Kineski Zid
© Katharina Diessner

Kineski zid

„Kineski zid“, Deutschland, 2017
Regie: Aleksandra Odić; Drehbuch: Aleksandra Odić; Musik: Micha Kaplan

Kineski Zid
„Kineski zid“ läuft im Rahmen der 68. Berlinale (15. bis 25. Februar 2018)

Es ist ein so schöner Nachmittag oder hätte es zumindest sein können. Die Kinder planschen im Pool, es wird gefuttert, was das Zeug hält, herumgealbert, kritisiert und kräftig gestritten. So wie immer eben, wenn die Familie im Haus der Großeltern zusammenkommt. Aber irgendetwas ist anders dieses Jahr, auch wenn die meisten nicht sagen können, was es ist. Nur die achtjährige Maja spürt, dass mit ihrer Lieblingstante Ljilja etwas nicht stimmt. Denn die plant, in der Nacht heimlich abzuhauen, Bosnien hinter sich zu lassen, um in Deutschland ihr Glück zu suchen.

Zwanzig Jahre sind nunmehr seit dem letzten Krieg vergangen. Doch der Schatten des alten Jugoslawiens und die vielen Konflikte aus dieser Zeit, die damals zugefügten Wunden, sie sind noch immer in den Filmen aus dem Balkan zu spüren. Auch in Kineski zid kommt der Krieg zur Sprache. Mal etwas expliziter. Mal verschwindet er in Nebensätzen. Mal ist er auch einfach nur dabei, ohne dass er namentlich genannt wird.

Alte Konflikte, mit Humor verarbeitet
Der Film von Regisseurin und Drehbuchautorin Aleksandra Odić ist dabei jedoch nicht allzu düster. Die Familienmitglieder nehmen es eher mit Humor, wenn Oma mal wieder die alten Geschichten auskramt, die sie schon so oft erzählt hat. Einfach nicht zuhören, nicht beachten. Dann wird sie irgendwann vielleicht von selbst aufhören. Oder auch nicht. Kineski zid ist deshalb auch weniger mit Nachkriegsdramen wie Enklave zu vergleichen. Wenn dann ähnelt der Film eher Sommerhäuser, das letztes Jahr im Kino lief und ebenfalls ein sommerliches Anwesen der Großeltern zum Anlass nahm, familiäre Strukturen aufzuzeigen, Politisches dabei eher beiläufig hineinkommt.

Aufgrund der Kürze des Films – Kineski zid dauert nur rund 35 Minuten – kann das hier natürlich in eine vergleichbare Tiefe gehen. Während bei dem großen Kollegen nach und nach alte Konflikte und auch Persönlichkeiten sichtbar werden, bleibt das hier zwangsweise an der Oberfläche. Von den meisten Familienmitgliedern wird man am Ende nicht mehr wissen als zu Beginn. Zumindest aber gibt der Beitrag der Berlinale 2018 schön die Atmosphäre eines solchen Familientreffens wieder und spielt mit den kleinen Abgründen, die hinter der sonnigen Fassade lauern.



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Eine Familie trifft sich wie immer bei den Großeltern zu einem sommerlichen Nachmittag mit viel Essen, Trinken und Streitgesprächen. „Kineski Zid“ gibt schön die Atmosphäre eines solchen Treffens wieder und spielt mit versteckten Konflikten, bleibt aber allein schon aufgrund der Kürze zu sehr an der Oberfläche.
6
von 10