„Knock“, Frankreich, 2017
Regie: Lorraine Lévy; Drehbuch: Lorraine Lévy; Musik: Cyrille Aufort
Darsteller: Omar Sy, Ana Girardot
Ein mittelloser Kleinkrimineller auf der Flucht vor seinen Schuldnern findet im Frankreich der 40er Jahre Zuflucht auf einem Schiff, indem er sich als Arzt ausgibt. Schnell bemerkt er die Vorteile und die Macht, die ein Mediziner den Patienten gegenüber hat und beschließt, wirklich Medizin zu studieren. Fünf Jahre später übernimmt er als Doktor Knock (Omar Sy) eine Praxis im beschaulichen Saint Maurice. In dem eingeschlafenen Dörfchen sind alle gesund, Mediziner und Apotheker haben nichts zu tun. Doch Knock setzt alle Hebel in Gang und schenkt kleinen Wehwehchen große Beachtung. Die Dorfbewohner lassen sich allzu gerne aus ihrer Tristesse ziehen und so bringt Knock seine Praxis und die Dorfapotheke zum Boomen.
Trockener Humor, der von der Naivität der Dorfbewohner lebt
Knock spielt der Psyche der Patienten einen Streich, indem er ihnen einredet, dass sie krank sind oder erkranken könnten, wenn sie nicht so schnell wie möglich in eine überaus teure Behandlungsmethode investieren. Der umgekehrte Placebo-Effekt schlägt bei den Dorfbewohnern ein wie eine Bombe. Sobald sie denken, sie sind krank, fühlen sie sich auch so und machen alles, was ihnen der neue Doktor sagt. Der Humor, der mit der dümmlichen Art der Menschen spielt, fängt den Zuschauer von Anfang an ein und verbreitet gute Laune.
Die Regisseurin Lorraine Lévy (Der Sohn der anderen) übt Kritik an der Engstirnigkeit der Bewohner solcher kleinen abgeschnittenen Dörfer, die der Langeweile und dem Nichtstun ausgeliefert sind und sich auf alles Neue und Aufregende stürzen. Das beste Beispiel ist die Frau des Apothekers, die den Doktor auf witzigste Art und Weise anhimmelt und sich ihm voller Lust anbietet. Die Bewohner strotzen nur so vor Unzufriedenheit und lassen sich daher alles aufschwatzen, ohne nachzufragen. Einzig und allein der Pfarrer ist von Anfang an skeptisch, auch neidisch auf den neuen Doktor, der die Blicke aller auf sich zieht. Er stellt sich direkt gegen ihn und versucht mit aller Kraft, den Doktor bloßzustellen und zu entlarven. Doch obwohl der Doktor der eigentliche Betrüger ist und der Pfarrer ihm auf die Schliche kommt, ist für den Zuschauer eindeutig der Pfarrer der Bösewicht des Films.
Der Gauner wird zum Dorfhelden
Knock fällt sofort auf, als er das erste Mal durch Saint Maurice spaziert. Sowohl durch seine Hautfarbe, als auch durch seine Statur, Ausstrahlung und Offenheit hebt er sich von den Dorfbewohnern ab. Er lockt den Leuten das Geld aus der Tasche, jedoch auf liebenswerte, witzige Art und Weise, welche ihn nicht als böswilligen Gauner dastehen lässt. Seine kriminelle Vergangenheit hat ihn geformt und ihm eine gute Menschenkenntnis erbracht. Er weiß ganz genau, was sich die Patienten insgeheim wünschen und wovor sie Angst haben. Bis zum Schluss ist nicht ganz klar, ob er tatsächlich Medizin studiert hat, oder ob wirklich alles geschwindelt war. Wie auch immer – Knock hilft den Menschen. Alle verändern sich durch ihn positiv, auch wenn sie gar nicht wirklich krank sind. Er hat ihr tristes Leben aufgemischt und ist ein Teil der Gemeinschaft geworden.
Omar Sy lächelt sich mal wieder ein Stück tiefer in die Herzen des Publikums und geht in seiner Rolle als frecher, aber liebenswerter Arzt völlig auf. Er verleiht der Hauptfigur eine zärtliche und warmherzige Seite. Die Story des Films ist denkbar einfach gehalten. Die Dorfbewohner werden aufs Korn genommen und um noch eine weitere Facette einzubringen, biegt die Geschichte mal kurz ab in eine Lovestory aus Freud und Leid. Dadurch lässt sich der Film schwer einordnen, das Drehbuch ist oberflächlich gehalten und verlässt sich etwas zu sehr auf die Schauspieler. Der trockene Humor des Films ist trotzdem herrlich und nicht zu übertrieben. Docteur Knock macht gute Laune und hinterlässt ein freudiges Schmunzeln.
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