„Conor McGregor: Notorious“, USA, 2017
Regie: Garvin Fitzgerald
Conor McGregor ist spätestens seit dem Zeitpunkt einem breiteren Publikum ein Begriff, als sein Kampf gegen Floyd Mayweather angekündigt wurde. Jeder, der zwei Minuten recherchierte und nicht mit Berichterstattung sein Geld verdient, konnte mit ziemlicher Sicherheit zwei Dinge vorhersagen: Der Kampf wird mit einem KO enden und Floyd Mayweather wird der Gewinner sein. Selbstverständlich ging es McGregor bei diesem Kampf nie um den Sieg, sondern um die Publicity und vor allem um das Preisgeld. Womit nun aber McGregors mehr oder weniger weltweite Bekanntheit begann, damit endet die Dokumentation von Gavin Fitzgerald. Zehn Runden hat McGregor gegen den besten Boxer seiner Generation durchgestanden, lässt uns der Zwischentitel zum Schluss wissen.
Nachdem Conor McGregor: Notorious im Las Vegas der Gegenwart eröffnet, geht es schon kurz darauf in McGregors alte Trainingsstätte in Dublin. McGregors selbst reminisziert hier über seine Anfänge im MMA, als er und seine Kameraden sich nicht einmal vernünftige Ausrüstung leisten konnten. Der Junge, der pleite ist, bei seiner Mutter wohnt und nichts als einen Traum in der Tasche hat, kündigt seinen Job und zieht nach Amerika, um zu scheitern oder alles zu erreichen. Der kometenhafte Aufstieg McGregors hätte ein interessantes Sujet abgeben können, wird in Fitzgeralds Werk allerdings in unter einer Viertelstunde abgehandelt. Stattdessen konzentriert sich die Dokumentation auf vier wichtige Kämpfe McGregors: den Titelkampf gegen José Aldo, den ersatzweise eingeschobenen Interimstitelkampf gegen Chad Mendes sowie die zwei Kämpfe gegen Nate Diaz. Dabei ist vor allem der Weg bis zum Kampf gegen Aldo sehr gut und spannend inszeniert; der volle Kampf selbst ist ebenfalls enthalten, und selbst wenn man das Ergebnis kennt, ist es, auch durch die gute Hinarbeit dahin, ganz klar das Highlight des Films.
Zwischen Selbstinszenierung und Menschlichkeit
Conor McGregor inszeniert sich öffentlich gerne selbst, und auch wenn ihm gerne unterstellt wird, er wolle sich und anderen nur einreden, wie gut er sei, erweckt er im neutralen Beobachter den Eindruck, dass es sein Naturell ist, zumal er seine Worte leicht mit Taten untermauern kann. Er ist nicht umsonst der erste UFC-Kämpfer, der Titel in zwei Gewichtsklassen hält. Dreimal jedoch zeigt Fitzgerald ihn in äußerst menschlichen Momenten. Einmal in der Vorbereitung auf den Aldokampf, in der McGregor sich eine Knieverletzung zuzog, von der die Öffentlichkeit nichts wusste. Des Weiteren nach der Niederlage gegen Diaz und zuletzt als stolzen Vater. Diese Szenen stehen aber nicht zwingend im Widerspruch zu McGregors exaltierten Art, sondern runden eher seinen Charakter ab. Dennoch lässt sich attestieren, dass egal ob man McGregor nun für ein arrogantes Großmaul oder einen authentischen Typen hält, jeder sich von der Dokumentation in seiner Auffassung von McGregor bestätigt sieht. Fitzgerald kommentiert nicht, sondern zeigt nur.
Sollte es tatsächlich zu einem Rückkampf mit Mayweather im Oktagon kommen, wie es derzeit hier und da immer mal wieder angeteasert wird, kann natürlich kein Zweifel daran bestehen, dass McGregor ihn direkt ins Krankenhaus prügelt. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird es aber gar nicht erst zu diesem Ereignis kommen, vielmehr hat McGregor sich wieder einen Swimmingpool voll Publicity eingelassen, um darin zu baden. Abgesehen vom Kämpfen ist es das, was er macht, und dafür ist er bekannt – er ist eben The Notorious.
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