(OT: „RAID Dingue“, Regie: Dany Boon, Frankreich, 2017)
Mangelnden Einsatz kann man Johanna (Alice Pol) nun wirklich nicht zum Vorwurf machen. Für ihre Arbeit als Polizistin gibt sie alles. Mehr als alles. Und treibt damit alle in den Wahnsinn: ihren Verlobten, ihre Familie, ja auch ihre Kollegen. Als die übereifrige Gesetzeshüterin mal wieder mit ihrem Antrag scheitert, bei der Elite-Einheit RAID aufgenommen zu werden, ist das Maß aber voll. Ihr Vater Jacques (Michel Blanc) zieht als Innenminister ein paar Strippen, um das Töchterchen doch noch dort unterzubringen. Wenn sie erst einmal sieht, was die Arbeit bei RAID bedeutet, wird sie schon freiwillig wieder aufgeben, so das Kalkül. Eugène Froissard (Dany Boon) hat die ehrenvolle Aufgabe, auf die neue Kollegin aufzupassen. Dummerweise will das aber alles nicht so aufgehen. Anstatt wieder zu kündigen, steckt sie plötzlich mittendrin im Kampf gegen eine gefährliche Terroristenbande.
Kaum zu glauben: Zehn Jahre wird nächstes Jahr Willkommen bei den Sch’tis. Zehn Jahre, in denen Danny Boon beharrlich, wenn auch mit gemischtem Erfolg versucht, seinem Hit hinterherzulaufen. Zumindest in Frankreich lief es zuletzt mit Die Supercops – Allzeit verrückt! wieder ziemlich gut. Sicher, die 20 Millionen Zuschauer, die sein Überraschungsknaller damals in die Kinos lockte, blieb auch dieses Mal zu Hause. Er schafft es aber doch, kontinuierlich ein Millionenpublikum daheim anzusprechen. 4,5 Millionen waren es genau genommen dieses Mal, 2017 war bislang nur Ich – Einfach unverbesserlich 3 erfolgreicher. Hierzulande traute man dem Braten aber wohl nicht so ganz, weshalb die Komödie erst gar nicht in die Kinos kommt.
Rollenwechsel für den Blödelspezialisten
Ein Verlust ist das jedoch weniger. Fans dürfen sich freuen, hier bewährte Blödelkost vorzufinden. Und auch Alice Pol ist wieder mit von der Partie, die schon in den vergangenen Boon-Komödien Der Nächste, bitte! und Der Super-Hypochonder eine der Hauptrollen spielte. Dieses Mal übernimmt sie gewissermaßen auch den Part, den ihr Kollege bislang intus hatte: der freundliche Idiot. Anstatt wie üblich selbst in jedes Chaos-Fettnäpfchen zu treten, begnügt sich der Regisseur und Drehbuchautor dieses Mal damit, einen harten, frauenfeindlichen Kerl zu mimen. Pol ist es nun, die regelmäßig in Schlamassel gerät und alle anderen hineinzieht.
Das ist aber auch die einzige Überraschung des Films, der sonst jegliches Risiko scheut. Dass Johanna erst einmal alles falsch macht, was falsch zu machen ist, es später jedoch jedem zeigt und Anerkennung findet, das wissen wir, noch bevor der Film angefangen hat. Und auch dass sie und Eugène, der seine neue Kollegin gleich wieder aus dem Team schmeißen will, sich mit der Zeit näherkommen, wird nicht unbedingt für erstaunte Gesichter sorgen. Boon weiß, wie die Regeln einer Erfolgskomödie sind. Und er ist sicher nicht der Mann, um diese aufzuweichen oder gar zu brechen. Dafür ist er zu sehr etabliert, im Guten wie im Schlechten.
Schon mal mehr gelacht
Spannender als die Frage nach der Originalität ist daher die nach der Qualität. Die Antwort fällt aber auch dort wenig überraschend aus. Boon hat es sich schon seit Längerem im künstlerischen Mittelmaß gemütlich gemacht, wo er niemandem weh tut, aber auch nicht unbedingt zur Begeisterungsstürmen ermuntert. Klar ist es irgendwo nett mitanzusehen, wie Johanna in völliger Verkennung der Situation einen Bockmist nach dem anderen verzapft. Die Auftritte von Yvan Attal (137 Karat – Ein fast perfekter Coup) als kurioser Bandenchef sind sogar recht amüsant. Insgesamt ist der Humor aber doch recht altbacken und ohne echten Charme. Da hatte beispielsweise der südkoreanische Kollege Midnight Runners dieses Jahr im Bereich der Polizeikomödie doch eindeutig die Nase vorn. Fans des Franzosen haben ihren Spaß, der Rest zuckt mit den Schultern.
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