Kinder des Zorns 1984
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Kinder des Zorns (1984)

„Children of the Corn“, USA, 1984
Regie: Fritz Kiersch; Drehbuch: George Goldsmith; Vorlage: Stephen King; Musik: Jonathan Elias
Darsteller: Peter Horton, Linda Hamilton, John Franklin, Courtney Gains 

Kinder des Zorns
Das limitierte Steelbook „Kinder des Zorns“ ist seit 27. Dezember 2017 auf Blu-ray erhältlich

Das hatten sich Vicky (Linda Hamilton) und ihr Freund Burt (Peter Horton) irgendwie anders vorgestellt. Eigentlich waren die beiden auf dem Weg nach Seattle, wo Burt seine Arbeit als Arzt beginnen sollte. Auf dem Weg dorthin läuft ihnen jedoch ein Kind vors Auto, das zuvor von jemandem erstochen wurde. Die Suche nach Hilfe bleibt ohne Erfolg. Ein alter Mann (R. G. Armstrong), dem sie begegnen, schickt sie gleich wieder weg. Und dann führt der ausgeschilderte Weg auch noch in die falsche Stadt. Was sie zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen: Das Unglück hat eben dort in Gatlin seinen Anfang genommen. Denn dort hat eine Gruppe von Kindern unter der Leitung von Isaac (John Franklin) und Malachai (Courtney Gains) das Sagen, die jeden Erwachsenen für eine Gottheit opfert, die im Maisfeld leben soll.

Als 1984 Kinder des Zorns erschien, war Stephen King längst ein bekannter Autor. Es hatte damals sogar schon ein paar Kino- und TV-Adaptionen seiner Werke gegeben, die durchaus von sich reden machten – Carrie und Shining gelten bis heute als Klassiker. Trotzdem traute man ihm damals wohl nicht so recht zu, die Texte der Umsetzungen selbst zu schreiben. Seine eigene Drehbuchfassung der 1977 veröffentlichten Kurzgeschichte „Kinder des Mais“ wurde vom Studio abgelehnt, stattdessen wurde George Goldsmith beauftragt, eine Neufassung zu schreiben. Die wiederum missfiel King selbst.

Das Schlimmste kam erst noch
Er ist nicht der einzige, der dem Film kritisch gegenüberstand. Die Meinungen der Kritiker waren wenig wohlwollend, sind mit der Zeit auch nicht unbedingt positiver geworden. Ganz so schlimm wie behauptet, ist Kinder des Zorns jedoch nicht. Vermutlich spielen in die heutige Rezeption die vielen Direct-to-Video-Nachfolger mit rein, die mit Kings Geschichte nichts mehr zu tun hatten und typische Horrormassenwegwerfware sind.

Was den ersten Teil von den späteren unterscheidet, ist nicht zuletzt die vergleichsweise prominente Besetzung. Da wäre Peter Horton, der später in Die besten Jahre zum Stammensemble gehörte und – Ironie des Schicksals – seine damalige Frau Michelle Pfeiffer aus den Fängen eines vegetarischen Kultes befreite. Vor allem aber Linda Hamilton sollte kurze Zeit später durch Terminator eine der bekanntesten Action-Darstellerinnen werden. In Kinder des Zorns darf sie ihre toughe Seite noch nicht ganz so zeigen. Wenn sie und Horton ein junges Paar spielen, dann gehören aber gerade die unbeschwerteren gemeinsamen Momente zu den Höhepunkten des Films. Schließlich stehen sie in einem starken Kontrast zu dem Grauen, das hinter den Maisfeldern lauert.

Erst atmosphärisch, später (zu) explizit
Wobei sich aber auch der Horrorpart durchaus sehen lassen kann. Das Setting des ländlichen Amerikas, in dem die wenigen Menschen zuweilen religiösem Wahn verfallen, das ist doch ein sehr dankbares, wenn es darum geht, wohligen Schauer erzeugen zu wollen. Kinder des Zorns hat dann auch einige sehr schöne Landschaftsaufnahmen, die durchaus als idyllisches Paradies durchgehen würden. Dafür müsste man natürlich erst die Kinder loswerden, die hier als Anhänger und Inkarnation des Teufels durchgehen. Dass deren Darsteller die Natürlichkeit der beiden Erwachsenen abgeht, lässt sich auch verschmerzen. Ein bisschen over the top schadet nicht, wenn die Leute eh verrückt sind.

Weniger glücklich sind die Gewaltdarstellungen. Die sind sicher nicht so exzessiv, wie man angesichts der über 20 Jahre gültigen Indizierung denken könnte, die erst im Juni 2017 aufgehoben wurde. Sie machen aus Kinder des Zorns aber letztendlich den B-Movie, der er ist. Während die erste Hälfte noch ziemlich atmosphärisch ist, ein Spiel mit Schatten und einem typischen 80er-Jahre-Synthie-Soundtrack, wird es später explizit und actionreich. Das ist schon allein der veralteten Special Effects wegen nicht so richtig vorzeigbar, auch die Action selbst ist ein typisches Kind ihrer Zeit. Aber auch wenn die Verfilmung nicht mit den subtileren King-Verwandten mithalten kann, so macht sie sich doch nicht schlecht in der heimischen Sammlung – vor allem als Teil des jüngst erschienenen Steelbooks, das neben dem Original noch die beiden ersten Nachfolger sowie das TV-Remake von 2009 enthält.



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Das berüchtigte „Kinder des Zorns“ ist teils vernichtender Kritiken zum Trotz eine durchaus passable Adaption der Stephen-King-Kurzgeschichte. Vor allem die gute Besetzung, die schönen Bilder und die gute Atmosphäre kommen dem kuriosen Kinder-Killer-Kult zugute. Später baut der Horrorfilm jedoch ab, wenn es deutlich expliziter wird – nicht zuletzt wegen der veralteten Spezialeffekte.
5
von 10