(OT: „Caruso & Co.“, Regie: Sepp Strubel, Deutschland, 1989)
Irgendwie ist das schon ziemlich doof gerade. Richtig doll krank ist Bär Caruso zwar nicht. Aber doch krank genug. Viel tun kann er nicht, außer sich selbst ein bisschen leid tun und sich schrecklich langweilen. Doch wozu hat man Freunde? Und so beschließt seine gute, alte Schildkröten-Freundin Ernestine, ihm eine Geschichte zu erzählen. Das lässt sich Schweinsdame Emily nicht zweimal sagen und leistet den beiden bei der kleinen Vorleserunde Gesellschaft.
Fleißig war sie ja, die Augsburger Puppenkiste. In den bald 80 Jahren seit der Gründung des Puppentheaters haben die Bayern viele Dutzend Geschichten für Fernsehen, Bühne und Kino adaptiert. So manche Produktion wurde zum Klassiker, das Lied aus Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer weigert sich beispielsweise auch Jahrzehnte später, die Gehörgänge wieder zu verlassen. Allerdings war die Popularität oft an die der Vorlagen geknüpft. Gerieten diese in Vergessenheit, so taten es die Puppenumsetzungen ihnen gleich. An Caruso & Co., das auf zwei Kinderbüchern von James Marshall basiert, dürften sich heute dann auch nur noch wenige erinnern – obwohl das Produktionsjahr mit 1989 sogar noch eines der jüngeren in der ruhmreichen Historie ist. Und das ist schon recht schade, die Geschichte um die drei tierischen Freunde gehört zu den besseren, welche die Augsburger angepackt haben.
Krimi und Abenteuer
Genauer sind es zwei Geschichten, die hier in jeweils zwei Folgen wiedergegeben werden. Die erste entpuppt sich als waschechter Krimi. Erzählt wird darin von seltsamen Vorkommnissen in einem Strandhotel, die clevere Eulendetektivin Eleonora versucht, diesen auf den Grund zu gehen. Wenn hier verdächtige Gäste ein und ausgehen und am Strand eine finstere Gestalt auftaucht, dann ist das tatsächlich spannend, ein klein wenig unheimlich sogar – zumindest für ein jüngeres Publikum. Aber auch der Humor wird nicht vergessen, schließlich setzt sich das gesamte Ensemble aus Tieren zusammen, teilweise recht kuriosen. Die Auflösung des Rätsels ist zwar ein wenig abrupt, Hobbydetektive haben keine echte Chance, selbst darauf zu kommen. Atmosphärisch ist Caruso & Co. an der Stelle jedoch gut gemacht.
Die zweite Geschichte ist nicht ganz so finster, soll sie aber auch gar nicht sein. Vielmehr wollen es die drei nach der anfänglichen Aufregung lieber etwas ruhiger angehen lassen und unternehmen eine kleine Bootsfahrt. Da diese jedoch durchs Stinktierland führt, ist am Ende doch wieder alles anders als gedacht. Manche Leute sind, dem Namen ihres Landes angemessen, ziemliche Stinkstiefel, die so gar nichts Liebenswertes an sich haben. Andere sind hingegen nur ein wenig seltsam. Das Ergebnis ist ungefähr so, als hätte man die Mumins mit Alice im Wunderland gekreuzt, die geradlinige Handlung wird durch diverse verschrobene Einfälle verrückt. Auch hier ist alles etwas einfacher gestrickt, schließlich sollen Kinder angesprochen werden. Aber es ist doch kreativ genug, dass auch erwachsene Beisitzer ihren Spaß haben können.
Es gibt viel zu sehen, fangen wir an!
Das gilt für die Umsetzung so oder so. Wer sich mit den deutlich sichtbaren Fäden abfinden kann, der darf sich an detailreichen und liebevoll gestalteten Puppenwelten erfreuen. Bei dem Kriminalfall beispielsweise gibt es fließende Übergänge von Tag zu Nacht, im Hotel ist immer etwas los, dazu gibt es interessante Perspektiven. Die Bootsfahrt ist etwas schwächer, was aber auch an dem schwierigeren Umfeld liegt – ein Fluss erlaubt nicht ganz so viele Blickwinkel und Variationen. Aber auch hier macht es Spaß, dem Trio bei seinen Entdeckungen und den neuen Bekanntschaften zuzusehen, Caruso & Co. ist ein rundum gelungener Auftritt der Puppenmeister, der so manchem bekannten Klassiker überlegen ist.
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