„Coyote“, Schweiz, 2018
Regie: Lorenz Wunderle; Drehbuch: Lorenz Wunderle; Musik: Rahel Zimmermann
Niemand kann seine Vergangenheit so ganz hinter sich lassen, vor allem nicht die traurigen, schmerzhaften Erfahrungen. Das gilt nicht nur für uns Zweibeiner. Auch ein Coyote kommt nicht so leicht darüber hinweg, wenn die Familie vor den eigenen Augen abgeschlachtet wird. Das zumindest will uns Lorenz Wunderle weismachen, dessen neuester Kurzfilm Coyote auf der Berlinale 2018 seine Weltpremiere feierte. Da will der bedauernswerte Protagonist nur ein bisschen von einem riesigen Büffel naschen, der ja eh schon tot ist. Und was passiert? Eine Gruppe Wölfe fällt über ihn her, murkst ihn fast, Frau und Kinder sogar komplett ab.
Hauptsache anders und blutig
Wobei, so ganz eindeutig ist es ja nicht, ob das wirklich Büffel und Wölfe waren. Mit naturalistischen Darstellungen der Tierwelt hat es dieser Kurzfilm nicht so. Selbst in den normalsten Momenten wirkt alles fremd und überdreht. Und es gibt nicht viele Momente, bei denen man überhaupt dieses Adjektiv in Anspruch nehmen würde. Denn was grausig beginnt, entwickelt sich in Sekundenschnelle zu einem absoluten Albtraum. Richtig furchteinflößend ist dieser jedoch nicht, eher so, als würde man eine Folge von Itchy & Scratchy von den Simpsons anschauen, gemischt mit ein wenig Bill Plympton. Horror ja, aber mit Humor überzogen.
Der ganz große Sehgenuss ist das nicht, die Zeichnungen sind sehr schlicht, sowohl auf die Figuren wie auch die Hintergründe bezogen. Langeweile will aber ebenfalls nicht aufkommen, dafür sorgen die eigenwillige Farbgebung, so manche seltsame Perspektive und die grotesken Proportionen. Das ist schon irgendwie interessant anzusehen, gerade auch als Liebhaber visueller Trips. Denn wie auf einem solchen fühlt man sich hier. Aber es ist nun mal nicht mehr als das, es bleibt nach den zehn Minuten nicht so wahnsinnig viel zurück, das wirklich in Erinnerung bleibt, von den diversen brutalen Momenten vielleicht einmal abgesehen.
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