(OT: „Final Fantasy: Advent Children“, Regie: Tetsuya Nomura/Takeshi Nozue, Japan, 2005)
Zwei Jahre sind vergangen, seit Midgar während des Kampfes gegen Sephiroth zerstört wurde. Doch obwohl nun Frieden eingekehrt ist, die Wunden sitzen tief, auch bei Cloud, der sich nach dem Tod von Aeris zurückgezogen hat. Da kündigt sich neues Unheil an. Eine eigenartige Krankheit breitet sich rasend schnell aus und verunsichert die Bevölkerung. Und auch für Cloud heißt es Abschied vom ruhigen Leben nehmen, als er eines Tages von drei Unbekannten angegriffen wird, die von ihm den Aufenthalt von Mutter herausfinden wollen. Zusätzlich erhält er den Auftrag von Rufus Shinra, dem früheren Präsidenten des Shinra-Konzerns, eben diese drei aufzuhalten und die Welt wiederherzustellen. Zunächst will er von dem Auftrag nichts wissen. Schnell ahnt er jedoch, dass er sich nicht auf Dauer heraushalten kann, steht doch das Schicksal der Menschheit auf dem Spiel.
Wie tief muss der Schock bei Square gesessen haben. Mit ihren Videospielen hatte die japanische Firma den Olymp erreicht, wurde auch im Westen verehrt. Der an und für sich naheliegende Schritt, nun auch ins Filmgeschäft einsteigen zu wollen, ging jedoch komplett daneben. Final Fantasy: Die Mächte in dir, welches eigentlich Auftakt zu einer ganzen Filmreihe hätten sein sollen, wurde ein kolossaler Flop. Die Folge: Das Animationsstudio in Hawaii wurde geschlossen, das Unternehmen fusionierte mit dem Konkurrenten Enix, das Thema Film war abgehakt.
Ein Film für Fans … und nur für die
Vier Jahre später wagte man sich dann aber doch an einen neuen Versuch. Dieses Mal verzichtete man jedoch auf Experimente. War Die Mächte in dir nur dem Titel nach Teil von „Final Fantasy“, inhaltlich stattdessen generisch-esoterisches Science-Fiction-Abwasser, wurden jetzt die schweren Fangeschütze ausgefahren. Als Teil eines mehrere Medien umfassendes Projekt zu „Final Fantasy VII“ – das berühmteste Spiel der Japaner –, wurde hier eine Film-Fortsetzung zum Millionenerfolg produziert. Dieses sollte man dann auch nach Möglichkeit gespielt haben. Wer die Vorlage nicht kennt, wird trotz einer kleinen Einleitung kaum etwas verstehen.
Aber selbst wer mit dem Spiel vertraut ist, Dutzende von Stunden mit Cloud, Tifa und Co. verbracht hat, sollte nicht allzu viel von dem Film erwarten. So unterschiedlich Die Mächte in dir und Advent Children in ihrer jeweiligen Ausrichtung – Neukunden vs. Altfans – sind, eines eint sie doch: die schwache Geschichte. Man muss schon ein großer Anhänger des Spiels sein, um sich von den Gastauftritten, Verweisen und Anspielungen komplett ablenken lassen zu können. Lässt man diese weg, bleibt ein wirres, esoterisch angehauchtes Science-Fiction-Gemisch, das zu keiner Zeit Sinn ergibt.
Absurde Kämpfe, veraltete Optik
Sicher, das gilt für Spiele meistens auch. Dort liegt aber nun mal ein großer Fokus auf der Interaktion. Ohne das interessante Kampfsystem rund um die kombinierbaren Materia-Kugeln wäre „Final Fantasy VII“ schon deutlich weniger fesselnd gewesen. Bei Advent Children ging dann auch der letzte Zusammenhang verloren. Die Dialoge wechseln zwischen nichtssagend und völlig absurd hin und her, die Szenen bauen nicht organisch aufeinander auf. Da zudem das Abenteuergefühl des Spiels fehlt, wenn es auf große Reise ging, geht dem Film eine Menge von dem verloren, was den Vorgänger noch auszeichnete. Da wäre es doch sinnvoller gewesen, bei dem ursprünglichen Plan eines Kurzfilms zu bleiben, anstatt das Nichts auf zwei Stunden ausbreiten zu wollen.
Spaß hat man allenfalls an den wuchtigen und sehr ausufernden Actionsequenzen, sofern man über deren over-the-top-Natur hinwegsehen kann, und an der stimmungsvollen Umgebung. Die futuristische Stadt, die aus einer Vielzahl von Grautönen besteht, macht atmosphärisch einiges her. Ansonsten hat die Optik seit dem Debüt vor zwölf Jahren erwartungsgemäß viel von ihrer Kraft eingebüßt. Die stilisierten Figuren bewegen sich teils ziemlich unnatürlich, eine tatsächliche Mimik war Mitte der 00er-Jahre noch nicht eingeplant. Ähnlich zu Die Mächte in dir geht die damalige Absicht, inhaltliche Schwäche durch visuelle Opulenz auszugleichen, heute nicht mehr auf. Dafür hat sich seither dann doch zu viel getan. Fans schauen in das Filmdebüt der CGI-Studios Visual Works rein, werden sich zumindest teilweise über das Wiedersehen freuen. Ansonsten ist auch diese Filmversion von „Final Fantasy“ eine ziemliche Enttäuschung.
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