009 Re Cyborg

(OT: „009 Re: Cyborg“, Regie: Kenji Kamiyama, Japan, 2012)

009 Re CyborgDie Weltgemeinschaft ist in Aufruhr: Auf der ganzen Erde werden Terroranschläge ausgeübt, jedes Mal sind Wolkenkratzer das Ziel. Klar, dass den Verbrechern Einhalt geboten werden muss. Nur wie? Eine Gruppe von Cyborgs, die vor vielen Jahren aufgelöst wurde, wird eilig zusammengetrommelt, um der Sache auf den Grund zu gehen. Einer davon ist der Schüler Joe Shimamura. Zumindest dachte er bislang, dass er ein normaler Schüler ist, da sein Gedächtnis regelmäßig gelöscht wurde. Doch das ist nicht die einzige überraschende Erkenntnis, die Joe im Folgenden erlangen wird. Denn hinter diesen Angriffen steckt eine Verschwörung biblischen Ausmaßes.

Cyberpunk made in Japan, da denken die meisten natürlich zunächst einmal an Ghost in the Shell, schließlich haben der Manga von Masamune Shirow und vor allem dessen diversen Anime-Adaptionen Science-Fiction-Geschichte geschrieben. Aber schon viel früher wurden im Land der aufgehenden Sonne Zukunftsvisionen entworfen, in denen die Mensch-Maschine-Grenze verschwammen. Eine der ältesten und langlebigsten Vorgänger war „Cyborg 009“, der 1964 als Manga von Shotaro Ishinomori begann und in den folgenden Jahrzehnten mehrere Male als Anime adaptiert wurden.

Willkommen daheim, Cyber-Zukunft!
Als 2012 mal wieder ein neuer Versuch anstand, den Klassiker zeitgerecht aufzuarbeiten, fiel die Wahl auf Kenji Kamiyama und das Animationsstudio Production I.G. Auf dem Papier eine durchaus gute Wahl, gemeinsam hatte das Team zuvor schon Ghost in the Shell: Stand Alone Complex umgesetzt. Zumindest anfangs könnte man hier dann auch durchaus glauben, es mit einer weiteren Folge des Genre-Dauerbrenners zu tun zu haben. Nicht nur, dass Cyborgs hier die Hauptrolle spielen, es um künstliche Erinnerungen und Einsatzkommandos geht, auch weltweite Verschwörungen stecken im künstlichen Herz von 009 Re: Cyborg. Da fühlen sich alle doch gleich wieder in ihrem Element.

Etwas zu sehr, wie sich bald herausstellt. Bewährt ist es ja, was die Japaner da zusammengebraut haben. Es fehlt dabei aber eine eigne Handschrift, etwas das die späte Umsetzung aus dem Angebot vergleichbarer Cyber-Werke herausstechen lässt. Am ehesten sind das noch ungewöhnliche Fähigkeiten wie die der Teleportation bzw. das telepathisch begabte Baby Ivan Whisky. Allerdings wurde etwas ähnliches zwischenzeitlich auch in Akira gebracht, mit einer deutlich packenderen Darstellung. Hier wirkt das Ganze eher kurios, so als hätte der Film eigentlich eine Komödie sein sollen.

Wer seid ihr eigentlich?
Und doch ist das Baby aufgrund seines Erscheinungsbildes eine der wenigen Figuren, die so etwas wie ein Profil erhält. Mag sein, dass man hier davon ausgegangen ist, dass die Zuschauer mit der Vorlage oder vorangegangenen Adaptionen vertraut ist. Viel wird nämlich nicht über die Charaktere verraten. Sie sind irgendwie da, haben große Kräfte. Wer sie aber sein sollen, was ihre Vorgeschichten sind – das erfahren wir nicht. Eine sonderlich große Bindung entsteht auf diese Weise natürlich nicht. Andererseits wird die Aufmerksamkeit ohnehin anderweitig in Anspruch genommen. Durch den Plot, der später in eine religiöse Richtung abdriftet und keinen wirklichen Sinn ergibt. Und natürlich durch die Action.

Die ist zwar ebenso unsinnig wie der Inhalt, dafür aber einigermaßen sehenswert umgesetzt. Verantwortlich hierfür war neben Production I.G das Studio Sanzigen (The Heroic Legend of Arslan, Black Rock Shooter). Und wie immer bedeutet das dann für die Optik: CGI-Figuren, die aber an klassische Animebilder angelehnt sind. Teilweise ist das ganz schick, gerade die Hintergründe sind schön detailliert. Die Animationen sind zudem realistischer, als es bei vielen Animes der Fall ist. Allerdings fallen dadurch Probleme wie unbewegliche Haare stärker auf. Zudem hätten die Bewegungen flüssiger sein dürfen, da ist man im Bereich der Computeranimation Besseres gewohnt. Völlig inakzeptabel sind zudem die extremen Ruckeleien, wenn ein Hintergrundbild verschoben wird. Da hätte es an diese oder auch anderen Stellen doch mehr Feinschliff gebraucht. Wirklich gut wäre 009 Re: Cyborg aber auch dann nicht gewesen, dafür ist der Inhalt einfach zu unbefriedigend. Wer mal wieder einen Action-Anime in futuristischer Kulisse braucht, kann es hiermit versuchen. Man verpasst aber auch nicht wirklich was, wenn man das nicht tut.



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„009 Re: Cyborg“ nimmt sich den Manga-Klassiker aus den 1960ern und präsentiert ihn im modernen CGI-Gewand. Letzteres ist weitestgehend schick, auch wenn diverse hässliche Fehler das Sehvergnügen schmälern. Das größte Problem ist jedoch der Inhalt. Die Figuren erhalten kein Profil, die Geschichte ist abwechselnd zu derivativ, dann wieder zu unsinnig und wirr.
5
von 10