Above the Law

Above the Law

„Tueurs“, Belgien/Frankreich, 2017
Regie: Jean-François Hensgens, François Troukens; Drehbuch: François Troukens
Darsteller: Olivier Gourmet, Lubna Azabal, Kevin Janssens, Bouli Lanners

Above the LawMit dem Gesetz hat es Frank Valken (Olivier Gourmet) ja nicht so. Viele Male hat er schon andere um ihr Geld erleichtert, bei der Polizei ist der Bankräuber ein alter Bekannter. Mord ist jedoch so gar nicht sein Ding, noch nie hat er jemanden getötet. Als er und sein Gehilfe Vik (Kevin Janssens) nach einem erneuten Raub jedoch durch eine Tiefgarage fliehen wollen und ausgerechnet dort ein Blutbad angerichtet wird, gerät er schnell in den Verdacht, der Täter zu sein. Kurze Zeit drauf befindet er sich bereits in Untersuchungshaft und wird von Lucie Tesla (Lubna Azabal) und Danny Bouvy (Bouli Lanners) unter Druck gesetzt. Doch wer steckt wirklich hinter den Morden? Und wie konnte die Polizei die Bande Franks so schnell finden?

Filmfeste stehen ja manchmal im Ruf, reine Arthouse-Veranstaltungen zu sein, in denen man drei Stunden lang eine graue Wand anschaut. Aber es geht auch ganz anders, wie Above the Law beweist, welches 2017 bei den Filmfestspielen von Venedig seine Premiere feierte. Anzuschauen gibt es auch dort eine Menge. Ein Mangel an grauen Farben gibt es ebenso wenig. Des Öfteren mischen die sich aber mit blutroten Spritzern, denn der belgisch-französische Thriller geizt nicht gerade mit Gewalt. Geschont wird keiner, weder Gute noch Böse, in Sekunden kann es aus sein mit dir.

Das Ende moralischer Sicherheit
Wobei: Die Sache mit gut und böse, so richtig klappen will die hier ja nicht. Dass Valken nicht gerade ein Unschuldslamm ist, wird schnell klar. Genauso aber, dass die Polizei nicht unbedingt dein Freund und Helfer ist. Außer du gibst ihnen Geld. Vor allem Bouli Lanners (Alle Katzen sind grau, Ich bin tot, mach was draus!) fasziniert als abstoßender Vertreter des Gesetzes mit einer sehr eigenen Auslegung des Letzteren. Und je weiter der Film voranschreitet, umso weniger weiß man, wem man hier noch die Daumen drücken soll. Ob da überhaupt noch jemand übrig ist, bei dem man das tun wollte.

Der Weg dorthin ist relativ geradlinig. Anfangs versucht François Troukens, der das Drehbuch schrieb und gemeinsam mit Jean-François Hensgens, die Geschichte noch ein wenig komplexer erscheinen zu lassen, als sie ist. In den ersten Minuten wird ein bisschen durch die Zeit gesprungen, auch um die Verbindung zu den realen Brabant Killers herzustellen, die in den 80ern 28 Leute ermordeten und bis heute nicht klar identifiziert sind. Eine ideale Voraussetzung für all die Verschwörungstheoretiker da draußen und damit eben auch für das belgische Duo, daraus einen Film zu machen.

Kurz, aber schmerzhaft
Dabei hätte es diese Querverbindung gar nicht gebraucht. Am Ende läuft es dann doch auf den üblichen Verschwörungsthriller hinaus, den es ohne Kontext wohl schon in so ziemlich jedem größeren Filmland gegeben hat. Laune macht Above the Law aber, zumindest bei den Zuschauern, die sich an dreckigen und brutalen Filmen erfreuen. Frei von Pathos, dafür mit einer offensichtlichen Vorliebe für moralische Ambivalenz wird hier kurzer Prozess gemacht. Auch wichtigere Figuren sterben so plötzlich, als hätte es sie niemals gegeben. Da der Film selbst ebenfalls knapp gehalten wurde – etwas mehr als 80 Minuten dauert er –, ist er für Liebhaber von Werken wie Im Auge des Wolfes zu empfehlen. Gesetzt den Fall, er schafft es eines Tages auch nach Deutschland.



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Warum Zeit verschwenden? In „Above the Law“ wird nach einem etwas verschachtelten Anfang kurzer Prozess gemacht: Die Bankräuber sind böse, die Polizisten aber auch. Das Ergebnis ist ein moralisch ambivalenter, wenn auch geradliniger Verschwörungsthriller, der Fans solcher Filme einiges fürs Auge bietet – allen voran zahlreiche schockierend abrupte Morde.
6
von 10