Beach Rats
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Beach Rats

„Beach Rats“, USA, 2017
Regie: Eliza Hittman; Drehbuch: Eliza Hittman; Musik: Nicholas Leone
Darsteller: Harris Dickinson, Madeline Weinstein, Kate Hodge

Beach Rats
„Beach Rats“ läuft ab 25. Januar 2018 im Kino

Am Strand mit seinen Freunden abhängen, hier und da mal ein wenig Drogen nehmen, zwischendurch Sport: So sieht der Alltag des Jugendlichen Frankie (Harris Dickinson) aus. Doch eigentlich will er mehr. Er ist sich nur nicht ganz so sicher was. Während er mit der hübschen Zufallsbekanntschaft Simone (Madeline Weinstein) anbandelt, besucht er gleichzeitig im Internet Datingseiten für Schwule. Erst belässt er es bei versteckten Videochats, lässt sich bald aber auch auf reale Treffen mit älteren Männern ein. Die Jungs dürfen davon natürlich nichts wissen. Und auch seine Mutter (Kate Hodge) lässt er im Unklaren, was da gerade mit ihm passiert.

„Nur kucken, nicht anfassen“ könnte die Devise von Beach Rats lauten. Da räkeln sich Männer im Videochat, halten stolz ihre Geschlechtsteile vor die Kamera, während die Gesichter im Dunkeln bleiben. Das ist Frankie ganz recht, der gleichzeitig viel sehen will, viel begehrt, aber nichts von sich hergeben mag. Er lässt sich auf Simone ein, will aber keine Nähe. Und selbst wenn er sich nach einer Weile doch dazu entscheidet, sich mit namenlosen Fremden in einem dunklen Wald zu treffen, in Autos und Motelzimmer, selbst dann bleibt er lieber auf Distanz. Er treffe sich mit älteren Männern, weil die niemanden aus seinem Bekanntenkreis kennen, so sagt Frankie an einer Stelle.

Wer bin ich? Wer darf ich sein?
Es ist das übliche Spiel also zwischen dem, was geht und was nicht geht: Eine Sehnsucht, für die es in dieser Welt keinen Platz gibt, zumindest nicht in der Welt von Frankie. Wenn zwei Frauen miteinander rummachen, dann ist das heiß. Wenn zwei Männer miteinander rummachen, dann sind sie einfach nur schwul. So fasst es Simone zusammen. Das ist nicht wirklich plausibel, muss es aber gar nicht sein. Eliza Hittman nimmt uns mit in eine Erfahrungswelt, die nicht von Rationalität geprägt ist, sondern von Emotionen, Begierden, Sorgen und Normen.

Und von Sinnlichkeit. Nicht nur Frankie schaut sich neugierig bis gierig die männlichen Körper an, die durch seinen Bildschirm tanzen, manchmal auch nur zufällig in derselben Bahn wie er sitzen. Auch die französische Kamerafrau Helene Louvart hat sichtlich Vergnügen daran, ganz nah an den Protagonisten dran zu sein. Wie sie Sport treiben. Wie sie posieren, sich selbst inszenieren. Die sinnliche Qualität von Beach Rats beschränkt sich aber nicht auf die manchmal etwas voyeuristisch wirkende Faszination am menschlichen Körper. Auch die Aufnahmen vom Strand oder vom Vergnügungspark tragen viel dazu bei, dass man sich immer wieder in Bildern verliert. Im Tagträumen.

Lustvolle Unbestimmtheit
Dass das Drama einem Traum gleicht, liegt auch in dessen Unbestimmtheit begründet. „Ich weiß nicht, was ich will“ sagt Frankie in so vielen Variationen, dass er sich der Einfachheit halber doch gleich auf ein T-Shirt drucken lassen könnte. Er sieht sich nicht als schwul, möchte aber Sex mit Männern. Er versucht, Erwartungen zu entsprechen, ohne zu wissen, wer er selbst dabei ist. So richtig erfahren wir auch nie, wer Frankie letztendlich als Mensch ist. Weil er die Antwort darauf selbst (noch) nicht hat, trotz seiner diversen Experimente.

Eine schlingernde Nicht-Persönlichkeit kann tödlich für einen Film sein, gerade auch in einem Drama, das besonders von den Figuren lebt. Hier ist es jedoch Teil des Konzepts. Dass dieses aufgeht, ist nicht zuletzt Harris Dickinson zu verdanken. Der Nachwuchsschauspieler, der für seine Leistung mehrfach nominiert wurde – beispielsweise bei den Gotham Independent Film Awards – lässt die Unsicherheit spürbar werden, um die man als Jugendlicher kaum je herumkommt. Die Welt ist groß und aufregend, aber auch unübersichtlich, ziemlich kompliziert. Dass auch die anderen Figuren wenig Kontur erhalten, man praktisch nichts über die Freunde erfahrt, die Familie im Hintergrund verschwindet, ist weniger glücklich, letztendlich aber nicht allzu tragisch. In der Erlebniswelt von Frankie kommen die anderen einfach nicht vor. Hier heißt es erst einmal schauen, was es da draußen so alles gibt. Anfassen kann man ja später auch noch.



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Ein junger Mann sucht die Nähe von älteren Männern, geht gleichzeitig aber eine Beziehung mit einer Jugendlichen ein. „Beach Rats“ zeigt auch dank eines talentierten Hauptdarstellers die Unsicherheit beim Aufwachsen und der Suche nach einer Identität. Dass auch die anderen Figuren ohne Kontur bleiben, ist bedauerlich, dafür überzeugt das Drama durch seine sinnliche Qualität.
7
von 10