Brigitta
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Brigitta

„Brigitta“, Deutschland/Ungarn, 1993
Regie: Dagmar Knöpfel; Drehbuch: Adalbert Stifter; Vorlage: Adalbert Stifter; Musik: Lajos Wohner
Darsteller: Carl Achleitner, Tamás Jordán, Éva Igó

„Brigitta“ ist seit 26. Januar 2018 auf DVD erhältlich

Der junge Maler Florian (Carl Achleitner) macht sich zu Fuß auf den Weg nach Ungarn, um seinen alten Freund zu besuchen. Florian entdeckt währenddessen die Fülle der Natur, die ihn zu neuen Zeichnungen inspiriert. Nach einer langen und kreativen Reise erreicht er das abgeschiedene Landgut seines Freundes. Anfänglich scheint dieser zufrieden mit seinem Leben und seiner selbst gewählten Einsamkeit. Doch mit der Zeit spürt Florian, dass er ein Geheimnis verbirgt, in welches die ominöse Brigitta (Éva Igó) verstrickt ist.

Die Regisseurin lebt ihre Leidenschaft für Dokumentationen aus
Die erste halbe Stunde des Filmes gleicht eher einer Dokumentation über die Natur und die Weiten des ungarischen Landes. Es wird fast nicht gesprochen, der Maler Florian schlendert durch Gräser und Wiesen und fängt diese in seinem Zeichenblock ein. Regisseurin Dagmar Knöpfel bringt offensichtlich ihre Liebe zu Dokumentationen zum Ausdruck, mit denen sie sich davor fast ausschließlich beschäftigte. Sie setzt auf detailreiche Einblicke und lang gezogene Landschaftsaufnahmen. Eine halbe Stunde dafür zu verwenden, mag für den ein oder anderen zu viel des Guten sein. Man fragt sich, wieviel Story wohl in den restlichen Minuten noch passieren kann.

Schwarzweißes Bild symbolisiert das erdrückende Gewicht eines Geheimnisses
Die farblosen Aufnahmen stehen zu allererst für die Zeitepoche, in der der Film spielt, nämlich Mitte des 19. Jahrhunderts. Mehr als das drückt das schwarzweiße Bild aber auch etwas Erdrückendes aus, was bis zum Schluss über der Geschichte liegt. Wie schön wären die Landschaftsaufnahmen in sattem Grün gewesen; das versteckte Geheimnis des Freundes wiegt allerdings mehr, weshalb sich die Regisseurin für das farblose Bild entschieden hat.

Von der technischen Seite her betrachtet fällt auf, dass der schwarze Farbton in sekündlichen Abständen zwischen Rotstich und Grünstich hin- und herflackert, was etwas ablenkend und störend ist. Dazu kommt der eher mittelmäßige Ton – die Umgebungsgeräusche sind viel zu laut, man versteht die Gespräche zwischen Florian und seinem Freund oft sehr schlecht.

Brigittas Schönheit ist ihr Selbstbewusstsein und ihr Herz
In Adalbert Stifters Novelle wird Brigitta als eher hässlich beschrieben. Ihre Mutter ignorierte sie von Geburt an und so kämpfte sich Brigitta alleine durchs Leben und gewann durch Rückschläge, Einsamkeit und Erfahrungen eine besondere Stärke. Deren ungarische Darstellerin Éva Igó ist alles andere als hässlich – abgesehen von dem unschönen Frauenbart. Vielleicht soll genau dieser verdeutlichen, dass Brigittas Wesen ihre eigentliche Schönheit ist.

Brigitta ist ein besonderer Film. Ganz anders als das uns heutzutage Bekannte. Es ist wichtig, solche Filme zu zeigen und sich anzuschauen, auch wenn die Story einen nicht umhaut. Ob man die Geschichte nicht auch in einen Kurzfilm hätte packen können, fragt man sich mehrmals während man auf den Beginn der eigentlichen Geschichte wartet. Für reine Unterhaltung ist Brigitta jedenfalls nicht geeignet. Für den Liebhaber des Filmes als Kunst ist er auf jeden Fall empfehlenswert.



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Dagmar Knöpfels Interpretation von Adalbert Stifters Novelle "Brigitta" setzt auf Natur und den genügsamen Blick darauf. Allerdings gibt die Story wenig her und ist eher für den geduldigen Zuschauer geeignet.
6
von 10