„The Hitman’s Bodyguard“, USA, 2017
Regie: Patrick Hughes; Drehbuch: Tom O’Connor; Musik: Atli Örvarsson
Darsteller: Ryan Reynolds, Samuel L. Jackson, Salma Hayek, Gary Oldman, Élodie Yung
Aussagen auf eigene Gefahr: Wer auch immer es bislang gewagt hat, den weißrussischen Diktator Vladislav Dukhovich (Gary Oldman) vor Gericht diskreditieren zu wollen, hat dies mit seinem Leben bezahlt. Oder Schlimmerem. Den berühmt-berüchtigten Auftragskiller Darius Kincaid (Samuel L. Jackson) schreckt das jedoch wenig. Im Gegenzug für seine Aussage vor dem Internationalen Gerichtshof soll seine Frau Sonia (Salma Hayek) wieder freikommen. Das ist es, was zählt. Nun hat Dukhovich aber seine Augen und Ohren und Abzugshände überall, der geplante Transport des Zeugen endet in einem Desaster. In ihrer Not wendet sich Interpol-Agentin Amelia Roussel (Élodie Yung) daher an den abgehalfterten Bodyguard Michael Bryce (Ryan Reynolds), damit der Kincaid schützt. Dummerweise ist der aber so gar nicht gut auf Roussel zu sprechen. Schließlich ist die seine Ex-Freundin und seiner Meinung nach Schuld daran, dass vor Jahren ein wichtiger Einsatz danebenging, der seine Karriere beendete.
Die Sache mit der Black List muss man nicht unbedingt verstehen. Während man bei Filmen wie Arrival, Hell or High Water oder Spotlight nachvollziehen kann, warum sie auf der berühmten Liste der beliebtesten nicht-verfilmten Drehbücher standen, fällt das bei Killer’s Bodyguard schon recht schwer. Nicht dass die Action-Komödie schlecht wäre, das gut gelaunte Dauerfeuer hat durchaus seine Qualitäten. Es dürfte aber nur wenige geben, die man tatsächlich auf die Geschichte zurückführen wollte.
Von zweien, die nicht zusammenpassten
Am originellsten ist da noch die Zusammensetzung des Heldenduos. Buddy-Komödien leben ja oft davon, dass zwei möglichst unterschiedliche Protagonisten aneinandergekettet werden, die sich nach anfänglichen Reibereien doch noch zusammenraufen. Und unterschiedlicher als hier können sie kaum ausfallen: ein schwarzer, selbstverliebter Killer und ein weißer, niedergeschlagener Bodyguard. Ein Mann, der andere umbringt. Einer, der das verhindern soll. Dass die beiden sich beruflich kennen – und hassen –, passt da doch ganz gut ins Konzept.
Glücklicherweise wurden die beiden Gegenpole gut besetzt, sodass die hypothetischen Konzepte auch auf der Leinwand funktionieren. Bei Samuel L. Jackson musste man sich in der Hinsicht keine Sorgen machen, er hat sich in den letzten Jahren so sehr auf die Rolle des obercoolen Alphamännchens eingeschossen, dass das hier im Autopilot funktioniert. Erst durch die Kombination mit Ryan Reynolds gewinnt das Ganze jedoch erst an Reiz, der hier zwar wie in seiner Paraderolle Deadpool erneut kräftig herumschießt, jedoch das krasse des Comic-Antihelden darstellt. Wenn die beiden sich Fäuste um Sprüche um die Ohren hauen, steigt der Unterhaltungspegel, die Chemie stimmt zwischen den beiden Stars.
Keine Zeit für Persönlichkeit, muss ballern!
Interessant sind die Figuren dennoch nicht. Aber das ist eigentlich keine in Killer’s Bodyguard. Schön ist, dass bei dem testosterongeschwängerten Kugelhagel auch die Frauen mehr als liebliche Heimchen am Herd sein dürfen. Die Umsetzung lässt jedoch zu wünschen übrig. Während Élodie Yung (Daredevil – Staffel 2) als toughe Agentin meistens langweilt, geht Salma Hayek (Frida) als heißblütige Latinakarikatur schnell auf die Nerven. Und auch Gary Oldman, der derzeit als heißester Oscar-Kandidat für seine Churchill-Darstellung Die dunkelste Stunde gehandelt wird, schafft es nicht, dem Bild des osteuropäischen Diktators mehr zu entlocken als schrille Brutalität.
Denn brutal ist Killer’s Bodyguard durchaus. Man sollte sich von den vielen flotten Sprüchen und den humorvollen Streitereien nicht täuschen lassen, in dem Film geht es richtig zur Sache. Allgemein gehören die Actionszenen sicher zu den Pluspunkten des Streifens: Ob nun im Nahkampf oder mit Schusswaffen oder auch bei den krachenden Verfolgungsjagden, die Schauwerte stimmen. Wer darüber hinwegsehen kann, dass die Geschichte die Überraschung ebenso scheut wie Dukhovich das Gesetz, dass man das meiste hier schon kennt, noch bevor es passiert, der kann mit den beiden schießwütigen Protagonisten seinen Spaß haben. Schade ist es schon, dass die originelle Paarung am Ende doch nur auf die üblichen Konventionen hinausläuft. Aber anspruchsloses Popcornfutter ist zwischendrin ja auch nicht ganz verkehrt.
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