Für Frida (Katrin Röver) steht fest: Ein Kind muss her, am besten gestern schon. Sie weiß eigentlich alles übers Kinderkriegen. Doch so sehr sie sich auch anstrengt, so viel sie auch in ihren Fruchtbarkeitskalender schreibt, sie wird einfach nicht von ihrem Freund Tobias (Till Firit) schwanger. Als der sich eines Tages von ihr trennt, weil er nicht mehr diesem ständigen Druck ausgesetzt sein wollte, bricht für sie eine Welt zusammen. Was soll sie denn jetzt machen? Mit 36? Nicht einmal ihre Mutter Brigitte (Ulrike Willenbacher) hat noch für sie Zeit, denn die ist gerade mehr als genug mit ihrer Internetbekannschaft Hartmut (Michael Wittenborn) beschäftigt.
Gut Ding will Weile haben. Zumindest bei Dinky Sinky ist das der Fall. Anderthalb Jahre ist es her, dass die Tragikomödie beim Filmfest München zwei begehrte Preise einheimsen konnte. Letzten Mai hätte der Film dann auch regulär in die deutschen Kinos kommen sollen. Jetzt hat es doch noch mal ein dreiviertel Jahr länger gedauert, der Verleih wurde inzwischen gewechselt. Das passt dann irgendwie auch zu einem Film, der davon handelt, dass vieles im Leben irgendwie nicht so klappen will, wie man es geplant hat oder es gern hätte.
Ich will, ich will, ich will!
Warum Frida so versessen darauf ist, Kinder zu haben, das wird nie so ganz klar. Die tickende biologische Uhr spielt natürlich eine Rolle. Und da sie als Lehrerin arbeitet, im Bereich Sport, liegt eine Affinität zu Kindern auch nahe. Sonderlich liebevoll erscheint sie jedoch nicht, eher wie jemand, der seinen Willen durchdrückt, gleich auf welche Art. „Du bist ein Kontrollfreak“ wird eines ihrer Dates zu ihr sagen. Und auch wenn aus der konkreten Situation nicht ersichtlich wird, wie ihr Gegenüber das aus ihrem Verhalten ablesen will, ganz falsch ist der Vorwurf nicht.
Sonderlich sympathisch macht sie das nicht. Allgemein geizt Regisseurin und Drehbuchautorin Mareille Klein mit Sympathieträgern. Das macht ihren Film für all die Leute etwas unzugänglich, die gern mit anderen mitfiebern. Es macht den Film selbst aber sympathisch, der sich nicht an die übliche Schablone hält, in der es nur verhinderte Alltagshelden geben darf. Fridas Leben ist ein Chaos, nicht damit sich am Ende alle in die Arme fallen und nach einem dramatischen Wendepunkt alles wieder gut ist. Ihr Leben ist ein Chaos, weil das Leben manchmal eben nicht mehr ist als das.
Irrwege in jeder Hinsicht
Man sollte als Zuschauer deshalb auch nicht allzu sehr nach einem roten Faden suchen. Klein scheint mehr daran interessiert zu sein, einzelne Aspekte aus Fridas Bestreben nach Nachwuchs zu zeigen, anstatt eine fortlaufende Geschichte daraus zu basteln. Die Dateerfahrungen dauern nur ein paar Minuten, Themen wie die Samenbank oder Probleme an der Schule werden eingeführt, ohne dass sie wohin führen. Eine wirkliche Entwicklung der Hauptfigur findet ohnehin nicht statt.
Das ist einerseits konsequent, denn der Weg zum Glück lässt einen schon mal in die Irre laufen. Es wird dabei nur nicht so ganz klar, was Dinky Sinky als Film denn genau sein will. Dafür sind auch das Alltägliche und das Absurde hier zu nah beieinander. Manche Szenen könnten direkt auf der Straße aufgenommen sein, andere bemühen sich eher krampfhaft um Skurrilität. Insgesamt macht es aber doch Spaß, Frida bei ihren Irrwegen zuzusehen. Und den Schauspielern bei der Arbeit: Katrin Röver als verbissene Möchtegernmutter gehört zu den Glanzpunkten. Michael Wittenborn gibt den wunderbar widerwärtigen neuen Freund der Frau Mama. Und so ist es nach dem holprigen Weg dann eben doch ganz schön, diesen etwas anderen Film über Kinderwunsch nun in den Kinos begrüßen zu dürfen, selbst wenn dabei nicht alles so ist, wie man es gern hätte.
OT: „Dinky Sinky“
Land: Deutschland
Jahr: 2016
Regie: Mareille Klein
Drehbuch: Mareille Klein
Musik: Johannes Stankowski
Besetzung: Katrin Röver, Till Firit, Michael Wittenborn, Ulrike Willenbacher
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