ALIBI.COM
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Alibi.com

(OT: „Alibi.com“, Regie: Philippe Lacheau, Frankreich, 2017)

Alibi.com DVD
„Alibi.com“ ist seit 7. Dezember 2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich

Steht mal wieder ein kleiner Ehebruch an? Wollen Sie ihr Lottoglück lieber im Geheimen feiern? Oder braucht es einfach nur eine gute Ausrede, um nicht zur Schule gehen zu müssen? Kein Problem, kommen sie einfach zu alibi.com! Das von Grégory Van Huffel (Philippe Lacheau), Augustin (Julien Arruti) und Mehdi (Tarek Boudali) betriebene Unternehmen liefert maßgeschneiderte Alibis für bedürftige und zahlungskräftige Kunden. Ein Problem gibt es aber: Grégorys neue Freundin Flo Martin (Élodie Fontan). Die ist schön, schlau, schlagfertig. Und sie hasst alles, was mit Lügen zu tun hat. Und als wäre das nicht alles schon kompliziert genug, lernt der Berufslügner auch noch deren Eltern (Nathalie Baye, Didier Bourdon) kennen und muss dabei feststellen, dass der Herr Papa Kunde bei ihm ist.

In Deutschland ist die Komikertruppe La Bande à Fifi nahezu unbekannt, in Frankreich sind sie spätestens mit einer Reihe von Filmen aber zu Superstars geworden. Der erste Film von Philippe Lacheau (Project: Babysitting) lockte bereits 2,3 Millionen Zuschauer in die Kinos, die Fortsetzung Ab in den Dschungel sogar 3,2 Millionen. Bei seinem dritten Streich Alibi.com steigerte sich die Zahl dieses Jahr noch weiter auf 3,5 Millionen. Sein ständiger Comedy-Kompagnon Tarek Boudali feierte kürzlich mit Heirate mich, Alter! ebenfalls einen Regieeinstand nach Maß (2,5 Millionen bislang). Da sich die Ensemblemitglieder zudem alle noch unter der 40-Jahre-Grenze tummeln, dürfte da noch einiges auf uns zukommen.

Blöd, aber witzig!
Aber warum auch nicht? Sicher, anspruchsvoll war keines der Werke bisher. Sie sind albern, laut, bewusst blöd, voller Zoten und unpassender Witze – also alles, was man als Kritiker hassen sollte. Aber sie sind eben auch komisch. Komischer als so mancher französischer Kollege, der hierzulande großmundig als Superhit verkauft werden soll. Komischer auch als viele amerikanische Brüder im Nicht-Geiste, die davon ausgehen, dass die pure Erwähnung von Geschlechtsteilen oder Körperfunktionen schon Gelächter provozieren – siehe etwa CHiPs oder Dirty Grandpa.

Alibi.com schafft aber, wie Lacheaus beiden vorangegangenen Komödien auch, die Balance aus altbekannt und absurd zu halten. Vieles kommt einem hier natürlich bekannt vor. Dass das Lügenkonstrukt von Grégory nicht lange halten kann, ist klar, so ein Kartenhaus wird in Filmen nur gebaut, damit es krachend zusammenfällt. Und auch was die romantischen Verwicklungen angeht – auf das junge Paar wie das Elternpaar bezogen –, läuft alles auf bekannten Bahnen. Ein bisschen Feel-good hier, etwas Sentimentalität dort und dazwischen immer wieder die Befürchtung, dass man doch noch auffliegt.

Bekannte Route mit überraschenden Zwischenstopps
Innerhalb dieses dramaturgischen Korsetts gibt es jedoch immer wieder Ausbrüche, wie man sie eher selten erlebt. Szenen und Situationen, die komplett aus dem Nichts kommen. Eine derartige Willkürlichkeit ist tendenziell eher ein Makel, hier funktioniert sie aber ganz gut, da man eben doch nie so richtig vorhersagen kann, was als nächstes passiert. Schön ist zudem, dass Lacheau hier auch wieder seiner gemeinen Seite mehr Raum zugesteht als zuletzt in Ab in den Dschungel. Ob Tiere oder Kinder, vor ihm ist niemand wirklich sicher. Und spätestens bei einer kleinen Episode zum Thema Flüchtlinge wird klar: Politisch korrekt geht anders.

Während viele dieser Witze tatsächlich ihr Ziel erreichen, gibt es aber auch eine Reihe von Rohrkrepierern. Die vielen Verweise und Zitate zu den 80ern mögen eine Herzensangelegenheit sein, komisch sind sie nur zum Teil. Der eine oder andere Gag wird darüber hinaus etwas unnötig in die Länge gezogen. Von dem verschenkten satirischen Potenzial ganz zu schweigen. Und doch macht es eben Spaß, den Chaoten hier bei der Arbeit zuzuschauen, darauf zu warten, welche verrückten Lügen sie sich wohl als nächstes einfallen lassen und wer als nächstes darunter zu leiden hat.



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Romantisch und charmant? Nein, das ist „Alibi.com“ sicher nicht. Wie schon die vorangegangenen Komödien von Philippe Lacheau so setzt auch die Geschichte um professionelle Lügner auf eine Mischung aus albernen Zoten und absurden Gemeinheiten. Das ist nicht anspruchsvoll, im Groben auch vorhersehbar, insgesamt aber doch ziemlich unterhaltsam.
6
von 10