Oper Lopera de Paris
© Kool

OPER. L’opéra de Paris

(OT: „L’Opéra“, Regie: Jean-Stéphane Bron, Frankreich/Schweiz, 2017)

Oper Lopera de Paris
„OPER. L’opéra de Paris“ läuft ab 28. Dezember 2017 im Kino

Das wird man doch noch mal sagen dürfen! Oder etwa nicht? Zu sagen gäbe es viel über die Pariser Oper. Über die bewegte Geschichte. Über die aktuelle Bedeutung. Darüber, dass sie des Öfteren mal 10.000 Karten an einem Wochenende verkauft, was sonst niemandem gelingt. Aber wenn es um die Außenwirkung geht, da muss jedes Wort fein säuberlich abgewogen werden. Denn auch wenn es sich um eine kulturelle Institution handelt, am Ende dreht sich wie so oft alles um Macht, Geld und Ansehen. Da wird nichts dem Zufall überlassen, wer neben wichtigen Gästen sitzt, spielt eine ebenso große Rolle wie die allgemeine Preispolitik der Karten.

Es ist eine der stärksten Momente von OPER. L’opéra de Paris, wie sich die Verantwortlichen darüber beraten, wie ihre Pressestrategie aussehen soll. Der Schweizer Dokumentarfilmer Jean-Stéphane Bron hat der Oper sicher ein Denkmal gesetzt, begegnet ihr mit viel Interesse. Anders als aber der deutsche Kollege Ganz große Oper zu dem Opernhaus in München verkommt das hier nicht zu einem einfachen Imagefilm, der vor lauter Bewunderung vergisst, genauer hinzuschauen. Bron hat dies getan, hat ebenfalls mit Künstlern und Menschen hinter den Kulissen gesprochen. Oder besser: Er hat sie untereinander sprechen lassen. Anstatt fein ausformulierte Werbebotschaften in die Kamera zu sprechen, mischte er sich als bloßer Beobachter unter die Leute.

Auf und hinter der Bühne
Natürlich sind da auch „schöne“ Szenen dabei. Gerade in der zweiten Hälfte dürfen wir bei diversen bombastischen Aufführungen zusehen, sorgsam vorbereitet mit diversen Inszenierungstricks, wohl geeignet, um die Oper im besten Licht erscheinen zu lassen. Interessanter sind aber die Einblicke, die eigentlich gar nicht künstlerischer Natur sind. Da wird mit den Folgen eines Streikes gekämpft, ein Sänger fällt kurzfristig aus. Und dann waren da noch die Anschläge in Paris, welche auch den Verantwortlichen hier durch Mark und Bein gingen. Wie wollen wir den Opfern gedenken? Ist die Oper überhaupt der geeignete Raum dafür?

Abgerundet werden die künstlerischen und analytisch ausgelegten Szenen durch diverse persönliche Anekdoten. OPER. L’opéra de Paris spricht nicht nur über die Oper als Institution, sondern folgt auch mehreren Menschen, die dort auftreten. Vor allem dem russischen Nachwuchssänger Mischa Timoschenko, den es gerade an die Oper verschlagen hat und der sich nur mühsam per Französisch verständigen kann, wird viel Platz zur Entfaltung gegeben. Die Schwierigkeiten des Neuanfangs, die Unsicherheit, wie er sich den berühmten Kollegen gegenüber verhalten sollte, das ist schon recht sympathisch. Wirkliche Kontroversen spart sich Bron zwar auf, selbst wenig erfolgreiche Proben und Auseinandersetzungen werden von einer geradezu suspekten Harmonie begleitet. Dennoch bietet er einen spannenden Blick hinter die Kulissen und schenkt uns sogar ein unterhaltsames Zwischenspiel, wenn es um die richtige Aussprache des deutschen Wortes „Wurst“ geht.



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Die Pariser Oper ist eine Institution im kulturellen Bereich. Regisseur Jean-Stéphane Bron begegnet dieser in seiner Dokumentation auch mit viel Respekt, aber auch professioneller Neugierde. Das Ergebnis ist eine Mischung aus kunstvollen Darbietungen, spannenden Blicken hinter die Kulissen und diversen persönlichen Anekdoten.