Game Night
© Warner Bros

Game Night

„Game Night“, USA, 2018
Regie: Jonathan Goldstein, John Francis Daley; Drehbuch: Mark Perez; Musik: Cliff Martinez
Darsteller: Jason Bateman, Rachel McAdams, Kyle Chandler, Billy Magnussen, Sharon Horgan, Lamorne Morris, Kylie Bunbury, Jesse Plemons

Game Night
„Game Night“ läuft ab 1- März 2018 im Kino

Wenn es ums Spielen geht, da verstehen Max (Jason Bateman) und Annie (Rachel McAdams) keinen Spaß. Schon in jungen Jahren stand der Sieg an erster Stelle, der Rest ist eher eine Begleiterscheinung. Daran hat sich bis heute nichts geändert, auch als Ehepaar veranstalten sie regelmäßig hart umkämpfte Spieleabende. Zu Max großem Unglück meldet sich eines Tages auch sein Bruder Brooks (Kyle Chandler) dazu an. Der ist nicht nur ebenso verbissen wie Max. Er ist auch erfolgreich. So richtig katastrophal wird es jedoch erst, als Brooks selbst einen Spieleabend organisiert, der mit seiner eigenen Entführung endet – und die anderen das für einen Teil des Spiels halten.

Wir kennen sie alle, diese Mitspieler, denen beim Kampf um den Sieg jedes Mittel recht ist. Da wird geschimpft, da wird betrogen und zum Ende ein langes Gesicht gemacht, wenn doch jemand anderes gewinnen sollte. Alles unfair! In Game Night gibt es dann auch gleich ein ganzes Sammelsurium solcher Leute, bei denen Spielspaß mit den erreichten Punkten korreliert. Sympathisch ist das in den seltensten Fällen. Trotz des Charismas von Bateman (Dirty Office Party) und McAdams (Spotlight), so ganz sicher ist man sich hier nie, ob man die beiden Spielejunkies nun mag oder nicht. Dafür ist es umso vergnüglicher, ihnen als Unbeteiligter Gesellschaft zu leisten, ihnen beim Spielen zuzusehen, ohne selbst dabei betroffen zu sein.

Viel Spielspaß auf schwankendem Niveau
Der Film selbst besteht eigentlich aus drei Teilen, die zwar alle im Bezug zu Spielen stehen, sich aber doch deutlich voneinander unterscheiden. Der erste zeigt die beiden und ihre Freunde beim Spielen selbst. Das ist vor allem für die Zocker im Publikum ein Anlass zur Freude: Viele bekannte Klassiker kommen auf den Tisch, liegen im Regal im Hintergrund oder werden zumindest angedeutet. Die Auswahl ist dabei jedoch erkennbar amerikanisch, auf die typisch europäischen, komplexeren Brettspiele wird grundsätzlich verzichtet. Der pure Wettstreit steht im Vordergrund, nicht das Studieren von langen Regelanleitungen.

Der eigentliche Höhepunkt ist jedoch der Mittelteil. Während die ersten Spielesessions hauptsächlich dazu da waren, die Figuren einzuführen, heißt es nun, Jagd auf die Entführer zu machen. Der Spaß besteht hier darin, dass die begeisterten Spieler gar nicht erkennen, wie sie Teil einer echten Entführung ist. Normalos, die sich mit Gangstern anlegen, denen begegnen wir in Filmen andauernd. Normalos, die aber gar nicht merken, dass es Gangster sind, das ist nicht ganz so häufig. Gerade weil wir als Publikum schon deutlich früher eingeweiht sind, sind viele der Situationen umwerfend komisch. Da werden die Regeln der Spielwelt auf die der Realität angewendet, ahnungslos bringt sich jeder in die größte Gefahr, im festen Glauben, alles unter Kontrolle zu haben. Was natürlich nicht stimmt. Zum Glück.

Spielfreude in jeglicher Hinsicht
Nicht ganz so glücklich ist der dritte Teil, wenn die Absurdität zugunsten einer konventionelleren Action-Komödie aufgegeben wird. Das Chaos bleibt auch in diesen Situationen noch groß, das reizvolle Szenario wird dabei jedoch leider ein wenig vergessen. Diese kleine Enttäuschung machen aber die spielefreudigen Darsteller recht gut wett. Besonders Jesse Plemons (Black Mass), der einen depressiven Cop spielt, den keiner bei den Spieleabenden dabeihaben will, ist Gold wert. Hinzu kommt die Dynamik sowohl innerhalb der Gruppe wie auch innerhalb der Pärchen, welche immer wieder kleinere Lacher provoziert. Das mag nicht besonders clever sein, der Anspruch ist eher gering. Aber Game Night macht am Ende so viel Spaß, dass selbst ausgewiesene Spielemuffel hier einmal vorbeischauen dürfen – nach vielen enttäuschenden Hollywood-Komödien darf hier endlich mal wieder tatsächlich gelacht werden.



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Sieben Spieler, eine vermeintlich gespielte Entführung und jede Menge Spaß – „Game Night“ ist eine schöne Überraschung im Einheitsbrei der Hollywood-Komödien. Das originelle Szenario und die spielfreudigen Darsteller sorgen für jede Menge launiges Chaos, auch wenn der Film im letzten Drittel dann doch ein wenig abbaut und zu einer konventionelleren Action-Komödie wird.
7
von 10