„Uchū Kaizoku Kyaputen Hārokku“, Japan, 2013
Regie: Shinji Aramaki; Drehbuch: Harutoshi Fukui, Kiyoto Takeuchi; Musik: Tetsuya Takahashi
Irgendwann ist für jeden einmal Schluss: Über das ganze Weltall haben sich die Menschen ausgebreitet, Tausende von Kolonien gegründet. Inzwischen stehen sie aber vor dem Aus, aufgrund knapper Ressourcen droht das Ende der Menschheit. In ihrer Not drängt es sie daher zurück zu ihren Anfängen, zurück zur guten alten Erde. Nur sind es inzwischen einfach zu viele Menschen, ein verheerender Krieg bricht aus, als 500 Milliarden von ihnen einen Platz in der alten Heimat einfordern. Als letztes Mittel erklärt die Regierung Gaia Sanction den Planeten zu einer verbotenen Zone und besiegelt damit das Schicksal der Menschen. Der Weltraumpirat Captain Harlock will sich diesem aber nicht so leicht fügen und verfolgt mit seiner Crew einen Plan, wie sich die Fehler der Vergangenheit vielleicht wieder rückgängig machen lassen können.
100 Jahre wie in dem Film hat Captain Harlock zwar noch nicht auf dem Buckel, sich seit mehr als 40 Jahren weltweit in die Herzen der Zuschauer und quer durch die Galaxis zu kämpfen, das schafft dann aber doch nicht jeder. Wobei, so ganz stimmt das mit dem weltweit ja nicht. Während die von dem Science-Fiction-Urgestein Leiji Matsumoto entworfene Figur in Japan und Frankreich Kultstatus genießt, es auch in den USA zahlreiche Fans gibt, ist die Anhängerschaft hierzulande überschaubar. Ein Grund dafür: Nur wenige der zahlreichen Adaptionen wurden auch auf Deutsch veröffentlicht. Die Animeserie aus dem Jahr 1978, welche ein Jahr nach dem Original-Manga folgte, erschien Ende 2016 das erste Mal – und das auch nur in einer stark gekürzten Fassung.
Alte Bekannte im neuen Gewand
Glücklicherweise braucht es für Space Pirate Captain Harlock aber keine Vorkenntnisse. Die hat es bei Matsumoto ohnehin nur selten gebraucht: An fortlaufenden Geschichten hatte der Veteran nie viel Interesse, jedes neue Werk interpretierte die bekannten Figuren ein klein wenig anders. Das gilt ebenso für diese 2013er Variante. Die etablierten Charaktere sind größtenteils zwar dabei, jedoch in veränderter Form – und das nicht nur, weil der klassische Zeichentrick gegen CGI-Optik ausgetauscht wurde.
Letztere sieht größtenteils recht gut aus. Den Vergleich mit der Konkurrenz aus den USA gewinnen die Künstler aus Fernost nicht. Doch das war auch kaum zu erwarten. Vielleicht auch durch den Schock des sündhaft teuren Final Fantasy: Die Mächte in dir abgeschreckt, werden bis heute nur wenige japanische Animationsfilme per Computer erstellt. Zumindest nicht ausschließlich. Gemessen an den geringeren Erwartungen, die man aus Erfahrung an solche CGI-Animes stellt, ist Space Pirate Captain Harlock aber doch eine positive Überraschung. Die Animationen hätten sicher etwas flüssiger sein dürfen. Stilistisch ist die Kooperation des Traditionstudios Toei Animation und den jungen Kollegen Marza Animation Planet aber gelungen. Gerade auch die fremden Welten und die effektgeladenen Weltraumschlachten machen einiges her, bei Letzteren kommt teilweise schönes Star Wars-Feeling auf.
Inhalt? Geht so …
Inhaltlich ist der Film leider nicht ganz so beglückend. Ganz abgesehen davon, dass das Gaia-Konzept nun wirklich inzwischen verbraucht ist, gerade im japanischen Umfeld, neigt Space Pirate Captain Harlock zum Ende hin schon sehr zu Pathos und Kitsch. Ganz frei waren die Geschichten von Matsumoto davon auch nicht gewesen, nicht ohne Grund gehört er zu den prominentesten Vertretern der Weltraumoper. Bei der Neuauflage fehlt es aber an interessanten Ideen, um dem etwas entgegenzusetzen – sieht man mal von der unorthodoxen Methode ab, mit der Harlock alles wieder heil machen will. Mal ist der Film lächerlich, weil er krampfhaft versucht, cool zu sein. An anderen Stellen ist er langweilig. Schade ist zudem, dass die alte Crew irgendwie so wenig zur Geltung kommt, oft nur im Hintergrund agiert. Ansehen kann man sich das Ergebnis durchaus. Die Vorstellung eines Weltraumpiraten hat schließlich auch 40 Jahre später Charme, Kämpfe einer Rebellenschar gegen große böse Diktaturen sehen wir ohnehin immer gern. Figuren und Optik hätten aber mehr verdient.
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