(OT: „Bamse och tjuvstaden“, Regie: Christian Ryltenius, Schweden, 2014)
Wenn er erst einmal den Donnerhonig seiner Oma Berta genascht hat, dann wird aus dem kleinen Bären Bamse ein echter Superheld mit riesigen Kräfte! Und doch sind es seine Freundlichkeit und sein Respekt anderen gegenüber, die ihn so beliebt machen. Nur einer kann mit ihm wenig anfangen: der verschlagene Fuchs Reinhard. Mehr noch. Wenn es nach dem ginge, wäre Bamse längst weg vom Fenster. Und so beschließt er, die anderen gegen den Bären aufzuhetzen und auch Berta eine Falle zu stellen. Das lässt sich Bamse aber natürlich nicht gefallen und macht sich daher mit seinen Freunden Hoppser und Herr Schildkröte auf den Weg, den Unhold aufzuhalten.
Auch wenn Animationsfilme heute eine der wichtigsten Geldquellen für hiesige Kinobetreiber und Verleihe darstellt, es ist schon recht schade, wie eingeschränkt das Angebot in dieser Hinsicht ist. Was nicht der Optik oder der Formel der US-Blockbuster entspricht, wird ignoriert, oftmals nicht mal veröffentlicht. Selbst wenn sie uns geografisch eigentlich recht nahe sind. Umso schöner ist es, dass nur wenige Wochen nach Louis & Luca – Das Käserennen mit Bamse – Der liebste und stärkste Bär der Welt erneut ein skandinavischer Vertreter den Weg in unsere Lichtspielhäuser findet, der eigentlich so gar nicht dem Zeitgeist entspricht.
Ein Film wie früher
Das betrifft zum einen die Verpackung. Während der norwegische Kollege mit einer süßen Stop-Motion-Optik an früher erinnerte, orientieren sich die Schweden hier am klassischen Zeichentrick. Einige Stellen verraten zwar ihre Computerursprünge, es dominieren aber traditionelle 2D-Bilder – passend zu einem Helden, der in de 60ern und 70ern als TV- und Zeitschriftenheld begann. Die Umsetzung ist insgesamt ganz nett geworden. Klar, zeitgemäß ist das nicht unbedingt, den Vergleich mit den früheren Zeichentrickgroßwerken von Disney & Co. hält Bamse ebenfalls nicht stand. Dafür sind die Details zu spärlich, die Animationen zu einfach. Aber es ist doch sympathisch, was Regisseur Christian Ryltenius und sein Team aus der von Rune Andréasson entwickelten Figur herausgeholt haben.
Aber auch der Inhalt ist wohltuend altmodisch. Bamse verzichtet sowohl auf die Dauer-Pop-Beschallung wie auch ständige Slapstickszenen – beides feste Bestandteile der westlichen CGI-Hits. Ganz ohne Humor geht es natürlich nicht. Der geht aber eher über die etwas skurrilen Figuren, welche im Wald hausen. Besonders später, wenn Bamse und seine Freunde sich auf den Weg machen, um Berta zu befreien, begegnen sie einigen zumindest auffälligen Figuren. Außerdem: Wie oft sieht man schon ein männliches Tier, das gern Frauenkleider trägt? Schurken, die Spaß daran haben, Mandelkekse zu backen?
Wertvolle Nachrichten für kleine Zuschauer
Um reine Unterhaltung geht es bei Bamse dennoch nicht. Vielmehr werden eine Reihe durchaus ernster Themen angesprochen, welche das junge Zielpublikum nachfühlen kann. Da geht es zum einen um Vorurteile und um die Frage, ob Menschen – oder Tiere – sich bessern können. Es geht aber auch um Unsicherheit und Einsamkeit. Wenn in dem Film einige der Figuren Böses tun, dann nur weil sie sich unverstanden und ausgegrenzt fühlen. Die größte Waffe von Bamse ist dann auch gar nicht der Honig, der ihm Superkräfte verleiht, sondern seine Freundlichkeit und die Bereitschaft, jedem die Hand zu reichen.
Das ist ziemlich simpel verpackt, mit diversen Wiederholungen, schließlich schauen hier die Jüngsten der Jüngsten zu. Aber es ist eine Nachricht, die trotz des altmodischen Auftretens des Films ziemlich aktuell und relevant sind. Ähnlich auch zum kurz zuvor gestarteten Ferdinand – Geht stierisch ab! ist Bamse eine Absage an die üblichen Helden, die nur mit Muskelkraft alle Probleme aus der Welt schaffen. Manchmal sind die größten Helden nicht die stärksten, sondern tatsächlich die liebsten.
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