(OT „Railroad Tigers“, Regie: Ding Sheng, China, 2016)
Bis vor Kurzem war Ma Yuan (Jackie Chan) ein unscheinbarer Bürger, der einfach nur für die chinesische Bahn arbeitete. Seitdem diese aber von den Japanern übernommen wurde, ist es mit der Zurückhaltung vorbei. Zusammen mit anderen Gleichgesinnten raubt er als die „Railroad Tigers“ regelmäßig japanische Transporte aus, um die Beute seinen armen Mitbürgern zu geben. Größere Ambitionen verfolgt er dabei nicht, bis er auf den verletzten Soldaten Da Guo (Darren Wang) trifft. Der bittet die Tigers darum, eine Brücke in die Luft zu sprengen, über die die Japaner Waffen transportieren. Die Aussicht, den Besatzern einen solchen Schlag zu versetzen, überzeugt sie, doch noch in den Krieg einzugreifen. Aber wird die kleine Truppe wirklich in der Lage sein, dem übermächtigen Feind zu trotzen?
Wenn chinesische oder südkoreanische Filme von der Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg berichten, dann geht es oft mit einer Menge Patriotismus und Pathos einher. Wenn der Feind damals schon nicht im wahren Leben besiegt werden konnte, dann tun wir das immerhin nachträglich als Geschichte. Railroad Tigers ist da keine wirkliche Ausnahme: Japaner sind in dem Film eindimensionale Unterdrücker, die meisten zudem ziemlich simpel. Richtig verwunderlich ist das nicht, Jackie Chan ist ja nie um einen kleinen Propagandabeitrag verlegen. Die Sache mit dem Pathos hält sich jedoch glücklicherweise zurück, stattdessen bedeutet der Film nicht nur thematisch eine Rückkehr in die Vergangenheit. Auch die Machart der Actionkomödie erinnert an frühere Zeiten.
Viele Leute, wenige Charaktere
Wer eine nuancierte oder wenigstens ernsthaft interessierte Auseinandersetzung mit der Besatzungszeit während des Zweiten Weltkriegs erhofft, sollte sich das Ganze lieber gleich sparen. Erklärungen und Kontexte gibt es kaum, nicht einmal über die Personen erfährt man wirklich viel. Regisseur Ding Sheng (Little Big Soldier) baut zwar diverse stylishe Einblender ein, sobald eine neue Figur auftaucht – und das sind eine Menge –, tut ansonsten aber herzlich wenig dafür, dass man sich an die herumwuselnden Leute gewöhnt. Einige wenige stechen hervor: Jackies Sohn Jaycee hat einen amüsanten Auftritt mit seinem berühmten Papa, Hiroyuki Ikeuchi darf als japanischer Kommandant auch ein bisschen mehr tun. Den Rest hat man größtenteils schon vergessen, noch während er auf dem Bildschirm herumturnt.
Die entscheidende Frage ist dann auch weniger, ob man als Zuschauer viel von Railroad Tigers mitnimmt, sondern ob es Spaß macht. Antwort: ein bisschen. Die ganz großen akrobatischen Kunststücke macht der in die Jahre gekommene Chan hier nicht mehr, da hatte selbst Kung Fu Yoga – Der goldene Arm der Götter schon mehr zu bieten. Dafür gibt es eine ganze Menge körperbetonten Humor. Ständig geht irgendetwas schief, stolpert oder stürzt jemand, die Actionkomödie ist eine Ansammlung klassischer Slapstickszenen. Manche Einfälle davon sind ganz lustig anzuschauen, andere eher weniger. Generell verwirrt der Film mit seiner betonten Albernheit, da das so gar nicht zu dem düsteren Drumherum passen will. Brutale Morde und harmlose Spielchen gehen Hand in Hand, selbst angesichts des Todes wird herumgeulkt, als wäre das alles in Wahrheit gar nicht so schlimm.
Schön anzusehende Action-Komödie
Richtig spannend ist Railroad Tigers dann auch nicht, dafür rauscht er zu sehr an einem vorbei, ist zu sehr Klassenfahrt denn wirkliches Abenteuer. Dafür gibt es eine ganze Menge zu sehen. Vor allem das Szenenbild, welches 2017 auch für einen Asian Film Award nominiert war, macht einiges her. An Actionszenen mangelt es ohnehin nicht, von denen gerade die auf den fahrenden Zügen oder auch eine Heist-Sequenz Laune machen. Anhänger der früheren Action-Komödien des Altmeisters können daher hier mal reinschauen und ein bisschen von früheren Zeiten träumen. Mehr als Durchschnitt ist die gute gelaunte Patriotismus-Popcorn-Berieselung jedoch nicht, dafür ist sie einfach zu seicht und unrefelktiert.
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