„Babylon“, Philippinen, 2017
Regie: Keith Deligero; Drehbuch: Paul Grant, Gale Osorio
Selbst fleißige Filmeschauer werden sich ein wenig schwer damit tun, Werke aus den Philippinen nennen zu können. Dafür gibt es jetzt gleich doppelten Anlass, einen kleinen Blick auf das südostasiatische Inselreich zu werfen. Viel schlauer wird man im Anschluss aber nicht sein, was das Land filmisch denn ausmacht, zu unterschiedlich sind die beiden Beispiele. Gemein ist ihnen nur, dass sie sehr ungewöhnlich sind. Erst wurde The Woman Who Left im Rahmen eines Kinoevents deutschlandweit gezeigt, rund zwei Wochen später feiert Babylon seine internationale Premiere im Rahmen der Berlinale 2018.
Vergleichbar sind Spielfilme und Kurzfilme natürlich selten. Umso mehr, wenn sie so unterschiedliche Auffassungen von Länge und Tempo haben wie diese hier. Während Lav Diaz seine kunstvollen Einstellungen fast vier Stunden lang zelebriert, jede Änderung sich viel Zeit lässt, rast Babylon in einer selten frenetischen Weise durchs Land. Schnelle Schnitte, Sprünge zwischen den Schauplätzen und Protagonisten, dazu keinerlei Kontexte oder Erklärungen – der 20 Minuten dauernde Clip sollte mit einer Warnung für Schwindelanfällige angekündigt werden.
Die Geschichte korrekt wiederzugeben, ist dann auch nahezu unmöglich. Es geht um einen waffenliebenden Diktator, sprechende Hähne, einen begehrten Raucher und futuristische Maschinen. Das ist unterhaltsam, weil oft absurd, phasenweise auch satirisch. Gleichzeitig stellt der Kurzfilm eine ziemliche Herausforderung für jeden dar, der gerne das Gezeigte rational verarbeiten möchte. Aber nicht alles muss wirklich Sinn ergeben. Ein bisschen Spaß ist ja auch nicht schlecht. Und den kann man hier durchaus haben, sei es in den bewusst trashigen Momenten wie auch bei dem visuell überwältigenden Ausflug in die philippinischen Urwälder.
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