„Tulip Fever“, USA/UK, 2017
Regie: Justin Chadwick; Drehbuch: Deborah Moggach, Tom Stoppard; Vorlage: Deborah Moggach; Musik: Danny Elfman
Darsteller: Alicia Vikander, Dane DeHaan, Christoph Waltz, Holliday Grainger
Beruflich läuft es bei dem Kaufmann Cornelis Sandvoort (Christoph Waltz) prächtig, auch dank eines florierenden Tulpenhandels hat er ein beträchtliches Vermögen angehäuft. Nur das mit der Familie will nicht so recht klappen. Immerhin, sein Geld ermöglicht es ihm, die schöne Sophia (Alicia Vikander) zu ehelichen, die ihm den gewünschten Erben gebären soll. Während sie sich bald der Hochzeit und ihrem Mann fügt, schlägt ihr Herz für jemand anderen: Jan Van Loos (Dane DeHaan). Der angesagte Maler wurde von Cornelis eigentlich dazu engagiert, ein Porträt von Sophia anzufertigen. Stattdessen verlieben sich die beiden aber bald darauf ineinander. Es ist der Anfang einer leidenschaftlichen, aber auch gefährlichen Affäre.
Holzpantoffel, Windmühlen, Fahrräder und eben Tulpen: In unserem Kopf haben es sich so manche Klischees rund um die Niederlande festgepflanzt. Das um die Blumen ist dabei sicher das spannendste, denn unsere Nachbarn haben eine ebenso lange wie kuriose Verbindung zu den hübschen Pflanzen. Heute kaum mehr vorstellbar war die Tulpe vor einigen hundert Jahren eine echte Wertanlage. Ein Spekulationsobjekt, mit dessen Handel sich ein Vermögen verdienen ließ. Auf dem Höhepunkt dieser Tulpenmanie kosteten drei Zwiebeln der besonders wertvollen Sorte Semper Augustus 30.000 Gulden. Doch dann brach der Markt 1637 jäh zusammen und brachte vielen Menschen den Ruin.
Setting? Leider Nebensache …
Zumindest streckenweise erinnert Tulpenfieber an die Zeit, an die Hysterie um die Blumen. Das ist erheiternd, geradezu lustig, besonders wenn Judi Dench in einer kleinen Nebenrolle als feilschende Äbtissin auftritt. Ansonsten aber interessiert sich die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Deborah Moggach kaum für die titelgebenden Pflanzen und ihren Markt. Stattdessen ist mal wieder ganz große Liebe, gepaart mit ganz großem Drama angesagt – zwei Menschen, die unbedingt zusammengehören, es aber nicht dürfen. Dazu noch die üblichen Missverständnisse und kleinen Intrigen, fertig ist die blumige Romanze.
Spannend? Nein, das ist Tulpenfieber sicher nicht. Man muss der Geschichte zwar zugestehen, dass sie sich nicht immer ganz an die Erwartung hält. Aber die Abweichungen sind zum Teil teuer erkauft, etwa durch nicht konsequent zu Ende gezeichnete Charaktere. Aber Letztere sind ohnehin nicht wirklich dazu geeignet, auf Dauer das Interesse an sich und den Film zu binden. Cornelis zeigt anfangs eher patriarchische Züge, wird nicht bald später jedoch zur Witzfigur. Sophia und Jan sind typische Romanzeprotagonisten, die sich nur durch ihre Liebe definieren. Was ein Problem ist, wenn die dargestellte Liebe kaum spürbar ist, man nicht einmal erkennt, warum sie so viel füreinander riskieren wollen. Oder warum man dabei mitfühlen sollte.
Visuell blüht das Drama auf
Was das von Justin Chadwick (Mandela: Der lange Weg zur Freiheit) inszenierte Drama rettet, sind jedoch die Bilder. Die Ausflüge in das mal noble, dann wieder schmuddelige Amsterdam des 17. Jahrhunderts sehen toll aus. Auch bei der sonstigen Aufmachung oder den Kostümen macht sich das immerhin 25 Millionen Dollar starke Budget bezahlt. Wer nicht ganz so hohe Ansprüche an den Inhalt hat, darf bei Tulpenfieber daher schon ein wenig schmachten – sei es der Romanze wegen oder des ansprechenden Drumherums. Dass der Film nach seiner vielen Jahre dauernden Anlaufzeit und mehreren Verschiebungen relativ sang- und klanglos aus den Kinos wieder verschwand, dürfte jedoch die wenigsten überraschen oder gar empören.
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