„Children of the Corn“, USA, 2009
Regie: Donald P. Borchers; Drehbuch: Donald P. Borchers; Vorlage: Stephen King; Musik: Jonathan Elias, Nathaniel Morgan
Darsteller: David Anders, Kandyse McClure, Preston Bailey, Daniel Newman
Die Idee war eigentlich sehr schön gewesen: Burt (David Anders) und Vicky (Kandyse McClure) wollten zusammen zweite Flitterwochen in Kalifornien verbringen. Aber schon auf dem Weg dorthin geht schief, was nur schief gehen kann, immer wieder kommt es zum Streit zwischen den beiden. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass sie sich unterwegs verfahren haben, überfahren sie auch noch einen kleinen Jungen. Zu ihrem Entsetzen stellen sie jedoch fest, dass ihm vorher bereits jemand die Kehle durchgeschnitten hat. Aber wer könnte so etwas tun, mitten im Nirgendwo? Auf der Suche nach Hilfe landen die beiden daraufhin in dem verschlafenen Nest Gatlin, ohne zu ahnen, dass dort unter der Führung von Isaac (Preston Bailey) und Malachai (Daniel Newman) ein Kinderkult sein Unwesen treibt.
Irgendwann reicht es dann aber doch, dachte man sich wohl, als 2009 Stephen Kings „Die Kinder des Mais“ fürs Fernsehen adaptiert wurde. Nicht dass es einen Mangel an Filmen gegeben hätte, die auf der Kurzgeschichte basieren. Nach dem erfolgreichen Kinodebüt 1984 gab es gleich sechs (!) Fortsetzungen, eine schlimmer als die andere, die meisten direkt fürs Videoregal produziert. Anstatt diesem Treiben zu folgen, hieß es hier dann back to the roots. Man fing einfach wieder von vorne an und drehte den Auftakt neu. Um ein Remake des Films handelt es sich bei Kinder des Zorns jedoch nicht. Man wollte lieber die Vorlage neu verfilmen – und diesmal richtig.
Könnte jemand bitte die beiden ausschalten?
Werksgetreuer ist die TV-Produktion dann auch ohne Zweifel. Wer nur den damaligen Film kennt, wird sich hier dann auch über diverse Abweichungen wundern. Wo Kinder des Zorns noch mit einem sympathischen Paar punktete, das versehentlich in einen tödlichen Schlamassel gerät, sind die beiden Erwachsenen hier von Beginn an eine Zumutung. Keine Sekunde vergeht, an dem sie sich nicht gegenseitig ankeifen oder sonstige Sachen an den Kopf werfen. Das wird sehr schnell sehr nervig. So nervig, dass man hier – ausnahmsweise – doch einmal die blutrünstigen Kinder anfeuert, um endlich seine Ruhe zu haben.
Der zweite große Unterschied betrifft das Ende. Auch das ist nun näher an Kings Version und deutlich düsterer als das, was Hollywood 1984 daraus gemacht hat. Die Rückbesinnung an dieser Stelle ist tatsächlich auch der eine große Vorteil, welche die TV-Version genießt. Man muss nicht einmal ein King-Purist sein, um die Schwächen der Erstadaption an der Stelle zu erkennen. Das erste Finale war nicht nur langweilig, sondern litt auch – wie diverse Nachfolger – an den schlechten Spezialeffekten, welche heute endgültig zu einer Zumutung mutiert sind. Da sind die Trickkünstler 25 Jahre später doch schon deutlich weiter. Oder sie wären es, wenn Kinder des Zorns denn tatsächlich etwas zeigen würde.
Im Mais, da gibt’s keine Spannung
Das aber ist das große Problem des Fernsehfilms: Es passiert nie wirklich etwas. Ganz unabhängig von den Schwierigkeiten, bei dem Paar irgendwie mitzittern zu wollen, gibt es viel zu wenige Situationen, in denen das überhaupt theoretisch möglich wäre. Am gelungensten ist noch die Szene, in der Vicky allein den kindlichen Häschern gegenübersteht. Die ist zwar schnell vorbei, zeigt aber wie viel Potenzial in der Idee eines Kinderkults steckt. Während Regisseur und Drehbuchautor Donald P. Borchers an der Stelle Kompetenz demonstriert, sind vergleichbare Szenen mit Burt äußerst schwach. Und ebenso schnell vorbei.
Spannung will bei Kinder des Zorns deshalb kaum auftreten, die bizarren bis atmosphärischen Mördermomente von 1984 haben keinen würdigen Ersatz gefunden. Dafür sind die Verknüpfungen eines provinziellen Kults mit dem Bible Belt der USA umso expliziter. Ein bisschen zu explizit, da wird dem Publikum doch eine Menge vorgekaut. So vielversprechend die Idee auch war, eine neue und moderne Version des Klassikers zu drehen, so enttäuschend ist doch, was dabei am Ende herausgekommen ist.
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