„Porto“, Frankreich/Polen/Portugal/USA, 2016
Regie: Gabe Klinger; Drehbuch: Larry Gross, Gabe Klinger
Darsteller: Anton Yelchin, Lucie Lucas
Es war der Zufall, der den amerikanischen Auswanderer Jake (Anton Yelchin) und die Französin Mati (Lucie Lucas) zusammengebracht hat. Vielleicht sogar das Schicksal. Wer sonst hätte wissen können, dass sie sich erst auf einer Ausgrabungsstätte und später in einem Café über den Weg laufen würden? Und es war Liebe auf den ersten Blick, als sie sich in Porto begegnen, der mysteriös-romantischen portugiesischen Stadt. Auch wenn es nur die eine Nacht bleiben sollte, die sie miteinander verbringen, diese eine Nacht werden sie nie vergessen.
Wo beginnt die Liebe? Wo hört sie auf? Das wird sich jeder schon mal gefragt haben, gerade auch wenn eine Beziehung irgendwie nicht dorthin geführt hat, wo man sie gern gehabt hätte. Auch Jake wird es so gehen, wenn die Nacht seines Lebens nicht der Anfang, sondern gleichzeitig auch das Ende war. Was ist schief gelaufen? Hat er etwas falsch gemacht? Hat er sich in Mati getäuscht?
Ich sehe was, was du nicht siehst
Porto ist aber nicht allein ein Film über eine Romanze. Es ist ein Film über Perspektiven, über unterschiedliche Wahrnehmungen. Das ist teilweise wörtlich gemeint, wenn Regisseur Gabe Klinger und sein Kameramann Wyatt Garfield ständig das Bildformat wechseln. Es betrifft vor allem aber auch, wie die Geschichte erzählt wird. Das Drama verzichtet auf eine Chronologie, springt lieber hin und her, zeigt uns das Geschehen auch gern mehrfach – mal aus Jakes, mal aus Matis Sicht.
Einige der Fragen Jakes werden auf diese Weise beantwortet. Die Puzzleteile aus Matis Leben, die er nicht sieht, sie gar nicht sehen kann, sie finden hier zueinander und ergeben mit der Zeit ein Bild. Vollständig wird es dennoch nicht. Porto fordert von den Zuschauern viel Mut zur Lücke, vielleicht auch die Bereitschaft, offene Fragen entweder für sich zu beantworten oder als unbeantwortet zu akzeptieren. Schließlich hat auch das Leben nicht immer für alles eine Antwort. Oder überhaupt das Interesse an einer solchen.
Eine bewusst andere Romanze
Porto ist daher weniger für Zuschauer geeignet, die eine klare Struktur und konventionelle Handlungsverläufe brauchen. Sie ist auch weniger für das eigentliche Romanze-Zielpublikum geeignet, dafür ist das hier alles zu widersprüchlich, nicht glücklich genug. Auch nicht real genug. Der Film ist von Anfang an von einer sehr traumartigen Atmosphäre durchdringt – nicht zuletzt wegen der Kulisse der Titelstadt, die dazu einlädt, sich fallen und treiben zu lassen. Zwei Fremde, eine Nacht, eine Liebe, die in den Schatten verschwindet.
Das ist eine Menge und gleichzeitig nicht viel. Eine Begegnung, die berührt und gleichzeitig so distanziert ist, dass man ihr nicht nahekommt. Versponnen und nie ganz da. Ein Leben und eine Liebe, die einem bekannt vorkommt und doch fremd bleibt. Das ist vielleicht nicht immer ganz befriedigend, der experimentell-impressionistische Film versucht ein bisschen sehr, zu einem Kunstwerk zu werden. Für ein aufgeschlossenes Publikum ist das etwas andere Drama aber doch einen Blick wert, und sei es nur um den so tragisch verunglückten Anton Yelchin (Green Room, Star Trek Beyond) in einer seiner letzten Rollen noch einmal sehen zu dürfen.
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