„Zwei im falschen Film“, Deutschland, 2017
Regie: Laura Lackmann; Drehbuch: Laura Lackmann; Musik: Lukas Frontzek, Simon Frontzek
Darsteller: Laura Tonke, Marc Hosemann, Sebastian Schwarz, Katrin Wichmann
Seit acht Jahren sind Hans (Marc Hosemann) und seine Freundin Heinz (Laura Tonke) nun schon ein Paar. Und sie sind glücklich dabei. Eigentlich. Andererseits ist das gemeinsame Leben inzwischen schon sehr von ihrer Routine geprägt. Romantik ist nicht. Und das mit der Perspektive will irgendwie auch nicht so recht funktionieren. Hans will weder Ehe noch Kinder, die beiden schlafen in den Büros seines Copy Shops, um Geld zu sparen. Als nicht einmal der Jahrestag sie in Stimmung bringt, wird für die beiden klar: Da muss dringend etwas passieren!
Es gibt Leute, da braucht es keine große Vorstellungsrunde oder Aufwärmphase, die mag man auf Anhieb. Und auch bei Filmen kommt das vor. Zwei im falschen Film ist so einer. Passend zum Titel beginnt er, wenn Hans und Heinz, die eigentlich anders heißt, in einem Kino sitzen und sich eine furchtbare Schmonzette da auf der Leinwand anschauen. Widerwillig, mit vielen abschätzigen Kommentaren. Der Clou: Das Paar auf der Leinwand wird ebenfalls von Tonke (Sommerhäuser) und Hosemann (Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt) gespielt. Wenn sie das Geschehen kommentieren, dann geschieht das von Anfang auf so vielen (Meta-)Ebenen, dass man schon gar nicht mehr weiß, wo der eine Film anfängt und der andere aufhört.
Liebe? Lieber nicht …
Zwei im falschen Film ist aber nicht nur eine schelmische Auseinandersetzung mit lebensfremden Romanzen. Vielmehr dekonstruiert Laura Lackmann hier Liebesbeziehungen als solche. Dass die Regisseurin und Drehbuchautorin sich darauf versteht, ein bisschen hinter die Fassade zu blicken, das hat sie schon in ihrem ersten Langfilm Mängelexemplar bewiesen, der sich mit psychischen Erkrankungen auseinandersetzte. Dem steht Spielfilm Nummer zwei nicht nach, auch wenn sie sich hier Metaspielereien zum Trotz sehr mit dem banalen Alltag auseinandersetzt.
Schön ist der natürlich weniger, eher funktional. Wie alte Hausschlappen. Man hat sich aufeinander eingestellt, kennt die Macken, hat sich mit vielem arrangiert. Lackmann zeigt mit erstaunlich viel Mut zum hässlichen Detail, was passiert, wenn Menschen (zu?) lange zusammen sind. Der eine oder andere Tiefschlag kommt so überraschend, dass man nicht weiß, ob man nun laut lachen oder ganz erschrocken schauen soll. Beides irgendwie. Sie sind komisch, die zwei Menschen da, die es sich bequem eingerichtet haben, ein bisschen nerdig. Und doch sind sie real, auf eine gleichzeitig furchteinflößende und unglaublich charmante Weise. Wie ihr Auto, das irgendwie funktioniert. Irgendwie aber auch nicht.
Glücklich, wer kein Glück braucht
Aber reicht das auch? Das ist die Frage, die sich hier alle stellen: vor der Kamera, hinter der Kamera, im Publikum. Was bedeutet es letztendlich, eine Beziehung zu führen? Wo liegt die Grenze zwischen gut und gut genug? Einer der schönsten Momente in dem Film ist, wenn Christine als Hans’ demente Mutter aus eigenen Erfahrungen zu berichten weiß: Das Leben könnte viel glücklicher sein, wenn man nicht ständig versuchen würde, glücklicher zu werden. Es ist eine einfache Wahrheit. Eine irgendwie komische Wahrheit. Eine irgendwie ernüchternde Wahrheit. So wie auch Zwei im falschen Film einfach, komisch und ernüchternd ist.
Ein bisschen lang ist Lackmanns Zweitwerk geworden. Umso mehr, da der Film zwischenzeitlich doch zu viele Konventionen bedient, über die er sich zuvor lustig gemacht hat. Die vielen Sympathiepunkte, die sich das hässliche Entlein zu Beginn verdient hat, sie werden ein bisschen weniger mit der Zeit. Aber sie überwiegen: Zwei im falschen Film ist sympathisch, hält die Waage zwischen lebensnah und absurd und ist dabei noch mitreißend gespielt. Man würde nicht unbedingt Poster von Hans und Heinz bei sich daheim aufhängen wollen. Sie sind vielleicht auch keine besonders geeigneten Vorbilder. Aber man hat doch große Lust, sich zu ihnen auf die Couch zu setzen, die Zeit zu verdaddeln, sich über falsche Filme lustig zu machen und dabei glücklicher zu sein, als einem bewusst ist.
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