(„Manolo – The Boy Who Made Shoes For Lizards“, Regie: Michael Roberts, USA, 2017)
Manolo Blahnik – ein Name, der jeder Frau bekannt sein müsste. Betitelt als der „König der Schuhe“ beschreitet er seinen Weg vom kleinen Jungen, der auf seiner Heimatinsel La Palma kleine Schühchen aus Alufolie für Eidechsen bastelt, zum virtuosen Schuhdesigner. Filmemacher Michael Roberts setzt neben Statements des Designers selbst auf hochkarätige Interviewpartner wie u.a. Rihanna, Anna Wintour, André Leon Talley, David Bailey, John Galliano und Naomi Campbell. Sie alle erzählen Stories, die sie mit Manolo Blahnik teilen, und drücken ihre Bewunderung aus.
Ein Leben für die Kunst
Manolo selbst sehen wir in unterschiedlichen Szenerien, mal in Interviewpose vor schwarzer Leinwand, dann im strahlenden Sonnenschein beim Schlendern durch seinen wunderschönen Garten, der an seine alte Heimat erinnert, und sogar beim Arbeiten in seiner Schuhfabrik. Er legt offen dar, dass er gerne alleine ist, keine Menschen um sich herum mag und seine einzige Liebe die zu den Schuhen ist; dass er früher jedes kleinste Detail eines Schuhs selbst kreiert hat, heute nur noch den Entwurf und das erste Muster erstellt. Was für ihn „nur noch“ bedeutet, kommt beim Zuschauer sehr sympathisch an – nach jahrzehntelanger Arbeit und allem Ruhm, den ein Designer erreichen kann, geht er seiner Leidenschaft noch immer nach und erschafft seine selbst ernannten „Kreaturen“.
Zu viele Interviews, zu wenig Schuh
Michael Roberts setzt viele Originalaufnahmen von Manolos Anfängen und der damaligen Zeit ein und lässt auch einige einschneidende Momente von Schauspielern nachstellen. Das wichtigste Kernstück der Dokumentation, der Schuh, ist immer präsent. Je nach Design des Schuhs wurde das Set um ihn herum aufgebaut. Das erscheint manchmal etwas plump anstatt edel. Einmal hängt ein Schuh mitten in einem Strauch Blumen, dann liegt ein anderer High Heel am Strand und wird vom Meerwasser umspült. Der Bezug zum Schuhdesign wurde damit hergestellt, allerdings wird die Exklusivität und das hochpreisige Design etwas abgewertet.
Da sind wir auch schon am Hauptkritikpunkt angelangt – was genau macht den Manolo Blahnik High Heel aus? Wie wird ein solches Stück hergestellt, Schritt für Schritt? Warum würden viele Frauen ihr letztes Hemd für ein Paar Manolos geben? – diese Fragen werden leider nur oberflächlich behandelt. Man sieht Manolo selbst zwar beim Anfertigen eines Entwurfs, aber diese Szene wurde absolut nebensächlich behandelt. Auch die Interviews beziehen sich weniger auf die Schuhe als auf den Designer selbst, was diese Dokumentation eher zu einer Hommage an einen Künstler macht. Dadurch wird die Zielgruppe dieser Biographie sehr eingegrenzt. High-Fashion-Liebhaber werden sich mit Sicherheit daran erfreuen. Fans von Handwerk und informativen Dokus hingegen schnell langweilen.
Manolo Blahnik zeigt sich in einer selbstbewussten und selbstironischen Art, zwar fehlt es etwas an tiefgründigen Emotionen und Geschichten, aber er bleibt sich und seiner zurückgezogenen Lebensweise treu und es wird schnell klar, dass da nicht viel Glück im Spiel war, sondern ein großes Talent und unglaublich harte Arbeit. Gerne hätte man mehr Einblick in die Herstellung dieser besonderen Schuhe gehabt und weniger von den Interviews der Fashion Stars, die zwar den Werdegang aus ihrer Sicht beschreiben, jedoch oft nichtssagend und sich wiederholend wirken. Auf jeden Fall aber ist Manolo sehenswert für alle Fashionistas unter uns.
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