Musik Tanz und Rhythmus
© Disney

Musik, Tanz und Rhythmus

(OT: „Melody Time“, Regie: Jack Kinney/Clyde Geronimi/Hamilton Luske/Wilfred Jackson, USA, 1948)

Musik Tanz und Rhythmus
„Musik, Tanz und Rhythmus“ erscheint am 18. Januar 2018 auf DVD

Wer an Disney denkt, der denkt an die großen Zeichentrickfilme, an die opulenten Klassiker, welche Geschichte geschrieben und Generationen von Kindern verzaubert haben. An Musik, Tanz und Rhythmus wird dabei wohl niemand denken. Warum auch? Der 10. Teil der sogenannten Meisterwerke-Reihe ist eine von mehreren Anthologien, welche der Konzern in den 1940ern produzierte, um mit wenig Aufwand und Geld die Kasse zu füllen. Die war aufgrund diverser Flops während des Zweiten Weltkriegs – zuletzt Bambi – arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Also wurden kleinere Brötchen gebacken bzw. Kurzfilme gedreht, die zusammengeschnitten in die Kinos kamen.

Musik, Tanz und Rhythmus war die nunmehr fünfte Anthologie und kombinierte wie der Vorfahre Fantasia oder auch Make Mine Music bekannte Musik mit Zeichentricksequenzen. Dabei liegt der Vergleich zum zweiten Titel näher. Nicht nur, dass diese Schnipselwerke qualitativ auf einem ganz anderen Level waren – einem deutlich niedrigeren Level, um genau zu sein –, sie verwendeten statt klassischer Stücke zeitgenössische Lieder. Zeitgenössisch bedeutet in diesem Fall, dass Künstler aus den 40ern ihre Stimme liehen. Während der musikalische Zauberlehrling so ein zeitloses Kunstwerk ist, darf man das hier allenfalls als Zeitporträt interessant finden.

Langeweile in vielen Farben und Formen
Sentimentale Musik gehörte damals natürlich zu Disney dazu, auch die großen Werke dieser Zeit wie etwa das Langfilmdebüt Schneewittchen und die sieben Zwerge ist in der Hinsicht sehr altmodisch. Dies können die heute so gewöhnungsbedürftigen Lieder aber durch ihre visuelle Pracht sowie diverse ikonische Figuren ausgleichen. Von Musik, Tanz und Rhythmus wird das keiner behaupten wollen. In einem der sieben Shorts tauchen zwar auch Donald Duck sowie der aus den Drei Caballeros bekannte José Carioca auf. Wenn sich die beiden hier den Freuden des Sambas hingeben, ist das jedoch kein besonders ruhmreicher Auftritt. Oder Grund zur Freude. Vielmehr ist die Mischung aus Zeichentrick und Realaufnahme ziemlich langweilig. So wie der Rest auch.

Das soll nicht heißen, dass man bei Musik, Tanz und Rhythmus nicht auch irgendwo seinen Spaß haben könnte. Zumindest kleinere Kinder könnten auf ihre Kosten kommen, wenn in Winterzauber Mann und Hase versuchen, ihre Weibchen zu beeindrucken, oder in Das Bötchen Tuut ein ziemliches Chaos am Hafen entsteht. Aber es sind nicht mehr als nette Belanglosigkeiten, die als Zwischensequenz akzeptabel wären, nicht als Hauptattraktion. Erwachsene sitzen angesichts der simplen Geschichtchen im falschen Boot, zumal die unaufhörlichen Lieder an den Nerven zerren. Interessanter ist da noch Hummelflug, dessen surreale Verfolgungsjagd durch Klaviertasten an die berühmte Sequenz aus Dumbo erinnert.

Ein bisschen komisch, insgesamt überflüssig
Zumindest zwei der sieben Kurzfilme haben einen tatsächlichen Inhalt und Dialoge: Hänschen Apfelkern nimmt uns mit in eine Zeit, als Amerika erst noch erschlossen wurde. Genauer ist John Chapman damit beschäftigt, das ganze Land mit Apfelbäumen zuzupflanzen und wird dafür gefeiert. Das ist zwar auf eine kuriose Weise anachronistisch, gerade auch angesichts der aktuellen US-Klimapolitik. Aber es ist eben auch lustig. Das ist bei Pecos Bill und der Wilde Westen, der mit 22 Minuten deutlich längste Beitrag, weniger der Fall. Bemerkenswert ist die Geschichte um einen Cowboy, der sich in eine Dame mit falschem Hintern verliebt, vor allem dafür, dass Disney später sämtliche Raucherszenen rausretuschierte. Letzter im Bundedas visuell auffallende Poesie der Bäume, die Vertonung eines Gedichts von Joyce Kilmer, das inhaltlich aber ebenfalls schwach auf der Brust ist. Kann man sich ansehen. Wer aber nicht gerade ein großer Disney-Sammler ist und alle Teile aus der neuen Classics-Reihe braucht, kann es sich auch sparen.



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„Musik, Tanz und Rhythmus“ war die fünfte Anthologie, die Disney in den 1940ern produzierte. Und sie setzte den qualitativen Abwärtstrend fort. Im besten Fall sind die sieben Folgen nett, meistens jedoch in erster Linie langweilig. Die ständigen sentimentalen Lieder machen den dünnen Inhalt auch nicht unbedingt besser.
4
von 10