(OT: „Dinosaur“, Regie: Ralph Zondag/Eric Leighton, USA, 2000)
Wo seine eigentliche Familie ist, dass weiß Aladar nicht. Doch bei den Lemuren hat das Dinosaurierjunge eine aufopferungsvolle Ersatzfamilie gefunden. Gestört wird dieses idyllische Glück jedoch, als ein Meteor einschlägt und die Gegend verwüstet. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, um ein neues Zuhause zu finden und stoßen dabei bald auf Gleichgesinnte: Unter Führung von Kron und Bruton ist eine aus den unterschiedlichsten Arten bestehende Herde auf dem Weg zu einem sicheren Gebiet. Doch der Weg ist lang und beschwerlich. Immer wieder kommt es zu Konflikten mit Kron, der nur die stärksten aller Dinos mitnehmen will. Gleichzeitig ist eine Gruppe von Räubern der Truppe bereits auf den Spuren.
„Zählt!“ „Zählt nicht!“ „Zählt wohl!“ Dass die hierzulande „Meisterwerke“ genannte Disney-Reihe den Animationsfilm beeinflusst wie keine andere, dürfte kaum einer bestreiten. Strittig ist jedoch zum Teil, welcher Film denn eigentlich zu dieser Reihe gehört. Dinosaurier ist einer der strittigen Titel, der mal auf der Liste erscheint, dann wieder nicht. Aktuell wird er in den USA und in Deutschland dazugezählt, in England hingegen nicht. Das dürfte damit zu tun haben, dass der Film eine Coproduktion zwischen der herkömmlichen Animationsabteilung war und der Disney-Tochter The Secret Lab, die eigentlich ein reines Spezialeffekte-Studio war. Vor allem aber damit, dass der Film kein reiner Animationsfilm ist. Während die Dinosaurier alle computerberechnet sind, sind die Hintergründe reale Aufnahmen aus der großen weiten Welt. Mischungen aus Realfilm und Animationsfilm hatte es bei Disney ja schon immer gegeben, siehe Elliot, das Schmunzelmonster oder Falsches Spiel mit Roger Rabbit – die jedoch bis heute nicht Teil der Reihe sind.
Es werde seicht!
Diskussionen darüber, warum Dinosaurier offiziell zu der Reihe gehört, sind im Grunde natürlich witzlos. Und doch sind sie der interessanteste Aspekt eines Films, der sicher zu den langweiligsten im Kanon gezählt werden muss. Dabei war die ursprüngliche Idee noch recht spannend gewesen. Paul Verhoeven und Phil Tippett hatten Ende der 80er vorgeschlagen, einen Stop-Motion-Film zum Thema Dinosaurier zu drehen, der recht düster angelegt war und mit dem Tod des Protagonisten enden sollte. Bei Disney hatte das natürlich keine Chance. Ein gutes Jahrzehnt später wurde das Thema zwei beibehalten, aber mehrere Gänge lang weichgespült, bis ein Hauch von Nichts als Inhalt zurückblieb.
Klar darf man es nett finden, wie hier Kameradschaft propagiert wird. Und auch, dass hier entgegen von Krons Überzeugungen nicht allein der Stärkste überlebt. Das allein macht aber noch keine fesselnde Geschichte. Zu oft wurden diese Themen schon anderweitig verbraten, die langweiligen Figuren tun ihr Übriges. Der Anfang ist dramatisch, der Schluss ist es auch. Dazwischen schauen wir einer Herde von Klischees zu, wie sie ängstlich auf ihren plattgetrampelten Pfaden bleiben. Ein Gefühl von Abenteuer – und das soll die Reise ja sein – will sich nie so recht einstellen, dafür ist jeder Zwischenstopp schon im Voraus zu bekannt, jede Szene ein Déjà-vu, das auf einen Zuschauer lauert.
Ein nicht immer schönes Kind seiner Zeit
Schon im Erscheinungsjahr 2000 wurde der maue Inhalt bemängelt, ebenso die Entscheidung, die Dinosaurier sprechen zu lassen und zu stark in Cartoon-Figuren zu verwandeln. Damals war es jedoch noch leichter, sich von den Bildern über diese Schwächen hinwegtrösten zu lassen. Ein Budget von 127 Millionen Dollar, das wäre selbst heute für einen Animationsfilm am oberen Ende, für einen Film der Jahrtausendwende war das sogar gigantisch. Aber wie das mit CGI-Produkten nun mal so ist, sie haben nur eine begrenzte Haltbarkeit. Durch die Kombination mit realen Hintergründen fallen die Alterungsprozesse hier zwar nicht ganz so extrem auf wie Kollegen aus der damalige Zeit. Begeisterungstürme wird das hier aber kaum auslösen, zumal gerade die Berührungspunkte von Dinosaurier und Welt nicht immer überzeugen. Ansehen kann man sich das noch immer, in den besseren Momenten könnte Dinosaurier eine Natur-Doku sein. Ein Meisterwerk sieht aber anders aus.
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