Es ist eine beeindruckende Zahl: 130 Millionen. So viele Exemplare wurden bislang von der japanischen Rollenspielreihe „Final Fantasy“ verkauft, was sie zu einer der zehn erfolgreichsten Videospielreihen aller Zeiten gemacht hat. 15 Hauptteile wurden bis heute veröffentlicht, dazu zahlreiche Spin-offs und Fortsetzungen. Und auch in anderen Medien wurde mit dem Namen gut Kasse gemacht, oder es zumindest versucht. Dass es so weit kam, war wie so oft anfangs kaum abzusehen. Als am 18. Dezember 1987 – heute vor 30 Jahren – der erste Teil für das NES erschien, grenzte das schon an ein Wunder. Lange hatte Hironobu Sakaguchi darum gekämpft, überhaupt ein Rollenspiel entwickeln zu dürfen. Doch ausgerechnet sein Arbeitgeber Square, später einer der wichtigsten Hersteller von Rollenspielen, sah dafür keinen Markt. Nachdem aber alle anderen Spiele gefloppt waren und das Konkurrenzspiel „Dragon Quest“ von Enix zu einem Monstererfolg wurde, gab man der Idee doch noch eine Chance. Und tatsächlich: Das Spiel wurde ein Hit.
Schon damals kamen viele Elemente zum Einsatz, die später fester Bestandteil der Reihe werden sollten. Ähnlich zu „Dragon Quest“ gab es auch hier eine Oberwelt, durch die die Heldentruppe streifte. Kam es zum Kampf, wurde zu einem speziellen Bildschirm gewechselt, um mithilfe von Menüs rundenweise dem Feind eins auf die Nase zu geben. Oder auch einen Zauberspruch loszulassen, schließlich waren neben Kriegern und Dieben auch damals schon mehrere Magierklassen möglich. Mit der Komplexität der späteren Spiele kann es der Erstling natürlich nicht aufnehmen. Die Grafik war simpel, das Kampfsystem geradlinig, es gab keine wirklichen Charaktere, auch die Geschichte um vier prophezeite Helden, die es mit der Dunkelheit aufnehmen, würde heute keinen mehr hinter dem Ofen hervorlocken.
Von wegen final …
Anders als „Dragon Quest“ jedoch, das sich in 30 Jahren nur minimal verändert hat, wurde „Final Fantasy“ mit der Zeit immer experimentierfreudiger. So verzichtete der zweite Teil auf Erfahrungspunkte und ließ die Figuren lieber durch Aktionen sich entwickeln. Beim dritten Teil durften die zuvor starren Klassen gewechselt werden, um sehr individuelle Helden zu schaffen. Der vierte Teil, 1991 für das Super NES veröffentlicht, führte erstmals das zwar immer noch rundenbasierte, nun aber dynamischere Kampfsystem „Active Time Battle“ ein. Und auch inhaltlich machte die Reihe hier einen großen Satz nach vorne, packte eine epische Geschichte und zwölf zum Teil sehr unterschiedliche Charaktere aus, die gespielt werden konnten.
Ein noch größerer Einschnitt war „Final Fantasy VII“ im Jahr 1997. Nicht nur, dass Square einer der Hauptakteure war, Nintendo vom Videospielthron zu schubsen und stattdessen Sony darauf zu platzieren. Auch optisch beschritt man neue Wege. Die Figuren bestanden nun aus Polygonen, die Hintergründe waren computergerendert. Bis heute ist dieser Teil das Aushängeschild des Unternehmens, eroberte auch den Westen im Sturm – inklusive Europa, das bis zu dem Zeitpunkt kein einziges „Final Fantasy“ hatte spielen dürfen (das Einsteiger-Spin-off „Mystic Quest“ mal außen vor gelassen). Die ungewöhnlichen, futuristischen Bilder gekoppelt mit einer spannenden Geschichte waren seinerzeit unvergleichlich.
Haben Sie bitte Geduld!
20 Jahre später ist „Final Fantasy“ noch immer eine Großmacht, auch wenn der Glanz inzwischen doch gelitten hat. Mehrere Teile riefen ziemlich gemischte Reaktionen hervor. Zumal die Frequenz der neuen Spiele zu wünschen übrig ließ. Oft hieß es Jahre lang warten, bis es wieder Nachschub gab, umso mehr da der 11. und 14. Teil reine Online-Varianten waren. Und gerade „Final Fantasy XV“ war eine äußerst schwere Geburt, steckte mehrere Jahre in der Entwicklerhölle fest, bis man irgendwann schon fast gar nicht mehr an dessen Existenz glauben wollte. Dafür ist der Teil einer der wenigen, der auch für Filmfreunde relevant ist. Trotz der großen spielerischen Erfolge, Umsetzungen für Kino und TV waren ausgesprochen selten.
1994 wurde der erste Versuch gestartet, auch Animefreunde mit der Welt von „Final Fantasy“ vertraut zu machen. Die Direct-to-Video-Produktion Legend of the Crystals ist heute aber größtenteils in Vergessenheit geraten, auch weil Anknüpfungspunkte fehlten. Zwar schließt die Serie an „Final Fantasy V“ an, allerdings erst 200 Jahre später. Ein wirklicher Wiedererkennungswert war ohnehin nicht auszumachen. Die Chocobos, flauschig-gelbe Laufvögel, sahen hier beispielsweise wie riesige gerupfte Hühnchen aus. Bei den nachfolgenden Adaptionen entfernte man sich noch weiter weg. Während die Serie Final Fantasy Unlimited keinen direkten Bezug zu den Spielen hatte, aber immerhin Elemente daraus verwendete, war Die Mächte in dir nur dem Namen nach noch „Final Fantasy“: Der sündhaft teure CGI-Sci-Fi-Film war ein kommerzielles und künstlerisches Desaster, das so gar nichts mit den Spielen gemeinsam hatte.
Vergleichbare Experimente oder Ambitionen sollte es später nicht mehr geben. Diverse Animationsfilme und -serien folgten zwar, die waren dann aber direkt an Spiele gekoppelt. Mit Advent Children erschien 2005 eine Filmfortsetzung von „Final Fantasy VII“, als Teil eines mehrere Medien umfassenden Versuchs, noch einmal von dessen Popularität zu profitieren. Das oft verschobene „Final Fantasy XV“ wurde 2016 durch eine Web-Mini-Serie (Brotherhood: Final Fantasy XV) und einen weiteren CGI-Film (Kingsglaive: Final Fantasy XV) vorbereitet. Die richteten sich jedoch komplett an bestehende Fans und sind ohne das dazugehörige Spiel auch kaum sehenswert. Ohnehin lässt die Qualität der bisherigen Adaptionen zu wünschen übrig. So gut die Spiele in ihrer 30-jährigen Geschichte auch waren, die Filme und Serien waren offensichtliche Begleiterscheinungen, die den Zauber der Originale vermissen lassen. Aber vielleicht wird ja auch hier eines Tages die Geduld noch belohnt. In der Zwischenzeit stoßen wir auf das Geburtstagkind an und danken ihm für viele unvergessliche Spielemomente.
Die Hauptspiele
Spin-offs
Adaptionen von Final Fantasy
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