Es 1990
© Warner Bros.

Es (1990)

(OT: „It“, Regie: Tommy Lee Wallace, USA, 1990)

Es 1990Lange schon haben sie nichts mehr voneinander gehört, geschweige denn sich gesehen. Schließlich sind die einstigen Kindheitsfreunde in alle Winde verstreut und haben die unterschiedlichsten Wege eingeschlagen. Bill (Richard Thomas) verdient sein Geld mit dem Schreiben von Horrorromanen, Ben (John Ritter) ist ein wohlhabender Architekt, Eddie (Dennis Christopher) besitzt ein Limousinenunternehmen, Beverly (Annette O’Toole) hat sich als Modedesignerin einen Namen gemacht, Richie (Harry Anderson) genießt als Komiker Ruhm. Als sie nach und nach einen Anruf von Stan (Richard Masur) erhalten, der als einziger in ihrer Heimatstadt Derry geblieben ist und dort als Bibliothekar arbeitet, sind sie erst erfreut, dann ziemlich schockiert. Schließlich erinnert er sie daran, wie sie als Gruppe von Jugendlichen (Jonathan Brandis, Brandon Crane, Emily Perkins, Seth Green, Adam Faraizl, Ben Heller, Marlon Taylor) vor 30 Jahren gegen den mörderischen Clown Pennywise (Tim Curry) gekämpft haben. Damals gaben sie sich das Versprechen, noch einmal nach Derry zurückzukehren, sollte Pennywise ein weiteres Mal auftauchen. Und nun scheint genau das der Fall zu sein.

Dass Horrorfilme hochprofitabel sein können, das haben in den letzten Jahren eine Reihe von Vertretern bewiesen. Bei einem Budget von 35 Millionen Dollar aber rund 700 Millionen wieder einzuspielen, das ist dann doch eine ziemliche Ausnahmeerscheinung. Mehr noch: Es brach damit reihenweise Rekorde und darf sich zumindest fürs Erste den Titel als erfolgreichster Horrorfilm aller Zeiten geben. Das war auch deshalb etwas überraschend, weil die Geschichte eigentlich ein alter Hut war. 1986 wurde der Roman von Stephen King über den Kampf einer Freundesclique gegen das Böse veröffentlicht. Und dann war da ja noch die Mini-Serie aus dem Jahr 1990, die bestenfalls mit gemischten Gefühlen aufgenommen worden war. Richtig empfehlenswert war sie nicht, wie die meisten King-Adaptionen. Das wusste man schon damals. Und doch genießt sie auf ihre Weise heute Kultstatus.

Wahnwitzig und blutrünstig
Das ist in erster Linie auf einen Namen zurückzuführen: Tim Curry. Der britische Schauspieler, der mit der Musicalverfilmung The Rocky Horror Picture Show zu Weltruhm kam, verkörpert auf eine unnachahmliche Weise die mörderische Romanfigur: komisch, bizarr und blutrünstig. Wo sein Nachfolger Bill Skarsgård noch mit diversen Computertricks zu einem Monster nachgebessert wurde, da reichten dem Veteranen eine Handvoll Luftballons und ein manisches Lachen. Die Kunst seinerzeit war es, einen Clown zu erschaffen, der gleichzeitig auf einem Kindergeburtstag wie im Rahmen eines Horrorfilms funktioniert. Und das ist ihnen gelungen. Curry bringt hier das Verspielte und das Monströse zusammen, ist albern und alptraumhaft in einem.

Der Rest der Serie ist weniger erwähnenswert. Einige bekanntere Schauspieler sind dabei, etwa der Nachwuchsdarsteller Jonathan Brandis oder der durch die Sitcom Herzbube mit zwei Damen berühmt gewordene John Ritter. Sie schaffen es jedoch nicht, einen wirklichen Eindruck zu hinterlassen, keinen positiven zumindest. Anders als die Neuauflage, die sich nur auf die Kindheit konzentriert, versucht die Mini-Serie den Charakter des Buches beizubehalten. Sprich: Sowohl die Handlung 1960 wie auch die 1990 werden parallel erzählt. Das ist natürlich ambitionierter, klappt aber nicht besonders gut. Die Übergänge sind sehr plakativ, durch die ständigen Wechsel gewinnen die Figuren auch keine echte Kontur. Mehr als 1000 Seiten in 180 Minuten pressen zu wollen, führt dazu, dass vieles nur kurz angeschnitten werden kann. Erschwerend kommt hinzu, dass die darstellerischen Leistungen oft von überschaubarer Qualität sind, manche Situation eigenwillig, wenn nicht gar unfreiwillig komisch.

Der unbarmherzige Zahn der Zeit
Das wird auch durch die Effekte bedingt, die 27 Jahre später erwartungsgemäß nicht mehr auf der Höhe der Zeit sind. Genau genommen wird Es immer dann lächerlich, wenn es versucht, mehr zu zeigen als Pennywise und dessen Luftballons. Der Höhepunkt ist das Finale, das die zuvor zumindest streckenweise unheimliche Atmosphäre endgültig ins Lächerliche zieht. Die ultimative Konfrontation mit dem Bösen war schon 1990 umstritten. Heute ist sie purer Trash. Ein paar der Szenen sind noch immer sehenswert, auch weil der Killerclown von anderen Menschen nicht gesehen werden kann – das resultiert in so manchem wahnwitzigen Anblick. Die Neuauflage ist aber in fast jeder Hinsicht überlegen, ist nicht nur als Horrorfilm stärker, sondern vor allem auch als Geschichte einer Freundschaft. Während einem die Protagonisten dort schnell ans Herz wachsen, kann man es hier kaum abwarten, sie Pennywise zum Fraß vorzuwerfen.



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Die erste Adaption von Stephen Kings Kultroman „Es“ war schon 1990 umstritten. Heute genießt sie zwar irgendwie Kultstatus, ist aber letztendlich größtenteils unfreiwillig komischer Trash. Als Horrorfilm funktioniert die Mini-Serie kaum, als Geschichte einer Freundesclique noch weniger. Dafür brilliert Tim Curry als Killerclown, kombiniert auf unnachahmliche Weise das Alberne und das Alptraumhafte.
5
von 10