„Mugen No Jûnin“, Japan, 2017
Regie: Takashi Miike; Drehbuch: Tetsuya Oishi; Vorlage: Hiroaki Samura; Musik: Koji Endo
Darsteller: Takuya Kimura, Hana Sugisaki, Sôta Fukushi
Er ist talentiert, kräftig, furchtlos. Und doch muss Manji (Takuya Kimura) hilflos mitansehen, wie seine kleine Schwester vor seinen Augen ermordet wird. 50 Jahre später kann der durch einen Hexenfluch unsterblich gewordene Kämpfer die Vergangenheit noch immer nicht vergessen. Da begegnet er der kleinen Rin (Hana Sugisaki), die seiner Schwester zum Verwechseln ähnlich sieht und deren Eltern durch den Schwertkämpfer Anotsu (Sôta Fukushi) getötet wurden. Nach einigem Zögern willigt er ein, sie bei ihren Racheplänen zu unterstützen und hinterlässt dabei bald eine blutige Schneise der Zerstörung, die auch andere auf ihn aufmerksam macht.
Man mag ja von den Filmen des japanischen Enfant terrible halten, was man will, die schiere Produktivität von Takashi Miike ringt auch dem größten Zweifler Respekt ab. Seit 1991 haut der Regisseur einen Streifen nach dem anderen heraus. Manche davon sind Klassiker wie etwa Audition oder 13 Assassins, andere vergisst man lieber schnell wieder. 2017 gab es dann das beeindruckende Jubiläum, das bereits 100. Werk des Altmeisters stand an. Und dafür suchte er sich mal wieder eine bekannte Vorlage: „Blade of the Immortal“ von Hiroaki Samura. 2008 wurde dieser schon einmal als Anime umgesetzt, Miike schnappte sich die ersten beiden Handlungsbögen für seine Verfilmung.
Kleiner Einblick in den Abgrund
Dass ein einzelner Film einer 31 Bände umfassende Reihe nicht wirklich wiedergeben kann, das steht außer Frage. Das Thema des Fluchs – Manji muss im Manga 1000 böse Menschen töten, um seine Sterblichkeit zurückzuerhalten – wird hier eher beiläufig behandelt. Es hat jedoch die Auswirkung, dass der Protagonist keine enthusiastische Kampfmaschine ist. Er, wie auch ein anderer Sterblicher, dem er begegnet, ist es leid, dieses Leben, das einfach nicht enden will. Das unterscheidet Blade of the Immortal von anderen Genrekollegen, macht ihn deutlich düsterer, nihilistischer.
Zudem stellt der Film, wie diverse bekannte Samurai-Kumpanen auch, das Thema der Rache in Frage. Von Grund auf schlechte Menschen gibt es in Blade of the Immortal kaum. Meist wurde irgendwo ein Unrecht zugefügt, das es zu sühnen gibt. Dies führte jedoch zu weiterem Unrecht, zu weiteren Leuten, die zu Waffen greifen. Wenn Manji und Rin sich durch Horden schnetzeln, dann ist das Teil eines fatalen Teufelskreises, aus dem keiner mehr herausfindet. Eine abgründige Prophezeiung, die sich selbst erfüllt. Wieder und wieder und wieder.
Viel Kampf, viel Blut, viel Spaß
Das soll nicht bedeuten, dass man bei dem Beitrag vom Fantasy Filmfest 2017 nicht auch seinen Spaß haben könnte. Zumindest wer seine Filme ein klein wenig blutiger mag, bekommt hier doch eine Menge Anschauungsmaterial. Mehr noch, Körperteile werden abgehackt, als wären sie kleine Anhängsel, die kein Mensch braucht. Vor allem zum Ende hin, wenn es auf die obligatorische Endschlacht hinausläuft, fragt man sich, ob im Anschluss überhaupt noch jemand im alten Japan überlebte.
Mit der luftigen Grazie chinesischer Wuxia-Kollegen wie Tiger & Dragon kann es das hier sicher nicht aufnehmen. Durch die Gegend schweben oder an Wänden entlanglaufen, ist nicht, dann und wann wird nur enorm weit gesprungen. Dafür sind die Kämpfe oft schön wuchtig. Höhepunkt sind aber die vielen Waffen, die von regulären Schwertern über Äxte bis zu Distanzwaffen alles mögliche umfassen, teils realistisch gehalten sind, teils völlig überzogen – an den Stellen zeigt sich dann doch das Comicerbe. Insgesamt hätte Blade of the Immortal ein gutes Stück kürzer ausfallen dürfen. Ein würdiger Jubiläumstitel von Miike ist die Manga-Adaption aber auf jeden Fall.
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