„Molly’s Game“, USA, 2017
Regie: Aaron Sorkin, Drehbuch: Aaron Sorkin, Musik: Daniel Pemberton
Darsteller: Jessica Chastain, Idris Elba, Kevin Costner, Michael Cera
Schon in ihren jungen Jahren war Molly Bloom (Jessica Chastain) ehrgeizig. Lediglich eine schwere Rückenverletzung hielt sie von einer Profikarriere als Skisportlerin ab. Das ist für sie jedoch kein Grund, um nur noch schmollend in der Ecke zu sitzen. Mollys neues Ziel ist es, Anwältin zu werden. Doch bevor sie mit dem Jurastudium anfängt, möchte sie noch ein Gap-Year in Los Angeles einlegen. Durch ihren Chef gelangt sie dort in die Welt von abendlichen Pokerspielen mit prominenter Besetzung und hohen Einsätzen. Schnell findet die junge Dame Gefallen daran und fängt schon bald an, selber solch kleine Turniere auszurichten. Dabei sitzen nicht nur Filmstars, sondern auch reiche Unternehmer und erfolgreiche Sportler am Tisch. Irgendwann landen jedoch auch Mitglieder des organisierten Verbrechens in der Runde, was Molly zu einer lukrativen Informantin für das FBI macht. Sie weigert sich jedoch zu kooperieren und ist somit, um nicht ins Gefängnis zu müssen, auf die Hilfe des Anwalts Harlie Jaffey (Idris Elba) angewiesen.
Auf seinem Gebiet gehört Drehbuchautor Aaron Sorkin ohne Zweifel zu dem Besten, was Hollywood derzeit zu bieten hat. Schon mit The Social Network und Steve Jobs bewies er, dass er es versteht, umstrittene und visionäre Persönlichkeiten vielschichtig und interessant darzustellen und daraus eine unterhaltsame Charakterstudie zu formen. Gleiches gelingt ihm auch bei Molly’s Game, wo der gebürtige New Yorker nun auch erstmals auf dem Regiestuhl Platz nimmt.
Scharfzüngiges und informatives Dialogfeuerwerk
Dabei bleibt seine Handschrift unverkennbar (was natürlich auch daran liegt, dass er das Skript selbst verfasst hat). Bereits sehr früh im Film prasselt ein wahres Feuerwerk an scharfen und rhythmischen Dialogen auf den Zuschauer ein, mit deren Hilfe dieser eine Menge über die einzelnen Figuren erfährt (ohne dass dies direkt angesprochen wird). All diese Informationen aufzunehmen und gleichzeitig dem zu folgen, was gerade weiterhin auf der Leinwand besprochen oder auch diskutiert wird, ist nicht gerade leicht. So sind eine zweite und möglicherweise auch dritte Sichtung des Films beinahe unabdinglich, um sämtliche Details zu verstehen und zu verarbeiten.
Auch die nicht-lineare Erzählweise macht sich Sorkin hier einmal mehr zu Nutze. Dabei springt er immer wieder zwischen dem aktuellen Geschehen, rund um den Gerichtsprozess, und Mollys Vergangenheit als Poker-Queen hin und her. Ab und zu verschlägt es ihn noch etwas weiter zurück, in die Kindheit von Molly, wo vor allem ihr Verhältnis zu ihrem Vater im Vordergrund steht. All das dient zum einen dazu, die Protagonistin in ihrer Gänze kennenzulernen. Zum anderen hilft es aber auch dabei, die Frage zu beantworten, die bei Sorkins Filmen immer wieder im Mittelpunkt steht. Was passiert ist, ist relativ früh klar (eigentlich verrät es sogar der Trailer schon). Viel spannender ist jedoch: Wieso ist es passiert? Und genau dieses langsame Vortasten bis hin zum Zusammenfügen der einzelnen Versatzstücke ist es, was Molly’s Game auf der inhaltlichen Ebene so interessant macht.
Unterhaltsam bis zum turbulenten Ende
Nur zum Ende hin, wo alle Stränge zusammenlaufen, passiert dann etwas zu viel auf einmal. So hätte der Film trotz seiner stolzen Laufzeit von weit über zwei Stunden noch die ein oder andere Minute mehr vertragen. Doch es ist nicht nur das tolle Drehbuch, welches den Film so besonders macht, sondern auch der Cast. Angeführt von einer fantastischen Jessica Chastain, ist er auch bis in die kleinen Nebenrollen, mit beispielsweise Jeremy Strong, Bill Camp und Chris O’Dowd, bestens besetzt. Unterhaltsam ist er noch dazu, selbst wenn man selber nicht allzu viel mit Poker am Hut hat. Und schlussendlich erinnert uns Molly’s Game noch daran, dass im Leben alles von den Zufälligkeiten des Schicksals abhängt – in diesem Falle von einem gefrorenen Kiefernzweig.
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