Criminal Squad

Criminal Squad

„Den of Thieves“, USA, 2018
Regie: Christian Gudegast; Drehbuch: Christian Gudegast, Paul Scheuring; Musik: Cliff Martinez
Darsteller: Gerard Butler, Pablo Schreiber, Curtis Jackson, O’ Shea Jackson Jr.

Criminal Squad
„Criminal Squad“ läuft ab 1. Februar 2018 im Kino

Gesetze interessieren Ray Merriman (Pablo Schreiber) und seine Bande (u. a. Curtis ‘50 Cent’ Jackson und O’Shea Jackson Jr.) eher wenig. Sie rauben und stehlen, wo auch immer es etwas zu holen gibt. Banken vor allem. Dabei verfolgen sie jedoch den Grundsatz, nicht unnötig Leute zu erschießen. Zumindest keine aus der Zivilbevölkerung. Als genau das jedoch passiert, heftet sich die Spezialeinheit von Nick Flanagan (Gerard Butler) an deren Fersen. Deren Methoden sind jedoch nicht unumstritten, bei der Verfolgung ihrer Ziele zeigen sie keinerlei Skrupel. Als Ray einen großen Coup plant, kommt es zum Showdown zwischen den beiden.

Das Spiel guter Cop, böser Cop kennen wir. Guter Cop, böser Verbrecher ist ja ohnehin Standard. Böser Cop, guter Verbrecher? Das ist schon ein wenig seltener. Zugegeben, ein wirklicher Held ist Ray natürlich auch nicht. Wenn er die Reichen beklaut, dann um sich selbst etwas Gutes zu tun. Das Schicksal der armen Bevölkerung interessiert ihn hingegen nicht so wirklich. Und doch, wenn es darum geht, aus zwei Übeln das kleinere zu wählen, dann wäre er es. Oder um es anders zu sagen: Criminal Squad lehrt uns, hier ausnahmsweise mal die Verbrecher anzufeuern.

Das ist jetzt nicht ernst gemeint, oder?
Nicht dass das verwerflich wäre, auch mal die Seiten zu wechseln. Man muss einen Protagonisten auch nicht zwangsweise mögen, um ihm ein bis zwei Stunden Gesellschaft zu leisten. Vermutlich wollte Christian Gudegast das auch gar nicht, der zuvor Drehbücher für unter anderem London Has Fallen geschrieben hat und hier dann sein Regiedebüt vorlegt. Und es ist ja auch bemerkenswert, wie schnell er es mit der tatkräftigen Unterstützung von Gerald Butler schafft, dass man Nick in irgendeinem Lock verrecken sehen möchte. Überheblich, sexistisch, grob, primitiv – die abstoßende und anstrengende Karikatur des US-Schläger-Cops.

Der größte Spaß in Criminal Squad besteht dann auch darin, wie er und Ray sich unentwegt miteinander messen wollen. Ob nun am Schießstand, beim Wortduell oder im Bett einer Hure, die zwei testosterongetränkten Alphamännchen lassen wirklich keine Minute unausgenutzt, um ihre Männlichkeit aneinander zu messen. Das ist so überzogen, dass es schon wieder lustig ist, denn beim kriminellen Schwanzvergleich gibt es weder Grenzen noch Pardon. Und noch viel weniger Sinn.

Macho-Schaulauf ohne Inhalt
Das gilt dann auch für den kompletten Rest von Criminal Squad. Es ist nicht so, dass es dem Film an Ereignissen mangeln würde. Eigentlich passiert hier ständig etwas. Man weiß nur nie so recht wieso. Immer wieder werden Handlungsstränge eingeführt, die kurze Zeit darauf schon wieder vergessen wurden. Der Ablauf der Geschichte folgt keinem erkennbaren Plan. Auch die Hintergrundgeschichte von Ray kommt ins Spiel für einige Sekunden, ohne dass daraus aber irgendwas gemacht würde. Was Gudegast hier abgeliefert hat, ist weniger ein zusammenhängendes narratives Werk als eine Ansammlung von Ideen, die er auf Schmierzetteln aufgeschrieben und anschließend zusammengeklebt hat. Einige triefen vor Klischees, andere sind dafür ziemlich bizarr.

Wer es gern krachen lässt, hört oder sieht, der hat schon ein bisschen was zu tun. Die Actionszenen sind ungeschönt, geradezu dreckig. Und wer Pablo Schreiber vor allem für seine Rolle aus Orange is the New Black kennt, der wird erst einmal ungläubig starren, welche Physis und Präsenz der Mann an den Tag legt. Auch deshalb ist seine Figur die interessantere, man ahnt zumindest, dass hier eine Geschichte darauf wartet, erzählt zu werden. Dass Gudegast hierzu nicht in der Lage ist, vielleicht auch nicht willentlich, ist schon ein wenig schade. Andererseits würde das vielleicht auch zu sehr davon ablenken, dass der Actionthriller einer der willkürlichsten und dümmsten Filme der letzten Monate ist. Das kann unterhaltsam sein, etwa bei dem völlig absurden Heist-Part. Oder auch nervig, wenn der Film stolz auf seine eigenen Abgründe zeigt, dabei aber gar nicht weiß, wovon er redet.



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Eine Bankräubertruppe plant den großen Coup, ein skrupelloser Bulle will sie aufhalten. Das klingt wie ein Thriller, ist aber in erster Linie ein überlanger Hahnenkampf zweier Alphamännchen. Das ist auf eine gewisse Weise lustig, ebenso der haarsträubende Heist-Part. Aber auch irgendwo frustrierend und beleidigend, wenn man den Film und seinen abstoßenden Helden nicht als Karikatur auffasst.
4
von 10