„Club der roten Bänder – Staffel 3“, Deutschland, 2017
Regie: Jan Martin Scharf, Felix Binder, Sabine Bernardi
Drehbuch: Arne Nolting, Jan Martin Scharf, Marc O. Seng, Felix Binder; Musik: Jens Oettrich
Darsteller: Tim Oliver Schultz, Damian Hardung, Luise Befort, Timur Bartels, Ivo Kortlang, Julius Schuck
Durch dick und dünn ist der Club der roten Bänder gegangen, haben Momente der Freude und der Trauer erlebt. Nach und nach heißt es aber, sich von der gemeinsamen Zeit zu verabschieden und ein neues Leben anzufangen. Vor allem Hugo (Nick Julius Schuck) fällt das schwer, der nach seinem jahrelangen Koma nun wieder zur Schule geht. Jonas (Damian Hardung) ist mal wieder verliebt, als er einem Schwimmclub beitritt. Und auch Toni (Ivo Kortlang) versucht, endlich einmal aus der Liebe schlau zu werden. Leo (Tim Oliver Schultz) weiß dagegen genau, was er will, mit Emma (Luise Befort) zusammen sein und mit ihr alt werden. Doch dann meldet sich der Krebs zurück, schlimmer als je zuvor.
Krankenhausserien sind ja quasi per Definition dazu prädestiniert, an das Mitgefühl der Zuschauer zu appellieren. Wenn es dann auch noch ausschließlich um Kinder und Jugendliche geht, dann liegt der konzertierte Angriff auf die Tränendrüsen nahe. Man durfte daher dem Club der roten Bänder schon dankbar sein, als er sich vor etwas mehr als zwei Jahren das erste Mal zu Wort meldete. Denn auch wenn die auf den wahren Erlebnissen des Theater- und Drehbuchautors Albert Espinosa basierte Serie gerne den einen oder anderen übertriebenen Schlenker machte, so war sie doch das erstaunlich authentische Porträt einer kranken Jugendclique zwischen banalen Alltagssorgen und bitterem Krankenhausaufenthalt.
Viel Stoff für ernste Stunden
Die zweite Staffel konnte diese Klasse nicht mehr so ganz halten, zu oft verirrte sich Club der roten Bänder in übernatürliche und kitschige Gefilde. Ganz frei davon ist die dritte und letzte Staffel nicht, sie schließt aber doch wieder etwas mehr zum überzeugenden Einstand auf. Lobenswert ist es auf jeden Fall der Versuch, noch weitere Themen in dem Schicksalskabinett einzubauen. Homosexualität. Depressionen. Tourette-Syndrom. Leider nimmt sich die Serie an diesen Stellen jedoch nie die Zeit, die sie bräuchte. Einiges davon wird etwas unbeholfen eingeführt oder auch vorschnell wieder fallen gelassen. Das wirkt zuweilen dann mehr wie das Abhaken einer Liste.
Sehr viel besser – und ausführlicher – sind zwei andere Themen. Wie sieht eigentlich der Alltag aus, nachdem man so lange krank war? Und wie damit umgehen, wenn am Ende einer langen Therapie doch nur der Tod auf einen wartet? Auch an diesen Stellen hätte es gern noch ein wenig mehr in die Tiefe gehen dürfen. Club der roten Bänder spricht zwar einiges an, traut sich oder dem Publikum dann aber doch nicht zu, wirklich bis zum Ende zu gehen. Die tatsächliche Hässlichkeit einer solchen Situation zu zeigen. Bei aller Trauer, welche die deutsche Produktion verursacht, die Zuschauer sollen mit einer hoffnungsvollen Nachricht wieder in die Welt da draußen entlassen werden. Mit einem schön verpackten Geschenk in den Händen.
Überzeugende Auftritte der Jungdarsteller
Die diversen Schwächen in der Geschichte werden jedoch glücklicherweise erneut durch die engagierten Nachwuchsdarsteller aufgefangen. Vor allem Tim Oliver Schultz und Luise Befort empfehlen sich mal wieder für höhere Weihen, wenn sie sich in eine Liebe mit bösen Vorzeichen stürzen. Die Rollen sind natürlich die, aus denen sich am meisten herausholen lässt – die anderen werden im Vergleich manchmal etwas stiefmütterlich behandelt. Eine Aufgabe, welche die beiden auch mit überzeugendem Ergebnis annehmen. Es ist deshalb dann auch irgendwie traurig, dass die Serie nun vorbei ist und die Zeit des Abschieds gekommen ist. So schrecklich die Ereignisse zuweilen waren, so rührend war doch, wie eine Gruppe von Jugendlichen gemeinsam den Kampf gegen Tod und Krankheit aufgenommen haben und auf ihre Weise als Sieger von der Kampffläche gingen.
(Anzeige)