Kindes des Zorns III
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Kinder des Zorns III – Das Chicago-Massaker

„Children of the Corn III: Urban Harvest“, USA, 1995
Regie: James D. R. Hickox; Drehbuch: Dode B. Levenson; Musik: Daniel Licht
Darsteller: Daniel Cerny, Ron Melendez, Nancy Lee Grahn, Jim Metzler

Kinder des Zorns
Das limitierte Steelbook „Kinder des Zorns“ ist seit 27. Dezember 2017 auf Blu-ray erhältlich

Nach dem Tod ihres Vaters, sah es erst einmal düster für Eli (Daniel Cerny) und Joshua (Ron Melendez) aus. Wer würde sich nun um sie kümmern? Doch Glück im Unglück: Das Ehepaar Amanda (Nancy Lee Grahn) und William Porter (Jim Metzler) beschließt, die beiden Brüder aus dem provinziellen Leben in Gatlin zu sich nach Chicago zu holen. Die Umgewöhnung fällt ihnen anfangs recht schwer. Vor allem Eli scheint nicht mit dem neuen Zuhause in der Großstadt klarzukommen, auch nicht, dass sein älterer Bruder nun ein eigenes Leben sucht. Die größte Gefahr droht jedoch den Porters, denn im Geheimen treibt Eli den gefährlichen Kult weiter, der in Gatlin bereits vielen Erwachsenen zum tödlichen Verhängnis wurde.

Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, dann muss der Prophet eben zum Berg. Selbst wenn dieser Berg eine moderne Großstadt ist und der Prophet tödlichen Mais im Gepäck hat. Man muss es den Machern von Kinder des Zorns III anrechnen, dass sie zumindest versucht haben, das alte Prinzip ein bisschen zu variieren. Wo die ersten beiden Filme vom mörderischen Treiben kleiner Satansanhänger im Bible Belt Amerikas berichteten, gibt es hier einen echten Schauplatzwechsel. By bye naturgeprägte Provinz, hello graue Großstadt!

Nicht alles, was neu ist, ist auch gut
Dass das Szenario nicht wirklich viel Sinn ergibt, nun, damit muss man leben. Schon die ursprüngliche Vorlage von Stephen King operierte weniger mit Logik, wollte lieber spannend und unheimlich sein. Warum sollte sich das bei den frei erfundenen Fortsetzungen anders verhalten? Es nimmt dem Film aber die eigenen Stärken. Es war eben auch der Kontrast zwischen der idyllischen Landschaft und der moralischen Verkommenheit der Menschen, welche den Reiz der beiden Vorgänger mit ausmachte. Das Land sah nach Paradies aus, war aber eigentlich die Hölle – einer Gruppe blutrünstiger Spinner wegen.

Was passiert nun, wenn man diese Spinner in der Großstadt loslässt? Dasselbe wie vorher. Nur dass jetzt eben Erwachsene in der Großstadt eines grausamen Todes sterben. Da wird dann zwar noch Bezug auf „Den, der hinter den Reihen“ geht genommen. Und damit der Teufel auch den Umzug nach Chicago schafft, wurde er hier der Einfachheit halber auf den Mais beschränkt. Wo früher noch mit obskuren Gottheiten gespielt wurde, die sich im Verborgenen aufhielten, man nicht einmal sicher sein konnte, dass es sie gab, stecken sie nun in der Pflanze selbst. Dass das nicht ganz so atmosphärisch ist, vielmehr richtig bescheuert, das schien damals keinem aufzufallen.

Zum totlachen
Außerdem setzte es den unglückseligen Trend der Reihe fort: Schon Kinder des Zorns schwächelte in dem Moment, wenn es explizit wurde. Nicht nur, dass die nebulöse Bedrohung deutlich effektiver darin war, Spannung zu erzeugen als die fertige Manifestation, Letztere sah zudem ziemlich lächerlich aus. Spezialeffekte unterliegen nun mal dem Verfall, was vor über 30 Jahren noch gut aussah, tut es heute nicht unbedingt. Beim zweiten Teil wurde von Anfang an mehr gezeigt, was ihm nicht gerade guttat. Und dem Publikum auch nicht. Zumindest ein solches, das Horrorfilme des Gruselfaktors wegen schaut, nicht wegen bizarrer Trashtode.

Kinder des Zorns III setzt dem Ganzen nun aber die Krone auf. Hier gibt es keine einzige Szene mehr, die packt oder atmosphärisch ist. Die blutigen Todeskämpfe sind endgültig zu einer Lachnummer verkommen, da die billige Direct-to-Video-Produktion selbst für das Jahr 1995 peinlich schlechte Effekte zeigt. Auch damit kann man seinen Spaß haben. Ein Faible für schlechte Horrorfilme vorausgesetzt, denen so gar nicht bewusst ist, was für einen Blödsinn sie da verzapfen, sorgt die fortlaufend unfreiwillige Komik für Erheiterung. Der Rest bekommt zumindest ein eindrucksvolles Beispiel dafür, weshalb Stephen-King-Filme trotz diverser Höhepunkte einen derart schlechten Ruf genießen.



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Wenn „Kinder des Zorns III“ das provinzielle Amerika gegen die Großstadt eintauscht, ist das einerseits der lobenswerte Versuch, die Formel aufzubrechen. Andererseits beraubt sich der Film damit auch der eigenen Stärke. Vor allem aber die lächerlichen Todesszenen mit ihren schlechten Spezialeffekten machen jeden Versuch der Spannung zunichte.
2
von 10