einigen Jahren dürstet es ihm nach mehr. Umso interessanter, ihn in einem seiner seltenen Dramen zu beobachten. Seine verschmitzte Art behält er sich als Fotograf Julian weiterhin bei. Der trifft bei seiner Wohnungssuche auf die Jurastudentin Hannah, gespielt von Sylvia Hoeks, die vielen gerade durch den neuesten Blade Runner 2049 ein Begriff sein dürfte. Ein Missverständnis des Vermieters, der die beiden für ein Paar hält, ist schließlich das Zünglein auf der Waage, der ihnen den Zuschlag verschafft und zu unfreiwilligen Wohnpartnern macht.

Es musste ja so kommen
Spätestens nach der ersten WG-Party weiß Hannah, dass das auf Dauer nicht so weitergehen kann, wenn sie ihr Studium nicht völlig in den Wind schießen will. Julian ist von der niederländischen Spaßbremse genauso wenig begeistert wie sie von ihm. Eine Lösung muss her und so einigen sie sich darauf, dass sie nach ihrem Abschlussexamen zu ihrem Freund nach London zieht, solange er bis dahin die Füße stillhält. Keine leichte Aufgabe für den kreativen Lebemann, dessen liebevolle Art er zwar zu verstecken versucht, vor ihren Augen jedoch nicht unentdeckt bleibt. Die beiden kommen sich näher, während Hannahs bröckelnde Fernbeziehung allmählich ihren Tribut fordert. Eine Liebe nimmt seinen Lauf, bei der noch keiner so wirklich weiß, wie ernst es der andere meint.

Ein Leben wie du und ich
Was folgt, ist der zermürbende Alltag. Hannah pendelt in ihrem Job als Anwältin zwischen Zuhause und Job. Julian ist weiterhin Fotograf und bekommt sogar ein Angebot, das ihm einen Trip durch die USA bescheren würde. Ihr Liebe wird auf eine zerreißende Probe gestellt, bis dann alles anders kommt. Ein Rückblick auf die Fragen „Woran hat es gelegen und wer war schuld?“, die keinen eindeutigen Aufschluss geben, weil es eben nicht immer so einfach ist. Vielmehr ist es ein Konglomerat verschiedener Entscheidungen, die einen allmählich vom Weg abbringen und schließlich vor ein unüberbrückbares Hindernis stellen. Das Leben hat nicht nur Happy Endings und nach einer Trennung beginnt der Heilungsprozess.

Wo soll das hinführen?
Der Film zeigt vor allem zu Beginn seine Stärken, überzeugt durch ein leidenschaftliches Kennenlernen und einfühlsame erste Berührungen. Eine gute Viertelstunde später verpufft das einst so romantische Märchen im tristen Alltag. Die anfängliche Nähe weicht kühler Distanzierung, eine Synergie bleibt außen vor. Hannah wird nicht selten als die selbstsüchtige Egoisten porträtiert, wobei auch Julian nicht ohne Makel bleibt. Eine authentische Balance, der das richtige Pacing fehlt, der geschichtliche Fortschritt und das endgültige Ziel, dass wie im wahren Leben oftmals nicht direkt sichtbar zu sein scheint, im filmischer Form aber nur wenige Anhänger findet. Zu gewöhnlich, zu austauschbar kommt das fertige Werk daher, um auf der endlosen Wiese filmischer Kleeblätter als Vierblättriges entdeckt zu werden.



(Anzeige)

Was passiert eigentlich, wenn der Ritter die Prinzessin gerettet hat? Der gähnende Alltag. Wenig Hollywood, aber viel Realität. Zu viel für die meisten Zuschauer, die sich nach eben jenem Alltag ein wenig Abwechslung und Fiktion wünschen.
5
von 10