(OT: „Wish Upon“, Regie: John R. Leonetti, USA, 2017)
Die Geste war eigentlich nett gemeint. Als der Witwer Jonathan Shannon (Ryan Phillippe) mal wieder im Müll nach brauchbaren Gegenständen fischt, entdeckt er eine alte Spieluhr mit chinesischen Schriftzeichen, die Wünsche erfüllen soll. Das ist doch wie gemacht für seine Tochter Clare (Joey King)! Die lernt nicht nur gerade ein bisschen Chinesisch, an Wünschen mangelt es ihr nicht. Von ihren Freundinnen Meredith (Sydney Park) und June (Shannon Purser) einmal abgesehen ist sie an der Schule eine absolute Außenseiterin. Üble Mobbingaktionen stehen auf dem täglichen Programm, sofern sie überhaupt jemand wahrnimmt. Und heimlich verknallt ist sie auch. Zu ihrer großen Überraschung werden ihre Wünsche in Folge wahr – zu einem hohen Preis jedoch, wie ihr Mitschüler Ryan Hui (Ki Hong Lee) ihr verrät.
Das mit den Wünschen ist ja immer so eine Sache. Im wahren Leben wie auch in Filmen lautet das Motto oft: „Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst. Es könnte wahr werden.“ Dass die überaus potente Spieluhr Clare jeden Wunsch von den Lippen abliest, versteht sich von selbst. Dass alles ein bisschen zu schön ist, um wahr zu sein, aber auch. So lauten schließlich die Gesetze des Horrorfilms, irgendwo im Paradies ist immer gleich die Hölle versteckt. Die Hölle für andere. Die Hölle für einen selbst. Manchmal auch beides zusammen. Die spannende Frage bei Wish Upon betrifft daher nicht das große Ganze, sondern die Detailarbeit. Welche Wünsche wird Clare auf Lager haben? Wie fällt der Blutpreis aus?
Ich wünsche mir, was sich alle wünschen!
Die erste Frage führt leider nur ins Land der Langeweile. Eine nette Außenseiterin aus einem finanziell eher wenig segneten Haus, da schreiben sich die Wünsche praktisch von selbst. Sie möchte einen feschen Freund haben, eine Menge Kohle, beliebt sein. Ach ja, und ihre sie ständig piesackende Mitschülerin hat natürlich eine saftige Strafe verdient. Eine ziemlich hässliche wenn möglich. Interessanter als die schwer vorhersehbaren Wünsche ist noch die Reaktion von Clare selbst. Sie nimmt alles als gegeben an, positive wie negative Ergebnisse. Und es ist ihr auch relativ egal. Das ist gleichermaßen verstörend wie interessant: Wo Protagonistinnen in Horrorfilmen eigentlich immer sympathisch sein sollen, auch diese hier anfangs so präsentiert wird, da werden mit der Zeit immer mehr Risse sichtbar. Das hässliche Entlein wird kein Schwan, es wird nur noch hässlicher.
Auch beim Blutpreis gibt es die eine oder andere nette Szene. Nett nicht im Sinn von freundlich oder wohlmeinend. Vielmehr: Welche blöde Todesart wird wohl als nächstes drankommen? Während der Sensenmann anfangs noch nur für eine Stippvisite Zeit hat und uns lediglich das Endergebnis vor der Tür lässt, so zeigt er später doch einen gewissen Sinn für Humor. Er lässt das Publikum zappeln, macht mehrere Andeutungen, wie das Leben wohl sein Ende finden wird, nur um dann eventuell doch etwas ganz anderes zu machen. Das ist manchmal fast schon lustig, erinnert natürlich an Final Destination und sorgt für ein wenig Spannung.
Konzept ohne Spannung
Das Problem: Spannung hat die restliche Zeit Urlaub. Für die Hauptfigur selbst besteht ja konzeptbedingt keine Gefahr, das soziale Umfeld ist zu gering, als dass es offene Fragen zuließe. Die meisten sind auch zu unwichtig, werden kurz vor dem Ableben erst eingeführt. Warum das Publikum an der Stelle mitzittern sollte, das bleibt ein ebenso großes Rätsel wie die Spieluhr selbst. Ein bisschen Recherchearbeit zu dieser darf zwar nicht fehlen, hat aber mehr Alibifunktion. Sie ist drin, weil sie eben drin sein muss. Regisseur John R. Leonetti zeigt so nach Annabelle erneut, dass er eine Reihe von Horrorfilmen gesehen hat, selbst aber nicht mehr als Kopien eines solchen hinbekommt. Wish Upon ist dann auch so etwas wie ein chinesisches Knock-off einer berühmten Marke, das nach zweimaligem Gebrauch auseinanderfällt und von dem man sich im Nachhinein fragt: War es das wirklich wert? Trotz einiger Wendungen zum Ende hin und vereinzelt unterhaltsame Szenen mit den Freundinnen lautet die Antwort leider eher „nein“.
(Anzeige)