Fantastic Journey to Oz

Urfin, der Zauberer von Oz

„Urfin Jus i ego derevyannye soldaty“, Russland, 2017
Regie: Vladimir Toropchin, Fedor Dmitriev, Darina Schmidt; Drehbuch: Aleksander Boyarskiy, Darina Schimdt; Vorlage: Alexander Volkov, Lyman Frank Baum

„Urfin, der Zauberer von Oz“ // Deutschland-Start: 16. Mai 2019 (Kino)

Dorothy kann sich gar nicht satthören an den vielen wunderbaren Geschichten, die ihre Großmutter über das Zauberland Oz zu erzählen hat. Wie gerne würde sie selbst dorthin reisen, die sonderbaren Einwohner treffen, spannende Abenteuer erleben. Als sie eines Tages mit den alten silbernen Schuhen spielt, geschieht das Undenkbare: Sie landet tatsächlich in Oz! Dort hat man ihre Ankunft schon sehnsüchtig erwartet, schließlich befindet sich das Land in großer Gefahr. Urfin Jus ist ein magisches Puder in die Hände gefallen, mit denen er Objekte zum Leben erwecken kann. Und diese Fähigkeit will er nutzen, um eine Armee aufzustellen und die Smaragdstadt zu erobern.

Auch wenn Lyman Frank Baums Geschichten um das sagenhafte Land Oz sicher zu den bekanntesten und zeitlosesten Kinderbüchern überhaupt gehört, direkte Adaptionen sind inzwischen ziemlich aus der Mode gekommen. Dann und wann verirren sich zwar dennoch Filmemacher dorthin. Doch wenn sie das tun, dann um die Vorgeschichte (Die fantastische Welt von Oz) oder die Fortsetzung (Die Legende von Oz – Dorothys Rückkehr) unters fantasiehungrige Volk zu bringen.

Es war einmal …
Auch Fantastic Journey to Oz ist zeitlich nach den Büchern angesiedelt. Sehr viel später sogar. Die Titelheldin Dorothy mag denselben Namen wie die berühmte Romanfigur tragen, ist aber in Wirklichkeit ihre Enkelin. Und auch Hund Toto ist nur ein namensgleicher Nachkomme des beliebten Vierbeiners. Im Grunde hätte man sich das mit dem Generationenabenteuer aber auch sparen können. Die Figuren entsprechen den Vorlagen, auch bei Oz und dessen Bewohnern hat sich nicht wirklich etwas getan – sieht man einmal von der neuen Bedrohung ab.

Ohnehin sollte man nicht die ganz großen Erwartungen an den Film mitbringen. Die Geschichte selbst basiert nicht auf Baums Buch. Vielmehr adaptierten die Russen hier ein Werk von Alexander Volkov, der einige Jahrzehnte nach dem Originalautor eigene Fassungen von Oz schrieb, ohne auf den Urheber zu verweisen. Ein bisschen wirkt Fantastic Journey to Oz dann auch wie eine billige Kopie. Ein Film, der bekannte Elemente und Figuren übernimmt, diesen aber kaum etwas hinzufügt. Vergleichbar zu den Direct-to-Video-Fortsetzungen von Klassikern, mit denen Disney seine Fans in den 90er und 00er Jahren quälte.

Nettes Fantasy-Abenteuer ohne echte Fantasie
Schlecht ist der Beitrag vom Filmfest Schlingel 2017 aber nicht. Vor allem die Gestaltung der zum Leben erweckten Holzsoldaten sticht positiv hervor. Und auch die Vogelscheuche bekommt hier dank des russischen Animationsstudios Melnitsa Animation Studio eine sehr reizvolle neue Gestalt verpasst. Insgesamt reicht es aber nur für den Durchschnitt, sowohl visuell wie auch inhaltlich. Dorothy ist eine typische, um nicht zu sagen langweilige Heldin solcher Kinderfilme. Ihr Gegenspieler Urfin soll an einer Stelle ein wenig emotionale Tiefe erhalten, bleibt letzten Endes aber doch ein reines Klischee.

Eine reguläre deutsche Veröffentlichung ist bislang übrigens nicht angekündigt. Wer den Film auf einem der Festivals verpasst hat, muss deshalb darauf hoffen, dass doch noch ein hiesiger Verleih die Rechte kauft. Es wäre aber auch kein Weltuntergang, wenn das nicht passierte. Fantastic Journey to Oz verzaubert zwar mit dem einen oder anderen Bild, ist letztendlich aber weit davon entfernt, fantastisch zu sein. Ein Fast-Food-Animationsfilm, wie es ihn zu Dutzenden gibt.



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Der russische Animationsfilm „Fantastic Journey to Oz“ erzählt eine Art Fortsetzung des berühmten Kinderbuches. Teilweise ist das gut anzusehen, zumindest in punkto Figurendesign. Insgesamt reicht es aber nur für den Durchschnitt, für mehr zeigt sich das Fantasyabenteuer letztendlich nicht fantasievoll genug.
5
von 10