(OT: „Tengo Tenge“, Regie: Toshifumi Kawase, Japan, 2004)
Also, das hatten sich Souichiro Nagi und Bob Makihara ja irgendwie anders vorgestellt. Bislang war der Plan, alle Leute zu verprügeln, bis man an der Spitze der Schulhierarchie steht, immer aufgegangen. Dummerweise ist die Todo-Akademie aber keine herkömmliche Schule. Mehrere Komitees und Clubs haben sich darauf spezialisiert, gezielt die Kampfkünste zu trainieren. Die Demütigung der beiden lässt nicht lange auf sich warten. Aber zum Glück gibt es da ja noch den Budo-Club, dem sie beitreten und sich so darauf vorbereiten können, es den Siegern später so richtig heimzuzahlen.
Einer der wichtigsten Vertreter des Ecchi-Genres neben High School DxD und Highschool of the Dead soll Tenjo Tenge sein. So steht es vollbusig auf der Verpackung der Animeserie. Und mal ganz unabhängig von der Frage, ob der Vergleich mit derartigen Gurken unbedingt schmeichelhaft ist, er ist zudem kaum haltbar. Ja, gleich zu Beginn folgt einer dieser obligatorischen Momente, in denen ein Jüngling versehentlich auf einem nackten Mädchen landet. So wie es in japanischen Schulen häufiger mal vorkommen soll. Später folgt dann der eine oder andere Panty Shot, wahlweise auch ein sehr tiefer Ausschnitt. Aber selbst die nehmen mit der Zeit ab, im Vergleich zur Manga-Vorlage von Oh! great wurde der Erotik-Teil zurückgefahren.
Ich kämpfe, also bin ich
Stattdessen wirkt Tengo Tenge erst einmal wie einer der vielen anderen Shounen-Serien, welche das japanische Fernsehen im Laufe der Zeit herausgespuckt hat. Kämpfen steht auf dem Programm, regelmäßig, immer wieder, und am besten mehrfach. Das sieht teilweise ordentlich aus, wie es sich für das Animationsstudio Madhouse (Devil May Cry, The Irregular at Magic High School) gehört. Und das eine oder andere etwas ausgefallenere Figurendesign fällt ebenfalls ins Auge. Ein wirklicher visueller Festschmaus ist das aber nicht, Coolnessfaktor soll technische Extravaganz ersetzen. Man hat sich im Land der aufgehenden Sonne eben gern auch den einen oder anderen Spruch um die Ohren, an Stelle von Fäusten.
Das ist weder anspruchsvoll noch einfallsreich, eher typische Haudrauf-High-School-Massenware im Wochenformat. Bis die Flashbacks anfangen. Die sind in Animes ja immer wieder gern benutzte Mittel, um Figuren ein bisschen mehr Hintergrund zu verschaffen. Meistens dramatischer Natur, damit es auch schön um etwas geht. Dass eine Serie aber die komplette Hauptgeschichte aufgibt, die anfänglichen Hauptfiguren ebenfalls, nur um über viele Folgen hinweg alte Geschichten zu erzählen, das ist dann doch etwas unerwartet. Und unglücklich: Das Tempo des Films wird unterbrochen und erholt sich auch nie wieder davon.
Aus der Vergangenheit lernen wir … nichts
Wenn die hinzugefügten Informationen den Aufwand wenigstens rechtfertigen würden. Tenjo Tenge wird durch die Spaziergänge auf Vergangenheitspfaden aber kein Stück spannender. Die Geschichte zerfasert einfach nur, führt Elemente ein, die später keine Rolle mehr spielen oder nennenswert aufgelöst werden. Die Figuren bleiben auch weiterhin zu vernachlässigende Striche und Rundungen, diverse Kämpfe geschehen, weil sie geschehen sollen. Nicht weil man einen triftigen Grund dafür hätte. Teilweise gewinnt der Anime noch trashige Qualitäten, die Warterei auf besonders unsinnige Szenen wird immer wieder belohnt. Anders als eben Highschool of the Dead, das wenigstens auf gut gelaunte Weise richtig schlecht ist, ist diese Schulklopperei jedoch in erster Linie furchtbar langweilig. Dass die Serie nicht den kompletten Manga adaptiert, sondern stattdessen mitten im Nirgendwo aufhört, ist die Kirsche auf einem Kuchen, der nicht nur keine Nährwerte enthält, sondern dabei noch ziemlich fad schmeckt.
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